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Bis einer stirbt

Bis einer stirbt

Titel: Bis einer stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Buettner
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Und wann? Und dann war da noch etwas: Er hat gewartet. Aber auf was? Auf wen? Klara! Als ihr Name in sein Hirn schießt, weiß er plötzlich ganz sicher, dass er nicht tot ist. Er lebt! Für eine Sekunde durchströmt ihn das Gefühl ungeheurer Erleichterung. Aber dann setzt sofort eine neue Panik ein. Eine ganz andere Form von Panik. Nicht mehr die Angst, tot zu sein, sondern die, bald zu sterben. Er weiß nicht, welche schlimmer ist.
    Was macht er hier? Und wo ist er, verdammt? Immer noch am Segelhafen? Oder längst an einem ganz anderen Ort, den er nicht kennt? Es gibt nicht den geringsten Anhaltspunkt.
    Er liegt auf eiskaltem, steinhartem Boden, ganz sicher ist es nackter Beton. Er kann keine Wand neben sich ertasten, die wenigstens eine Orientierung im Raum bieten würde. Die Dunkelheit bleibt weiter undurchdringlich, löst sich auch durch die Gewöhnung nicht auf. Die Kälte tut weh bis in die Knochen. Als er aufsteht, stößt er völlig unvorbereitet und so heftig mit dem Kopf an die Decke, dass er sich kaum auf den Beinen halten kann. Tatsächlich ist der gesamte Raum so flach, dass er nur in geduckter Haltung darin stehen kann.
    Mit vorgestreckten Armen macht er ein paar unsichere Schritte. Doch dann stolpert er und stürzt der Länge nach auf den harten Boden, verletzt sich aber nicht. Auf den Knien tastet er sich vorsichtig zurück zu der Stelle, an der er gefallen ist. Er will das Hindernis finden. Vielleicht gibt es ihm irgendeinen Aufschluss über diesen Ort.
    Dann hat er es. Seine Hände fühlen und tasten verzweifelt. Unbedingt will er herausfinden, was es ist. Aber am Ende handelt es sich um nichts weiter als um einen wenige Zentimeter aus dem Boden hervorstehenden Steinabsatz. Als er das erkannt hat, ist er keinen Schritt weiter als zuvor.
    Er merkt, wie ihm die Tränen in die Augen schießen, aber er will jetzt nicht heulen. Auf keinen Fall will er das. Er will wissen, wo er hier ist, was er hier macht, was er hier soll. Und dann so schnell wie möglich von hier fortkommen.
    Auf den Knien robbt er weiter. Noch immer sucht er wenigstens eine Wand als ersten Anhaltspunkt. Aber erst eine Ewigkeit später, als er kaum noch daran glaubt, ertastet er eine.
    Im gleichen Augenblick durchfährt ihn ein bohrender Schmerz. Unwillkürlich schreit er auf. Es ist irgendetwas in seinem linken Knie. Er zieht sich an der Wand hoch, lehnt sich mit dem Rücken dagegen, er stöhnt laut, der Schmerz lässt nicht nach. Er spürt jetzt nicht mal mehr die Kälte.
    Er tastet nach dem Knie. Er fühlt etwas, einen Gegenstand, hart, eher klein, der in seinem Bein steckt. Es ist ein Nagel.Verdammt, er hat sich einen blöden Nagel ins Bein gerammt! Direkt neben der Kniescheibe. In plötzlicher Panik reißt er ihn heraus und schleudert ihn weit von sich. Er hört den Nagel an die gegenüberliegende Wand fliegen und dann mit einem leisen Klirren zu Boden fallen. Der Raum ist nicht halb so groß, wie er geglaubt hat.
    Plötzlich spürt er, dass die Hose um sein Knie zuerst feucht, dann nass wird. Es ist Blut, das aus der Wunde sickert. Es hört nicht auf. Er muss die Blutung stoppen. Er lässt sich auf den Boden sinken, den Rücken gegen die Wand gelehnt, bleibt er sitzen. Panisch reißt er sich Jacke, Pullover und T-Shirt vom Leib, schlingt sofort das Shirt um seinen Oberschenkel, zieht daran und knotet es zu, so fest es geht. Das hat er in irgendeinem Film gesehen.
    In seiner Angst spürt er plötzlich nicht mal mehr den beißenden Schmerz. Anscheinend hat er das Richtige getan, denn das Bluten hört auf. Tief erleichtert lehnt er sich zurück. Er spürt, dass sich auf seiner Stirn Schweiß gebildet hat – trotz der feuchten Kälte in diesem Raum, die immer unerträglicher wird. Hastig streift er sich Pullover und Jacke wieder über.
    Ihm wird klar, dass er noch keinen einzigen Schritt weitergekommen ist, seit er in dieser totalen Finsternis zu sich kam. Ganz im Gegenteil, er ist jetzt auch noch verletzt. Er weiß nur, dass er sich in einem kleinen, niedrigen Raum befindet und dass Zeit vergangen ist. Auch wenn er nicht die leiseste Ahnung hat, wie viel. Eine Uhr hat er nicht. Auch kein Handy. Keine Ahnung, wo das blöde Ding abgeblieben ist.
    In seiner Hoffnungslosigkeit beginnt er nun doch zu weinen. Und er denkt an Klara, so intensiv wie noch nie in seinem Leben. Wenn sie jetzt hier wäre, würde es

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