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Bis ich bei dir bin

Bis ich bei dir bin

Titel: Bis ich bei dir bin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Hainsworth
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Schrein vorbei. Eine Gruppe von Skatern übt Ollies auf dem Parkplatz. Ich sehe nicht zum Sportplatz hinüber.
    Weil ich fix und fertig bin und das Geistermädchen den Eindruck macht, als wollte sie sich mit Zähnen und Klauen dorthin zurückkämpfen, wo sie hergekommen ist, kaufe ich uns beiden einen Kaffee an der Tankstelle ein Stück die Straße hinunter. Dann lehne ich mich an das Bushäuschen. Sie setzt sich. Keiner von uns redet viel. Gegen meinen Willen muss ich sie ansehen. Ihre Wangen sind rosig vor Kälte, was irgendwie merkwürdig aussieht zu ihrer Haarfarbe. Sie ist nicht so apart wie Viv mit ihren dunklen Augen und Locken, aber auf ihre Art ganz hübsch. Ich spiele mit dem Zippo in meiner Hand und überlege, ob ich mir eine Zigarette anstecken soll, lasse es jedoch. Ein Bus kommt, die Türen gehen auf. Als wir uns nicht rühren, durchbohrt uns der Fahrer mit einem Blick, der vermutlich seinen ganzen Montag zusammenfasst, und fährt weiter.
    »Das bedeutet dir viel, oder?«, fragt sie. Sie deutet mit dem Kinn auf das Feuerzeug in meiner Hand. »Du lässt es nicht aus den Augen, aber du rauchst nicht.«
    »Ich dachte, ich hätte es verloren«, murmele ich.
    »Als ich neulich morgens zu der Ecke hier kam, ist es plötzlich aus dem Gebüsch herausgeschlittert.« Sie klingt auf einmal munterer. »Ich hätte dich nie entdeckt, wenn ich mich nicht danach umgesehen hätte, wo es herkam.«
    Ich verdrehe die Augen und stecke das Zippo wieder in die Tasche. Mir reicht es jetzt mit ihren Geschichten.
    Sie starrt auf ihren Schoß.
    Als alle endlich weggefahren oder von ihren Eltern abgeholt worden sind, dämmert es bereits. Wir überqueren nebeneinander die Straße, und ich erschrecke, als die Scheinwerfer eines langsam fahrenden Autos auf uns zukommen. Die hellen Strahler gleiten über uns hinweg. Sie kneift die Augen zusammen und drückt sich leicht an mich. Ich gebe mir Mühe, nicht zurückzuzucken. Dann ist die Straße wieder dunkel. Das Schulgelände wirkt verlassen im Vergleich zu einer halben Stunde vorher, aber das erleichtert mich eher. Falls sich das Ganze hier doch als Falle herausstellen sollte, gibt es wenigstens nicht viele Zeugen.
    Wir gehen an dem Schrein vorbei. Die Fotos von Viv, die Abschiedsworte, die Plüschtiere. Sie zögert, als wir zu dem Strommast kommen, und verweilt mit den Augen auf den Bildern.
    »Was ist?«, frage ich.
    »Nichts, ich habe nur …« Sie schüttelt den Kopf. »Ich habe sie gekannt.«
    » Du hast Viv gekannt?« Ich bleibe stehen und beiße mir auf die Zunge. Gehört das auch zu dem abgekarteten Spiel? Würde sie es wagen, so weit zu gehen? Oder, falls es stimmt, woher kannten sie sich dann? Ich wusste alles über Viv. Wie hätte mir das entgehen sollen?
    Sie sieht sich die Botschaften genauer an. »Es war ein Autounfall?«
    Ich kriege die Zähne nicht auseinander, sie sind zu fest zusammengebissen. Also nicke ich nur, aber ich glaube, es wirkt mehr wie ein Erschauern.
    »Das tut mir leid«, flüstert sie und blickt zur Seite.
    Wir stehen unter der Straßenlampe, die gerade flackernd angeht. Um den Sockel des Masts und im Gebüsch ist es dunkel. Nirgendwo ein unheimliches grünes Licht.
    »Und was jetzt?«, stoße ich hervor und halte verstohlen nach Logan Ausschau. Ich will diese ganze beschissene Sache einfach nur schnell hinter mich bringen.
    Sie holt tief Luft, teilt das Gebüsch und kriecht dort mit den Armen fuchtelnd herum. Es bleibt dunkel, und sie bleibt hier. Wenn sie keine Schauspielerin ist, ist sie ja vielleicht die Verrückte. Vielleicht würde sie gern Dr. Summers kennenlernen. Sie kommt wieder zwischen den Sträuchern hervor.
    »Es klappt nicht.« Sie blickt sich flüchtig um, als hätte sie etwas übersehen. Dann schluckt sie sichtlich und stottert: »Ich … ich glaube, wir sollten vielleicht versuchen, uns an den Händen zu halten?«
    Scheiße, vergiss es. Ich stecke die Hände demonstrativ in die Hosentaschen und funkele sie an, aber es ist ihr ernst. Sich auf die Lippen beißend hält sie mir ihre Hand hin. Mein Bein schmerzt. Ich verlagere das Gewicht vom rechten auf den linken Fuß. Kaum zu glauben, dass das alles noch absurder werden kann. Andererseits, wenn es mir hilft, sie loszuwerden …
    »Okay.«
    Sie macht einen langsamen Schritt auf mich zu, woraufhin ich meine Rechte ausstrecke, damit sie nicht noch näher kommt. Sie nimmt sie mit ihrer Linken. Ihre Berührung ist sanft und warm, aber kein bisschen prickelnd.
    Jetzt bin ich gespannt, was als

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