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Bis ich bei dir bin

Bis ich bei dir bin

Titel: Bis ich bei dir bin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Hainsworth
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schrecklich, du hattest vollkommen recht!«, fahre ich hastig fort. »Sie ist verrückt, total fixiert auf mich. Gerade haben wir uns noch unterhalten, da versucht sie auf einmal, mich zu küssen.«
    Vivs Blick durchbohrt mich. »Du hast die geküsst ?«
    »Nein, sie hat mich geküsst!«
    »Wie konntest du nur?«
    »Ich habe doch gar nichts gemacht!« Die Fenster sind von unserem warmen Atem ganz beschlagen, sodass ich mich noch mehr eingesperrt fühle. »Ich wollte uns doch nur helfen!«
    Ich höre die schallende Ohrfeige, die sie mir verpasst, noch bevor ich meine Haut brennen fühle. Sie will die Tür aufstoßen, aber ich halte sie zurück.
    »Viv, hör mir zu!«
    Was soll ich nur sagen, um das wieder in Ordnung zu bringen? Ich drücke sie an mich und presse meinen Mund auf ihre Lippen, aber sie reagiert nicht. Ich grabe meine Finger in ihre Haare und küsse sie so fest, dass ich keine Luft mehr bekomme.
    Als ich sie loslasse, sieht sie mich an wie einen Toten.
    »Du musst das verstehen …« Meine Stimme versagt vor Verzweiflung.
    »Nein, du musst etwas verstehen«, erwidert sie. In ihren Augen ist nicht das geringste Leuchten mehr. »Er hat mich ihretwegen verlassen – das habe ich dir gestern Nacht zu sagen versucht.«
    Ich ringe nach Luft. Wenn mein Gesicht nicht noch von der Ohrfeige brennen würde, könnte ich denken, sie hätte mich in den Magen geboxt.
    »Was?«
    Sie sieht mich schmerzerfüllt an.
    »Das ist doch absurd«, sage ich. »Ich würde dich nie …«
    »Er hat es getan.«
    Ich stemme die Ellbogen auf die Knie und stütze den Kopf in beide Hände. Versuche, mir ein Szenario vorzustellen, in dem ich Viv für jemand anderen verlassen könnte, doch es gelingt mir nicht. Das Blut schießt mir ins Gesicht. Das ist vollkommen unmöglich. Er und ich haben vielleicht unterschiedlich gelebt, aber wir sind trotzdem ein und dieselbe Person. Es ist, als hätte er uns beide verraten.
    »Es ging von Nina aus«, sagt Viv als Antwort auf meine Gedanken. »Sie hat irgendwas mit ihm gemacht, hat ihn gegen mich beeinflusst.« Mit tränenden Augen sieht sie auf. »Und dann ist er gestorben. Ich dachte, alles wäre vorbei, ich wollte auch sterben … Und dann bist du zu mir zurückgekommen.«
    Ich strecke wieder die Arme nach ihr aus, und diesmal weicht sie nicht zurück. »Ich bin nicht er.«
    Wir küssen uns, bis wir außer Atem sind. Ich fahre mit meinen Lippen über ihren Hals, ihr Puls schlägt regelmäßig unter ihrer Haut. Ihre Finger sind kühl und mit meinen verschlungen. Sie streift mir die Jacke ab, und ich ziehe ihr das T-Shirt über den Kopf, während sie mit meinem Gürtel kämpft. Etwas in mir summt bei jeder ihrer Berührungen. Ich werfe meinen Pullover ab und versuche, näher an sie heranzurutschen, stoße mir aber das schlimme Knie am Lenkrad. Schnell beiße ich mir auf die Zunge, bis das heftige Brennen und Kribbeln nicht mehr in meinen ganzen Körper ausstrahlt. Als der Schmerz endlich nachlässt, liegt Viv halb auf ihrem Sitz. Sie mustert mich unter schweren Lidern hervor und hat eine Haarsträhne um den Finger gewickelt.
    »Cam«, sagt sie mit verführerischem Lächeln, »ich frage mich, ob … Haben du und ich jemals …?«
    Mein Gesicht wird so heiß, dass ich dankbarer denn je für die Dunkelheit der Nacht bin. Ich muss den Blick von ihrer nackten Gestalt abwenden. Warum ist mir, bei all den Unterschieden, die wir schon festgestellt haben, dieser Gedanke noch nie gekommen?
    »Nein«, krächze ich und muss mich räuspern. »Wir waren unterwegs, um es zu tun. In der Nacht des Unfalls.«
    »Oh.«
    Ich warte eine mir endlos scheinende Sekunde lang. »Habt ihr?«
    »Es kam nie dazu.« Ihre Stimme klingt tief vor Bedauern.
    Ich stoße einen erleichterten Seufzer aus.
    Viv reibt sich fröstelnd die Arme.
    »Dir ist kalt, was?«
    Ich wühle nach meinem Pullover und breite ihn über ihren bloßen Bauch. Sie hält ihn an ihre Nase, schnuppert an ihm und wickelt die Ärmel um sich, doch dann stützt sie sich auf einen Ellbogen und schiebt schmollend die Unterlippe vor.
    »Ich habe es satt, mich ständig irgendwo herumzudrücken, hier in meinem engen Auto oder auf dem eiskalten Spielplatz draußen. Das ist schon jetzt nicht mehr lustig.«
    Ich zucke die Achseln und kitzele sie an den Zehen. »Wir dürfen es nicht riskieren, noch einmal gesehen zu werden.«
    Sie grinst schelmisch und führt offensichtlich was im Schilde. »Was würdest du sagen, wenn wir ein ganzes Haus für uns allein hätten, mit einem

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