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Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Stirn. »Sind Sie sich da ganz sicher?«
    »Ich war hier«, sagte ich bloß. »Ich hab ihre Leiche gesehen. Sie lag mit gebrochenem Genick im Bunker.«
    »Das muss ja ein Schock gewesen sein.«
    »Ja.«
    »Haben Sie die Polizei gerufen?«
    Ich zündete eine neue Zigarette an.
    »Schlechte Angewohnheit«, sagte er, während er mich beobachtete. »Wussten Sie, dass Zigaretten stärker süchtig machen als Heroin? Und sie sind auch schlimmer für die Gesundheit.« Er lächelte. »Egal, John, erzählen Sie: Was war, als die Polizei kam?«
    »Ich denke, Sie kennen die Antwort.«
    »Hat die Polizei den Tatort abgesperrt? Hat sie das Morddezernat gerufen? Hat sie die Leiche in einen großen schwarzen Sack gepackt und in die Leichenhalle gebracht?«
    Ich sah ihn mit einem langen, scharfen Blick an und versuchte,hinter die Leere in seinen Augen zu schauen, doch es war nichts zu sehen. Er stand nur da und schaute zurück, allenfalls leicht amüsiert.
    »Ich werde herausfinden, was mit ihr passiert ist«, sagte ich leise, ohne den Blick abzuwenden.
    Er lachte. Es war nur ein dünnes Hauchen. »Darf ich Ihnen einen Rat geben, John? Wissen Sie, was ich an Ihrer Stelle tun würde?« Er schob seine Hand in die Tasche und trat auf mich zu. »Ich finde, Sie sollten ins Hotel zurückgehen, sich eine hübsche Flasche Whisky besorgen und sich so richtig schön betrinken.« Der Pferdeschwanztyp trat zur Seite und der mit dem toten Herzen blieb vor mir stehen. »Hier«, sagte er und steckte einen Fünfzig-Pfund-Schein in meine Jackentasche. »Der Whisky geht auf meine Kosten. Und jetzt muss ich wieder was tun, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    »Ich glaube, es geht um Drogen«, sagte ich.
    Er seufzte. »Was?«
    Ich warf einen Blick auf die andern. »Ich meine, das drängt sich doch fast auf? Vier Männer an einem verlassenen Strand und einer steht Wache … ein Fischkutter direkt vor der Küste …« Ich drehte mich wieder zu dem mit dem toten Herzen um. »Sie könnten genauso gut T-Shirts mit der Aufschrift Drogenschmuggler tragen.«
    Er lächelte mich bloß an. »Boon hatte recht mit Ihnen. Sie sind echt fertig. Wenn ich Sie wäre, John – Gott bewahre –, würde ich mich für eine Entziehungskur anmelden. Sie wissen schon, bevor das mit den Fantasien noch schlimmer wird.«
    »Sie kennen Sergeant Boon?«
    »Ich kenne viele Leute.«
    »Was ich nicht verstehe«, sagte ich und schaute mich wieder um, »das ist, wofür Sie den Bunker brauchen. Als Zwischenlager vielleicht?« Ich sah jetzt wieder ihn an. »Ist es das? Die Drogen kommen vom Boot und Sie lagern das Zeug im Bunker, bis Sie es weiterverschieben können?«
    »Ich gebe auf«, sagte der mit dem toten Herzen und schüttelte den Kopf. »Echt … ich halt diese Scheiße nicht länger aus.«
    »Haben Sie was dagegen, wenn ich mal nachschaue?«, sagte ich und bewegte mich Richtung Bunker.
    Ich hörte ihn seufzen, dann brummelte er jemandem etwas zu und ich spürte, wie mir der Pferdeschwanztyp folgte, als ich auf den Bunker zuging. Und gleichzeitig sah ich, wie sich Lyle Keane und der andere Biker vor mir aufbauten und mir den Weg und den Blick auf die Schießscharte versperrten. Ich schaute sie einen Moment an, taxierte sie, doch ich wusste schon, dass jeder Versuch, an ihnen vorbeizukommen, sinnlos wäre. Ich warf einen Blick über die Schulter. Der Pferdeschwanztyp war ein paar Schritte hinter mir stehen geblieben. Ich schaute zu dem mit dem toten Herzen.
    »Ist jetzt mein Genick dran?«, fragte ich ihn.
    »Genick, Rückgrat, Beine … wer weiß? Vielleicht brechen wir dir ja auch dein beschissenes Herz.«
    »Das bezweifle ich«, sagte ich und lächelte ihn an.
    »Du musst nur eins tun, John«, sagte er leise. »Dreh dich um und verschwinde. Hast du verstanden?«
    »Ja«, sagte ich und schaute von ihm weg. »Ich hab verstanden.« Ich wandte mich langsam nach links, weg von Kyle und dem Biker, und versuchte, einen Blick auf die andere Seite des Bunkers zu werfen. Sie folgten meinen Bewegungen und versperrten mir wieder den Weg.
    »Ich bin ein geduldiger Mensch, John«, hörte ich den mit dem toten Herzen sagen. »Aber so langsam gehst du mir echt auf den Sack. Hörst du mir zu?«
    »Ja«, sagte ich. »Ich hör zu.«
    Doch das tat ich nicht. Nicht mehr. Ich hatte in dem Moment aufgehört zuzuhören, als ich etwas Schwarzes in den Ginstersträuchern zu meiner Linken entdeckte. Es lag etwa zwei Meter von mir entfernt unter Ginstergestrüpp halb im Sand vergraben – ein kleines Stück

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