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Bis ich bei dir bin

Bis ich bei dir bin

Titel: Bis ich bei dir bin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Hainsworth
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breiten Bett und einem warmen Kamin, in dem uns garantiert niemand entdeckt?«
    Ich kippe meinen Sitz zurück und rutsche so nahe an sie heran, wie die Mittelkonsole es zulässt.
    »Ich würde sagen, nenn mir Zeit und Ort.«
    Sie zwinkert. »Meine Eltern werden von Freitag auf Samstag die ganze Nacht weg sein, total kurzfristiger Entschluss, weil ein Kollege gestorben ist. Das wollte ich dir eigentlich gleich als Erstes erzählen.« Sie setzt sich auf, sodass mein Pulli herunterrutscht und ihre weiße Haut in dem schwachen Schein eines Lichtspots hoch oben auf dem Wasserturm schimmert. Ich bin daran gewöhnt, dass ihr die langen Haare um die Schulter fallen, doch nun gewähren mir ihre nur kinnlangen Locken einen ungehinderten Blick auf ihren fast nackten Oberkörper. Das Einzige zwischen mir und der sanften Wölbung ihrer Brüste ist ein unheimlich violetter, unheimlich durchsichtiger, unheimlich erotischer Spitzen- BH .
    Sie beugt sich über mich. »Komm und verbring die Nacht mit mir.«
    Ich rutsche in eine bequemere Stellung, die Kälte macht mir nichts mehr aus. »Warum nicht jetzt gleich?«
    Sie streicht mit der Hand der Länge nach über meine nackte Brust und versetzt jeden Nerv in Schwingung.
    »Unser erstes Mal soll etwas Besonderes sein, keine schnelle Nummer auf dem Autositz.«
    Ich schnaufe leise und bemühe mich, an etwas anderes zu denken als daran, wie toll sie aussieht und was das mit mir anstellt. Es scheint eine Ewigkeit vergangen zu sein seit der Nacht, als es hätte passieren sollen. Unsere Blicke begegnen sich, und ich sehe wieder all die Male vor mir, als wir kurz davor waren. Sie liest es mir wohl vom Gesicht ab, denn sogar in dem wenigen Licht erkenne ich, dass sie rot wird. Die Luft zwischen uns erhitzt sich, und ich nehme ihre Hand – vielleicht ist das genau das, was wir brauchen. Dieses Eine, um uns zusammenzuschweißen und alle Zweifel zu beseitigen.

ACHTUNDZWANZIG
    D er halbe Donnerstag rauscht in einem Strudel aus nichtssagenden Gesichtern, Schulglockenläuten und Spindtürenknallen an mir vorbei. Morgens bestehe ich mit Mühe und Not einen Geometrietest und überlebe eine zweite Runde Völkerball. Wenn ich es schaffe, vor Geschichte in der fünften Stunde noch schnell einen Aufsatz zu schreiben, hätte ich sogar all meine Hausaufgaben für diese Woche erledigt, aber meine Gedanken eilen immer wieder zu Freitagabend voraus.
    Als ich mich endlich zur Mittagspause schleppe, sichere ich mir die übliche Türnische und hole Heft und Stift heraus. Das Thema lautet: »Was ist die bedeutende Erkenntnis, die Ethan im Roman Ethan Frome gewinnt?« Kaum habe ich eine halbe Seite voll geschrieben, da schlittert ein flacher, silbern glänzender Gegenstand auf mich zu und stößt gegen meinen Schuh. Ich hebe das Handy auf und sehe mich nach seinem Besitzer um – es ist wohl der finster dreinblickende Typ, der mit ausgestreckter Hand auf mich zukommt. Logan.
    Ich schwenke das Handy vor seiner Nase. »Was verloren, West?«
    »Gib’s her, Pike.«
    Er ist sauer, aber ich wette, ich kann ihn noch ein bisschen wütender machen. Ich werfe das Ding hoch in die Luft.
    Kalt erwischt reckt er sich danach, hat es auch schon, doch dann rutscht es ihm aus der Hand, und ich fange es wieder auf, ehe es auf den Boden fällt.
    Ich stehe auf. »Ballfehler.«
    Logan wird so rot wie unser Schulmaskottchen. Ich gebe ihm sein Handy. Diverse Gruppen von Leuten beobachten uns nun, um zu sehen, ob er sich auf mich stürzt. Ich frage mich, ob dieser Logan ausflippen würde, wenn er zufällig auf Viv träfe; ob er es wagen würde, ihren »Geist« für sich zu beanspruchen. Der Gedanke entspannt mich, und ich weiß gar nicht, ob mir noch danach ist, ihm meine Faust ins Gesicht zu schlagen.
    »Zu schade, dass ihr diese Saison ohne mich verlieren müsst«, sage ich und klopfe ihm auf die Schulter.
    Logan ballt die Fäuste, bläht die Nasenlöcher, doch dann taucht Tash neben ihm auf und nimmt seine Hand. Er sieht sie an, sieht mich an, und etwas an seiner Haltung verändert sich. Dann steckt er das Telefon ein und zwängt sich Hand in Hand mit Tash durch die Zuschauer.
    Mike rudert gegen die sich zerstreuende Menge an. »Was war das denn, Mann?«
    »Nichts weiter.« Ich lasse mich steif auf dem Boden nieder, etwas angeschlagen von den zwanzig Liegestützen, die ich heute Morgen gemacht habe. Auch wenn ich kein Spieler mehr bin, kann ich immer noch daran arbeiten, an Vivs Arm eine gute Figur zu machen. Mike geht mit finsterer

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