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Bis einer stirbt

Bis einer stirbt

Titel: Bis einer stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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Tankstelle?«
    »Quatsch«, sagte ich. »Ich meine den Toten im Hafen.«
    Der Kochlöffel fiel ihm aus der Hand. Er landete quer in der Pfanne, aber Nils schien es gar nicht zu merken.
    »Könntest du dich vielleicht etwas deutlicher ausdrücken?« Von Ruhe keine Spur mehr.
    »Der Tote«, erklärte ich, »hat laut Zeitung ein kleines Tattoo auf der Hand: eine Schildkröte.«
    »Und?«
    Ich beobachtete, wie der Löffel in der fester werdenden Masse zu verschwinden drohte.
    »Du kennst ihn auch«, orakelte ich.
    »Nun mach’s nicht so spannend. Wenn du ihn wirklich kennst, müssen wir sofort meine Mutter anrufen.«
    »Rumpelstilzchen«, sagte ich.
    Verdattert guckte er mich an. Ich erbarmte mich und fischte mit einer Gabel den Löffel aus dem Rührei.
    »Rumpelstilzchen?«, wiederholte er. Hinter seiner Stirn ratterte es. »Ist das der, den du Phil nennen darfst?«
    »Genau!«
    Nils war schon beim Telefon.
    »Der hatte so eine Schildkröte auf der Hand?«, fragte er noch mal nach.
    »Allerdings.«
    Er ging mit dem Apparat in den Flur. Ich verlieh dem Ei mit ein bisschen Pfeffer den letzten Pfiff.
    Nils kam wieder zurück, den Hörer noch unbenutzt in der Hand. Nachdenklich sah er mich an.
    »Und was ist«, sagte er, »wenn dein Bruder in dieser Geschichte mit drinsteckt?«
    »Quatsch.« Ich fand mich selbst nicht gerade überzeugend. »Eine Straßenbekanntschaft, mehr nicht. Hast du doch selbst gehört von diesem Phil.«
    »Das muss aber nicht stimmen.«
    Ich versuchte meine Zweifel beiseitezuschieben. »Pit hat damit nichts zu tun. Auf keinen Fall. Es geht hier um Mord. Das ist doch völlig absurd.«
    »Umso besser«, entgegnete Nils. Er begann Marlenas Nummer zu wählen.
    »Warte mal«, sagte ich zerknirscht. »Ich will ihn da auf keinen Fall reinziehen.«
    »Vielleicht«, meinte Nils, »können wir beweisen, dass er nichts mit der Sache zu tun hat.«
    Er wartete meine Reaktion ab.
    »Ruf an.« Es war wie ein Sprung in eiskaltes Wasser.
    »Okay.«
    Sofort hatte er Marlena am Apparat. Er erzählte von Philipp, ließ Pit jedoch zunächst unerwähnt.
    Danach redete eine ganze Weile seine Mutter, bevor sie das Gespräch abrupt beendete. Nils war völlig verwirrt. Er stand da, das Telefon noch immer in der Hand, und sah aus wie jemand, der Schwierigkeiten hatte, eins und eins zusammenzuzählen.
    »Warum hast du nichts von Pit gesagt?«, fragte ich.
    »Wollte ich gerade machen.« Endlich legte er das Telefon weg. »Aber dann hat sie mir was Neues erzählt.«
    »Mach’s nicht so spannend.«
    »Rate mal, wer an dem Tankstellenüberfall beteiligt war?«
    Genervt sah ich ihn an.
    »Philipp. Es waren seine Fingerabdrücke, die auf der Brieftasche gefunden wurden. Was sagst du nun?«
    Gar nichts. Zumindest vorerst. Der Gestank von angebranntem Rührei rief Nils zurück an den Herd, während ich mich auf einen Stuhl plumpsen ließ, um die Neuigkeit besser verdauen zu können.
    »Dadurch sieht die Sache natürlich schon wieder ganz anders aus«, meinte er, während er gleichgültig die verkohlte Masse in den Mülleimer kratzte.
    »Und warum?« Ich wusste es, aber ich wollte, dass er die Wahrheit aussprach. Ich wollte mich mit ihm darüber streiten.
    »Wir müssen alles erst mal in Ruhe überdenken«, meinte er und setzte sich ebenfalls an den Tisch, »bevor wir offiziell deinen Bruder mit ins Spiel bringen.«
    »Sag doch einfach, was du meinst«, forderte ich.
    »Na schön. Du hast Pit und Philipp am Tag des Überfalls zusammen gesehen. Phil war ein paar Stunden später beim Überfall dabei. Da müsste man schon ein bisschen blöd sein, um nicht auf die Idee zu kommen …«
    An genau dieser Stelle wollte ich eigentlich Einspruch erheben, aber Nils hatte Recht: Pit war, nach dem neusten Stand der Dinge, einer der Hauptverdächtigen in Sachen Tankstellenüberfall. Und falls sich das bestätigte, dann war er aller Wahrscheinlichkeit nach sogar der Mörder. Auch wenn ich mich scheute, diese Möglichkeit auch nur zu denken. Fakt aber war, dass der jüngste und kleinste Täter den tödlichen Schlag geführt hatte.
    »Meine Mutter hätte keine andere Chance«, sagte er. »Sie müsste Pit suchen. Und zwar nicht, weil er abgehauen, sondern weil er verdächtig ist.«
    »Lass uns bis morgen warten«, erwiderte ich schließlich. »Ich treffe ihn ja bei der Werft. – Einverstanden?«
    Ich hatte plötzlich Angst, dass er Nein sagen könnte.
    Aber er nickte nur. »Na klar.«
    Ich war erleichtert. Seine Haltung in dieser Sache erschien mir

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