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Bis einer stirbt

Bis einer stirbt

Titel: Bis einer stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Buettner
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irgendwie weitergehen. Das weiß er ganz genau. Sie findet immer einen Weg, selbst in der verzwicktesten Situation. Aber Klara ist nicht hier. Er ruft ihren Namen, brüllt ihn, aber der Ruf hallt nur ungehört von den Wänden seines winzigen Gefängnisses wider.

13
    Beim Frühstück am nächsten Morgen sah ich Marlena zum ersten Mal seit ein paar Tagen wieder. Nach dem zweiten Mord verdoppelte sich ihr Pensum und sie arbeitete täglich bis spät in die Nacht.
    Â»Deine Mutter hat gestern bei mir angerufen«, sagte sie. Wir beide saßen alleine am Tisch. Nils war noch duschen. Sie selbst sah an diesem Morgen zwar müde, aber trotzdem noch gut aus, obwohl sie ungeschminkt war. Keine Ahnung, wie sie das hinkriegte. Mir war inzwischen klar, dass ich sie sehr mochte. Vor allem die Art, wie sie mit Situationen und Menschen umging. Ein bisschen beneidete ich Nils um so eine Mutter.
    Â»Sie hat mich zu sich eingeladen«, fuhr Marlena fort.
    Â»Und?«, fragte ich. »Gehst du hin?«
    Ich hatte so ein Gefühl, als müsste ich mindestens zehn Jahre älter aussehen als Marlena. Die ganze Nacht hatte ich kein Auge zugetan. Ununterbrochen hatte ich an Pit gedacht. Ich machte mir solche Sorgen um ihn! Meine eigenen Probleme erschienen mir dagegen geradezu lächerlich.
    Â»Wenn du mitkommst, ja.« Sie beobachtete mich aufmerksam über den Rand ihres Kaffeebechers hinweg.
    Â»Meine Mutter glaubt, es hätte keinen Sinn, mit meinem Vater zu reden.«
    Â»Sie will es jetzt aber versuchen.« Marlena verteilte mit einem Messer etwas Marmelade auf ihrem Toast. »Natürlich nach unseren Regeln.«
    Â»Da hält er sich doch sowieso nicht dran.« Ich merkte, dass ich mich fast schon anhörte wie meine Mutter, was ich eigentlich nicht wollte.
    Â»Sie will es versuchen. Findest du nicht, wir sollten das Gleiche tun?«
    Â»Wenn er getrunken hat, verschwinden wir sofort wieder?«, vergewisserte ich mich.
    Â»Auf der Stelle«, sagte sie bestimmt. »Ich setze keinen Fuß in die Wohnung, wenn er getrunken hat. Das ist die Regel.«
    Ich war unentschlossen. Aber Marlena lächelte mich so an, dass ich schließlich zurücklächelte, und sagte:
    Â»Okay. Versuchen wir es.«
    Sie hielt noch einmal inne. Ȇbrigens war deine Mutter sehr besorgt: Pit hat sich noch nicht wieder gemeldet. Es gibt keine Spur von ihm.«
    Mir wurde heiß und kalt im selben Augenblick.
    Â»Doch«, druckste ich herum, »gibt es.« Ich konnte sie nicht anschauen. »Ich werde ihn wahrscheinlich heute Vormittag treffen.«
    Â»Wie bitte? Warum weiß deine Mutter nichts davon? Sie stirbt fast vor Angst.«
    Â»Das kann ich jetzt nicht sagen. Heute Mittag weiß ich hoffentlich selbst mehr.« Flehentlich sah ich sie an.
    Â»Okay«, sagte sie und stand auf. »Heute Mittag.«
    Â»Danke«, sagte ich.
    Nils kam aus dem Bad.
    Â»Wisst ihr schon was über Philipp?«, fragte er. Er rubbelte sich die Haare trocken.
    Marlena schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Aber ich denke, das kann nach eurem Hinweis nicht mehr lange dauern. Ich rechne damit, dass wir seine Identität noch heute klären werden.«
    Â»Und«, fragte er eine Spur vorsichtiger, »wisst ihr schon irgendwas über die anderen, die in dieser Halle waren?«
    Â»Nur, dass dort mindestens zehn Personen übernachtet haben«, sagte Marlena.
    Â»So viele?«, wunderte sich Nils.
    Â»Wahrscheinlich nicht alle zur selben Zeit«, meinte sie, »sondern in wechselnder Besetzung. Sicher aber war die Halle ein Treffpunkt für Versammlungen. Möglicherweise auch so was wie ein Zwischenlager.«
    Â»Für Menschen?«
    Â»Vielleicht auch das, hauptsächlich aber für Beute.«
    Marlena schenkte sich Kaffee nach, den sie wie immer schwarz trank.
    Â»Ihr geht also davon aus«, resümierte Nils, »dass es sich um eine Diebesbande handelt.«
    Â»Um eine oder vielleicht sogar mehrere«, bestätigte Marlena. Nils hängte sich das Handtuch über die Schulter und schob zwei Toasts in den Röster. Er schien überrascht.
    Â»Wieso mehrere?«, fragte er. »Wieso nicht eine große ?«
    Â»Auch das ist möglich«, meinte sie. »Aber dann ist es eine mit verschiedenen Spezialgebieten, was eher ungewöhnlich wäre.«
    Â»Wie kommt ihr darauf?« Nils lehnte am Schrank, wartete auf den Toast.
    Â»Zwar haben wir nicht viel gefunden«,

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