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Bis einer stirbt

Bis einer stirbt

Titel: Bis einer stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Augenblick.
    »Doch«, druckste ich herum, »gibt es.« Ich konnte sie nicht anschauen. »Ich werde ihn wahrscheinlich heute Vormittag treffen.«
    »Wie bitte? Warum weiß deine Mutter nichts davon? Sie stirbt fast vor Angst.«
    »Das kann ich jetzt nicht sagen. Heute Mittag weiß ich hoffentlich selbst mehr.« Flehentlich sah ich sie an.
    »Okay«, sagte sie und stand auf. »Heute Mittag.«
    »Danke«, sagte ich.
    Nils kam aus dem Bad.
    »Wisst ihr schon was über Philipp?«, fragte er. Er rubbelte sich die Haare trocken.
    Marlena schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Aber ich denke, das kann nach eurem Hinweis nicht mehr lange dauern. Ich rechne damit, dass wir seine Identität noch heute klären werden.«
    »Und«, fragte er eine Spur vorsichtiger, »wisst ihr schon irgendwas über die anderen, die in dieser Halle waren?«
    »Nur, dass dort mindestens zehn Personen übernachtet haben«, sagte Marlena.
    »So viele?«, wunderte sich Nils.
    »Wahrscheinlich nicht alle zur selben Zeit«, meinte sie, »sondern in wechselnder Besetzung. Sicher aber war die Halle ein Treffpunkt für Versammlungen. Möglicherweise auch so was wie ein Zwischenlager.«
    »Für Menschen?«
    »Vielleicht auch das, hauptsächlich aber für Beute.«
    Marlena schenkte sich Kaffee nach, den sie wie immer schwarz trank.
    »Ihr geht also davon aus«, resümierte Nils, »dass es sich um eine Diebesbande handelt.«
    »Um eine oder vielleicht sogar mehrere«, bestätigte Marlena. Nils hängte sich das Handtuch über die Schulter und schob zwei Toasts in den Röster. Er schien überrascht.
    »Wieso mehrere?«, fragte er. »Wieso nicht eine große ?«
    »Auch das ist möglich«, meinte sie. »Aber dann ist es eine mit verschiedenen Spezialgebieten, was eher ungewöhnlich wäre.«
    »Wie kommt ihr darauf?« Nils lehnte am Schrank, wartete auf den Toast.
    »Zwar haben wir nicht viel gefunden«, sagte Marlena, »aber doch manches mit Aussagewert. Vor ihrer Flucht haben sie zwar noch aufgeräumt, aber glücklicherweise nicht gerade gründlich. Die hinterlassenen Spuren könnten auf verschiedene Arten von Verbrechen hindeuten.«
    »Zum Beispiel?«
    »Wir haben eine Brieftasche gefunden, die Beute von Taschendieben gewesen ist. Anderes sieht eher nach Einbruch aus, wie zum Beispiel ein paar Granatsteinchen, die wahrscheinlich aus einem Schmuckstück gefallen sind. Solchen Schmuck tragen oft ältere Damen. In letzter Zeit gab es mehrere Einbrüche in Seniorenwohnungen. Und last, but not least lassen sich auch die Spuren der Tankstellenüberfälle bis hierher zurückverfolgen.«
    »Ganz schön vielseitig«, sagte Nils.
    »Allerdings.« Marlena grinste bitter. »Dahinter steckt eine straffe Organisation. Sonst wären sie schon längst aufgeflogen. Sie machen nicht viele Fehler.«
    »Wurden Fingerabdrücke gefunden?« Die gerösteten Brotscheiben flogen mindestens zehn Zentimeter hoch aus dem Toaster und plumpsten dann unspektakulär zurück in die Schlitze.
    »Davon wimmelt es nur so«, sagte Marlena.
    »Und?«, lauerte Nils. »Nichts Brauchbares dabei?«
    Wie einen großen Schneeball knetete er das Handtuch.
    »Bisher nicht«, erklärte Marlena konzentriert. »Kann auch noch dauern. Gerade die große Anzahl der Abdrücke macht es etwas unübersichtlich und schwierig.«
    Vielleicht ganz gut so, dachte ich und betete: Lass Pit wenigstens mit den Morden nichts zu tun haben! Bitte!
    »Wie kommt es eigentlich«, fragte Marlena Nils, »dass du dich plötzlich so sehr für meine Arbeit interessierst?«
    Mit leisem Lächeln wartete sie ab, während er sich zum zweiten Mal Zucker in den Kaffee schüttete.
    »Das hast du doch immer gewollt, oder?«, fragte er schließlich zurück. »Passt es dir jetzt nicht mehr?«
    »Doch«, sagte sie. »Ich freu mich. Ich dachte nur, dass es vielleicht einen besonderen Grund dafür gibt.« Mit einem ironischen Lächeln sah sie mich an.
    Als er an Klara denkt, fällt es ihm langsam wieder ein. Nach und nach kehren die Bilder in seinen Kopf zurück. Zunächst nur als Puzzleteile, die keinen richtigen Sinn ergeben. Klara, da ist also Klara. Mehr ein Gedanke an sie als ein wirkliches Bild. Der Umriss eines Bildes vielleicht, wenn auch greifbar nah.
    Dann sieht er sein Handy vor sich. Es kommt ihm vor, als sei es das Letzte gewesen, was er draußen vor Augen hatte.
    Aber was ist eigentlich passiert, verdammt? Wie ein plötzlich abgeschnittener Faden enden die Erinnerungen.
    Er fühlt sich wie aus einer Betäubung erwacht. Wurde er

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