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Bis ich bei dir bin

Bis ich bei dir bin

Titel: Bis ich bei dir bin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Hainsworth
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zurücklehnen. Das Auto kommt mir vor wie ein Sarg.
    »Zigarette?«, fragt sie.
    Sie hat schon eine zwischen den Lippen stecken und ein rotes Bic-Feuerzeug in der Hand. Für eine Sekunde sehe ich mein altes Zippo an seiner Stelle, und das ist ein Déjà-vu zu viel – ich entreiße ihr beides und werfe es aus dem Fenster.
    »Hey! Was soll der Scheiß?«
    »Ich …«
    Meine Kehle brennt, als hätte ich ein ganzes Päckchen geraucht.
    »Du willst mir doch jetzt nicht wieder einen Vortrag zum Thema ›Sportler rauchen nicht‹ halten, oder? Du bist nämlich kein Sportler mehr.«
    Ich will ihr widersprechen, aber der Stachel sitzt, sodass ich den Mund halte. Einmal habe ich ihn mir schon verbrannt.
    Sie mustert mich von oben bis unten, und ich merke, dass ihr ein Kommentar auf der Zunge liegt. Ich habe noch dasselbe an wie gestern und mich nicht rasiert.
    »Du siehst total scheiße aus, Cam. Was ist los mit dir?«
    »Können wir irgendwo hingehen und miteinander reden?«, stoße ich hervor.
    Ihre Finger krampfen sich um das Lenkrad. »Worüber denn? Wir können hier reden.«
    Ich sehe zum Fenster hinaus, zu der Ecke, wo ich gestorben bin.
    »Lass uns wohin fahren, wo weniger Verkehr ist. Ich will mit dir allein sein.«
    Eine ihrer Augenbrauen zuckt nach oben, und sie legt den Gang ein. »Also, wenn das so ist, weiß ich genau den richtigen Ort.«
    Mit quietschenden Reifen fahren wir zuerst durch die Straßen hinter der Schule und dann einen Hang hinauf. Ich schnalle mich an und klammere mich möglichst unauffällig mit schweißnasser Hand an den Türgriff. Mit der freien Hand spiele ich am Radio herum. Es gibt nur einen Hügel in oder um Fayetteville. Ich weiß genau, wohin es geht.
    »Zum Wasserturm?«
    »Um der alten Zeiten willen«, sagt sie.
    Die Häuser werden weniger, je höher wir kommen, und die spärlich belaubten Bäume mehr. Es ist zwar kein richtiger Berg oder so etwas, aber anscheinend will niemand so nahe an einem hässlichen, mit Graffiti besprühten Riesenbehälter wohnen. Besonders wenn es meilenweit der heißeste Platz zum Knutschen und Fummeln ist.
    Wir sind früher nach jedem gewonnenen Spiel hierhergekommen, und es gab eine Menge Siege im zweiten Highschool-Jahr. Jetzt steht nur ein Auto da, als wir oben ankommen, doch es sieht leer und verlassen aus. Viv lässt den Wagen weit genug an den Rand der ebenen Fläche rollen, sodass wir die Lichter von Fayetteville unten sehen können. Ich habe mir nie richtig Zeit genommen, die Aussicht von hier oben zu bewundern, merke ich. Sie ist wirklich schön.
    »Ich habe ganz vergessen, wie es war, mir dir hierherzukommen«, sage ich.
    »Ja, ich auch.« Viv zieht die Handbremse an. Dann greift sie nach ihren Zigaretten, überlegt es sich jedoch anders und stellt den Motor ab.
    Ich halte ihr das Päckchen hin. »Du kannst ruhig rauchen, ich hätte das vorhin nicht machen sollen.«
    »Nein, ich will im Moment gar keine.« Sie trommelt mit den Fingern aufs Lenkrad.
    Sie wartet darauf, dass ich anspreche, worüber ich reden will, aber ich kann mich einfach nicht dazu überwinden. Lieber schaue ich in den Sternenhimmel, der über der Stadt hängt.
    »Hast du dich schon mal gefragt, ob sie auch zusammen sind?«, frage ich.
    Sie hört zu trommeln auf und sieht mich an. »Wer?«
    »Unsere anderen … Ichs? Ich meine, wenn die beiden tot sind und wir am Leben, ob sie wohl auch zusammenkommen können?«
    Sie verdreht den Kopf und blickt mit mir in den Nachthimmel. »Nein.«
    »Echt? Du meinst, sie sind jeder für sich – oder einfach nicht mehr da?«
    »Nein, ich frage mich das nie.«
    »Ach so.«
    Sie nimmt meine Hand. »Cam, du bist er, nur besser. Bin ich nicht genug wie sie?«
    Ich betrachte nachdenklich ihr Gesicht. Ihr Lächeln verflüchtigt sich.
    »Du bist in vieler Hinsicht wie sie …«
    »Aber?«
    Ich schwanke, suche nach den richtigen Worten.
    »Nichts aber – du bist meine Viv.« Zur Beruhigung drücke ich ihre Hand. Oder bin ich es, der beruhigt werden muss? »Weshalb ich dir sagen wollte, du hattest recht mit Nina.«
    Sie starrt mich an.
    Ich senke den Blick. »Ich war gestern Nacht noch bei ihr.«
    Sie keucht empört. »Aber du hast …«
    »Es tut mir leid, ich musste mich selbst davon überzeugen.«
    Sie entreißt mir ihre Hand und verschränkt die Arme vor der Brust. Voll Panik will ich sie wieder an mich ziehen, aber sie drückt sich in ihren Sitz, so weit weg von mir wie möglich. Erschrocken blicke ich in ihr wutverzerrtes Gesicht.
    »Es war

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