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Bis ich bei dir bin

Bis ich bei dir bin

Titel: Bis ich bei dir bin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Hainsworth
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Footballs und Yardlinien. Er hat wieder sein Nintendo-Gerät in der Hand, aber offenbar das Interesse daran verloren. Er starrt mich an, als wäre ich ein Alien.
    »Entschuldigung, falsches Zimmer«, wispere ich und will wieder hinausgehen, zögere jedoch. Ninas Tante kann unmöglich schon eingeschlafen sein, und ich weiß nicht, was passieren wird, wenn sie mich erwischt. Ich wende mich wieder dem Jungen zu, der immer noch total erschrocken wirkt. »Äh, hast du was dagegen, wenn ich einen Moment hierbleibe?«
    Sein Mund steht ein wenig offen, während er den Kopf schüttelt. Seine Haare sind dunkler als die seiner Schwester, aber sie haben beide die gleichen braunen Augen und sommersprossigen Nasen.
    »Danke.«
    Ich reibe mir das Knie und sehe mich um. Peinliche Lage. Ein alter Fernseher steht am Fußende des Bettes, und Poster von verschiedenen Profiteams hängen an den Wänden, wenn die der Dallas Cowboys auch zu überwiegen scheinen. Mehrere Preise von Pee-Wee-Wettkämpfen für die Kleinen zieren das Bücherregal. Ich hatte auch mal einen Haufen von denen.
    »Sieht aus, als würdest du auf Football stehen«, murmele ich.
    In den ängstlichen Augen des Jungen flackert ein Leuchten auf.
    »Ich hab an meinem Steilpass gearbeitet«, kommt es zögerlich. »Aus der Hüfte heraus werfen, wie du gesagt hast.«
    Wie ich gesagt habe?
    » Stimmt, so soll man’s machen«, erwidere ich und vermeide seinen Blick. Wenn er nicht gleich den Mund zumacht und mal wieder blinzelt, türme ich. Egal, wer mich dann sieht.
    »Und … hat es wehgetan?«, fragt er.
    Ich reiße mich von seinen Postern los. Das hat mich noch nie jemand gefragt, außer Viv. Vor meinem inneren Auge blitzen die Schulfarben auf, Rot und Weiß, dann Blau und Orange – freies Feld, meine Füße fliegen nur so dahin, plötzlich der Zusammenprall . Ich reibe die Narbe über meinem Knie.
    »Ja. Hat es.«
    Die Tür fliegt auf und trifft mich am Schulterblatt.
    »Au!«
    »Psst«, zischt Nina. »Was machst du denn hier? Ich habe doch gesagt, du sollst in meinem Zimmer warten.«
    Ich breite die Hände aus. »Hallo, woher sollte ich denn wissen …«
    »Alles in Ordnung, Owen?«, unterbricht sie mich und sieht ihren Bruder besorgt an. »Tut mir leid das Ganze, lass mir eine Viertelstunde Zeit … beste Pfannkuchen, die du je gegessen hast. Alles okay?«
    »Ja, ja.« Er wird rot. »Lass mich in Ruhe.«
    »In einer Viertelstunde«, verspricht sie ihm und drängt mich zur Tür.
    Er beachtet sie nicht, sondern fragt: »Cam?«
    »Ja?«
    »Tut es jetzt nicht mehr weh?«
    Nina zieht mich hinaus, bevor ich antworten kann. Sie schließt sacht die Tür hinter uns und führt mich zu einem der anderen Zimmer.
    Dabei hält sie meine Hand. Ich ziehe sie weg, als sie den Türknauf dreht. Sie sieht mich verwundert an, legt aber nur den Finger auf die Lippen und deutet auf das Nachbarzimmer. Tiefes, sonores Schnarchen dringt durch die Wände. Ich folge ihr in eine schlichte Kammer.
    Das Bett ist ordentlich gemacht und mit einem weißen Überwurf zugedeckt. Außerdem gibt es eine abgestoßene Kommode neben einem Wandschrank und einen kleinen Schreibtisch, auf dem nichts als ein Becher mit ein paar Stiften steht. Ein roter Sitzsack lehnt in der Ecke beim Fenster neben einem Bücherregal mit systematisch geordnetem Inhalt. Es liegen keine Kleider auf dem Boden, nicht einmal ein Paar Schuhe. Ich traue mich nicht, etwas anzufassen.
    Vivs Zimmer war immer genauso unordentlich wie meines – na ja, vielleicht nicht ganz so schlimm wie es jetzt ist. Auf ihrem einzigen Stuhl türmten sich Berge von Klamotten, die sie als »weder sauber noch schmutzig« deklarierte. Sie hatte Fotos und Bilder aus Zeitschriften an sämtliche Wände gepinnt, dazwischen Zitate und Sätze aus Büchern, Filmen oder mitgehörten Gesprächen.
    Ninas Wände dagegen sind kahl und vollkommen weiß wie die einer Zelle. Ihr Zimmer wirkt eher wie ein Gästezimmer, so als würde niemand dauerhaft darin wohnen. An ihrem Spiegel sind ein paar klebrige Stellen zu sehen, als hätte sie mal Fotos dort angebracht. Auf einem Regal steht ein Bilderrahmen, der einer dieser roten britischen Telefonzellen nachempfunden ist. Das kleine Foto darin zeigt einen Mann und eine Frau mit einem Baby und einem kleinen Mädchen. Das Mädchen hat kupferbraune Haare und ein breites, strahlendes Lächeln wie Nina in dem Diner.
    »Wie kommt es, dass dein Bruder mich kennt?«, will ich wissen.
    »Was?« Sie blickt aus dem Fenster und scheint weit weg

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