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Bis du erwachst

Bis du erwachst

Titel: Bis du erwachst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lola Jaye
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überlasse ich euch mal euren Plänen.»
    «Hast du heute Abend frei?»
    «In der Bar? Ja.»
    «Das ist gut. Ich meine, was soll das alles denn?» Das Mädchen wand sich ungeduldig in Michaels Armen. «Sich derart kaputtzuarbeiten. Also ich meine, es ist schon okay, aber nur, solange man noch zum Leben kommt.»
    «Es ist noch nicht lange her, dass wir uns selbständig gemacht haben, es dauert eben, bis   …» Cara hatte das Gefühl, als müsse sie sich rechtfertigen. Das hatte sie noch nie gemacht.
    «Bis es Gewinn abwirft, ich weiß. Aber wenn es dann so weit ist, meint man, expandieren zu müssen. Und arbeitet wieder von früh bis spät. Unter Umständen kommt es soweit, dass man immer eine Ausrede findet, um sich abzurackern und das eigentliche Leben zu verpassen.»
    «So schlimm sind wir doch gar nicht, Michael.» Cara war sich nicht sicher, welche Pillen dieser Mann schluckte.
    «
Ich werde glücklich sein, wenn
… Kommt dir der Satz vertraut vor?
Ich werde glücklich sein, wenn ich ein größeres Auto habe.
Man kauft sich das Auto, und dann heißt es:
Ich werde glücklich sein, wenn ich einen besser bezahlten Job habe.
Man bekommt den Job, und dann ist wieder etwas anderes. Man träumt ständig vom Glück, erreicht es aber nie. Und was passiert währenddessen? Was passiert,
bis man erwacht

    «Man lebt.»
    «Hoffentlich.»
    Sie lächelte verlegen.
    «Wann warst du zum letzten Mal im Park spazieren, hast die Bäume gerochen, die frische Luft geatmet und den Vögeln zugehört, einfach so?»
    «Ach, die Luft ist verdreckt, und die Vögel scheißen überall hin.»
    «Cara, du weißt genau, was ich meine.»
    «Und überhaupt, wer hat für so was denn Zeit?»
    «Na also.»
    Cara schaute zu Boden. Wie konnte sie nur an diesen Punkt kommen?
    «Okay, heben wir uns die schwierigen Themen für ein anderes Mal auf», sagte er, als das Gesicht der Kleinen sich wütend verfinsterte.
    «Aber eins möchte ich noch wissen   …»
    «Onkel Michael, können wir jetzt gehen?», fragte der Junge.
    «Einen Augenblick, George. Cara, gibt es etwas, was duauf Eis gelegt hast? Du weißt schon, etwas, was du tun willst, wenn du dieses und jenes erledigt hast? Vielleicht etwas, was du schon seit Ewigkeiten auf später verschiebst?»
    Sie schüttelte den Kopf. Allmählich fand sie, dass dies alles übertrieben tiefschürfend war für ein beiläufiges Gespräch im Park, noch dazu mit zwei Kindern, die jeden Augenblick einen fürchterlichen Wutausbruch bekommen konnten.
    «Nein, eigentlich nicht.»
    «Okay. Dann hast du alles im Griff, und ich entschuldige mich für meine kleine Ansprache. Ich setz die beiden lieber schnell auf die Schaukel, bevor sie mich bei ihrer Mutter verpetzen. Wir sehen uns dann? Im Krankenhaus?»
    «Ja, klar», erwiderte sie.
    Als sie den dreien nachsah, fühlte sie sich irgendwie unwohl. So als hätte sie Michael eben belogen. Sie war sich nicht sicher. Hatte sie gelogen? Vermutlich ja.

31
    Als sie wieder allein in der Wohnung war, versuchte sich Cara auf eine DVD zu konzentrieren, aber ihr ging Michaels Satz nicht aus dem Sinn.
    Ich werde glücklich sein, wenn   …
    Cara hatte nie zu den Leuten gehört, die die Dinge auf die lange Bank schoben. Als ihr damals die Idee gekommen war, eine Bar zu eröffnen, hatten die Leute Schlange gestanden, um ihr davon abzuraten. Sie solle doch erst einmal etwas Kapital ansparen und Erfahrungen mit der Selbständigkeit sammeln. Als sie mit Ade die Wohnung kaufen wollte, hatte er von Vorsicht geredet. Sie hatte immer nur gedacht:
Auf geht’s, kaufen wir uns eine schicke Wohnung, die wir uns eigentlich gar nicht leisten können. Tun wir es einfach.
Wenn sie ein Paar Schuhe haben wollte, dachte sie nie darüber nach, ob sie vielleicht unbequem sein könnten – sie kaufte sie, weil sie einfach so schick waren! Anders als ihre vorsichtige Schwester Lena wusste Cara, wie man das Leben genoss. Das hatte sie schon immer gewusst, und wenn Michael sie länger als fünf Minuten gekannt hätte, hätte er das auch gesehen.
    Sie konnte den Bildern auf der Mattscheibe überhaupt nicht folgen, weil sie mit den Gedanken ganz woanders war.Tief in ihr rannte irgendetwas gegen ihre Verteidigungswälle an, etwas, das nicht wollte, dass sie Michaels Worte einfach so abtat.
    Gab es etwas, was sie auf Eis gelegt hatte?
    Denk nach.
    Denk nach.
    In dem Moment, in dem sie aufblickte, spürte sie es.
    Hatte sie Ade nicht gesagt – ihm immer wieder gesagt   –, dass sie mit einem Kind noch

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