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Bis einer stirbt

Bis einer stirbt

Titel: Bis einer stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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gegensätzlich gepolten Magneten. Irgendwie konnte man da nichts machen. Mein Kontrollsystem war ausgeschaltet. Und ich war mir noch nicht mal sicher, ob ich mich darüber ärgern sollte oder nicht.
    »Lass uns ein bisschen die Umgebung absuchen«, schlug ich vor, nachdem mein Kontrollsystem wieder aktiviert war, zum Glück.
    »Um was zu finden?«, fragte Nils ernüchtert.
    »Keine Ahnung«, sagte ich. »Vielleicht haben wir doch eine Spur von Pit übersehen.«
    Wie aneinander gebunden hüpften wir im selben Moment von der Werkbank.
    »Darf ich noch mal?« Es war, als kämen die Worte von jemand anderem, aber sie kamen eindeutig aus meinem Mund. »Ich glaub, ich brauch das jetzt.«
    Nils blieb ernst. »Ich glaub, ich auch.«
    Noch einmal küssten wir uns. Dann gingen wir durch die Seitentür, die Nils entdeckt hatte, nach draußen. Inzwischen nieselte es. Der Regen war so fein, dass ich ihn zwar sehen, aber kaum spüren konnte.
    »Ich hab das saublöde Gefühl«, meinte Nils, »dass es vielleicht überhaupt keinen Sinn macht, hier auf Pit zu warten. Und dass wir das wirklich Wichtige nicht …«
    Mitten im Satz brach er ab. Er hatte irgendwas im Gras entdeckt, gar nicht weit von uns. Sofort sah ich, was er meinte, obwohl es nur schlecht zu erkennen war. Der Gegenstand lag in einem kleinen Häufchen braunen, matschigen Laubs. Er war nicht besonders groß und hob sich farblich kaum vom Untergrund ab. Nils bückte sich danach.
    »Ein Handy. Ist es …«
    Erschrocken nickte ich. Es war Pits Telefon, das sah ich auf den ersten Blick.
    »Sieht aus, als wenn jemand draufgetreten wäre«, sagte Nils. »Das Gehäuse ist beschädigt. Aber es scheint noch zu funktionieren.«
    Er probierte mehrere Tasten aus. Vorsichtig trat ich zu ihm. Gerade rief er die Anrufliste auf.
    »Das letzte Gespräch hat er mit … Moment, mit … dir geführt.«
    Der Schreck fuhr in mich wie ein Blitz.
    Nils begann, vorsichtig den Boden um die Stelle herum abzusuchen, an der das Handy gelegen hatte. Ich ließ ihn machen und beschäftigte mich stattdessen selbst mit dem Telefon. Ich wollte wissen, mit wem Pit vor mir gesprochen hatte. Zum Glück war der Nummernspeicher tatsächlich noch okay. Ich hoffte, dass sich so eine Spur zu meinem Bruder ergab.
    Als ich endlich den Eintrag las, wunderte ich mich: Ausgerechnet Benjamin, sein ehemals bester Freund, zu dem er so lange keinen Kontakt mehr gehabt hatte. Wenigstens hatte er versucht, ihn zu erreichen, mehr ließ sich ja nicht feststellen.
    Kurz entschlossen drückte ich die Nummer. Wenn mir einer die Antwort auf meine Fragen geben konnte, dann nur Ben. Aber ich scheiterte wie Pit zuletzt im Gespräch mit mir an dem Funkloch, das sich hier befand.
    »Wir müssen los!«, rief ich Nils hektisch zu.
    Mittlerweile hatte er sich immer weiter zwischen die kahlen Sträucher vorgearbeitet. Er wühlte mit den Fingern im verklebten Laub herum. Schließlich schien es, als habe er tatsächlich etwas gefunden. Aber ich wollte nur noch los. Ich musste mit Ben reden. So schnell wie möglich! Vielleicht hatte Pit ihm noch irgendwas gesagt, das uns helfen konnte, ihn zu finden. Die Hoffnung war klein, aber ich hatte keine andere.
    »Nun komm schon!«, rief ich. »Ich hab was Wichtiges entdeckt.« Ohne eine Antwort abzuwarten, lief ich los, Nils kam schnell hinterher.
    »Ich auch«, sagte er. Er konnte seine Aufregung kaum verbergen. Aber ich war nicht zu bremsen. Nils musste hinter mir her laufen. Trotz des holprigen Untergrunds war ich ziemlich schnell. Auch die Zweige, die mir immer wieder ins Gesicht peitschten, konnten mich nicht aufhalten. Ein Seitenblick verriet mir, dass Nils etwas Weißes in der Hand hielt. Schließlich erkannte ich ein Stofftaschentuch.
    »Nicht mal besonders sauber«, meinte ich zynisch. »Du solltest dir ein neues kaufen.«
    »Es hat Initialen«, meinte Nils unbeeindruckt.
    »Jetzt versteh ich!« Im Gehen blickte ich noch mal hinüber zu dem Stofflappen, konnte aber beim besten Willen nichts Bemerkenswertes daran entdecken. »Sicher deine Initialen: N.G. Und jetzt willst du es behalten. Weil du schon immer eine Rotzfahne mit deinen Initialen haben wolltest, deine Mutter es aber abgelehnt hat, dir welche hineinzusticken, da sie wegen ihrem stressigen Job einfach nie Zeit dazu hatte. Eine richtig dramatische Familiengeschichte.«
    Es tat mir gut, einfach nur Schwachsinn zu reden und Nils nebenbei eins zu verpassen. Es nervte mich, dass wir rumgeknutscht hatten.
    »Hörst du mir jetzt

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