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Bis ich bei dir bin

Bis ich bei dir bin

Titel: Bis ich bei dir bin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Hainsworth
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nicht er, Viv.«
    Sie packt mich am Arm. »Das ist mir egal, lass mich mitkommen. Bitte, hier gibt es nichts, was mich hält.«
    Ich entziehe mich ihr, bis ihr Griff zu einer zaghaften Berührung wird. Ihre Locken hängen strähnig herab und sind mit Schneeflocken getupft. Ihre Augen sind tiefe, dunkle Höhlen. Sie steht schwankend am Straßenrand, als könnte der eisige Wind sie jeden Moment umwehen. Ich denke an all die Entscheidungen, die uns drei hierhergeführt haben, und an die verschiedenen Möglichkeiten, wie diese Nacht enden könnte. Ich verstehe sie gut genug, um zu wissen, dass sie bereut, was sie getan hat – auf einer bestimmten Ebene. Sie hat es vollkommen ernst gemeint, als sie sagte, sie habe es aus Liebe zu ihm getan.
    »Lass mich los.«
    Sie starrt mich noch einen Moment an, bis die Fassungslosigkeit in ihren Augen einem matten Ausdruck weicht und ihre Hand von meinem Arm gleitet. Ohne sich noch einmal umzudrehen, steigt sie in ihr Auto. Der Motor heult im Leerlauf auf, mein Herz macht einen Satz, und ich spüre Ninas eiskalte Hand, die nach meiner greift. Mein Gehirn fixiert sich auf den rhythmischen Takt der Maschine, die auf einmal beschleunigt und …
    Das Auto stößt zurück auf die Straße. Vivs Gesicht liegt im Schatten, als die Vorderlichter herumschwenken.
    Ich will schon aufatmen, doch der blaue Wagen saust weiter rückwärts und bremst dann abrupt ab. Unter der Lampe auf der anderen Seite kräuseln sich die Abgase aus dem Auspuff wie Rauch von einer Zigarette.
    »Was macht sie?«, fragt Nina.
    Zur Antwort kreischen die Reifen über den Asphalt. Das Auto röhrt geradewegs auf uns zu, mit voll aufgeblendeten Scheinwerfern, sodass es aus allen Richtungen zu kommen scheint. Nina kann mich nur noch am Arm ziehen und aufschreien.
    Der Wagen zischt um Haaresbreite an uns vorbei. Ich sehe ihm nach, wie er die Straße hinunterschlittert. Sie hat uns nicht erwischt und wird umdrehen und zurückkommen. Doch sie fährt zu schnell, direkt auf den Strommast zu.
    Genau wie in meinen Träumen schreie ich lautlos und kann nicht wegsehen. Ich warte auf die Explosion, zersplitterndes Glas, Feuer. Es gibt einen Knall, ein Scheppern, dann ein grünes Aufflackern.
    Das Auto hat den Mast gestreift, dabei seinen Seitenspiegel verloren und die restlichen Büsche umgeknickt. Es beschreibt einen schmalen Bogen über den Rasen und holpert hinunter auf den Schulparkplatz, ehe es wieder den Hang zur Straße hinaufkurvt.
    Ich mache instinktiv einen Schritt rückwärts, nur um festzustellen, dass Nina ihre Arme um mich geschlungen hat und nicht vom Fleck weicht. Ich drücke sie an mich. Sie blickt gebannt auf die Straße, eine Hand halb vors Gesicht gelegt. Wir beobachten, wie Vivs kleines Auto wieder auftaucht.
    Und davonfährt.

DREIUNDDREISSIG
    D as Papier eines Schokoriegels liegt festgefroren am Boden. Der Holzmast hat einen Überzug aus Schlamm unter der Frostschicht und eine neue Scharte von dem Kontakt mit Vivs Seitenspiegel. Das Gebüsch sieht erbärmlich aus. Ich gehe direkt darauf zu und strecke meine Hand in die Dunkelheit aus. Nach einigem Herumtasten gleiten meine Finger etwa einen halben Meter über dem Erdboden in das vertraute elektrische Grün. Erleichtert seufze ich auf.
    Nina betrachtet die Steine, das Gras, den Horizont, nur mich sieht sie nicht an. Ihr Gesicht ist sehr ernst. Sie hat dieselbe Kapuzenjacke an wie beim letzten Mal an dieser Stelle, als sie mich vor Viv warnen wollte. Aus irgendeinem Grund kommt mir das Foto vom See wieder in den Sinn. Sie und ich – Nina und Cam – mit diesem blöden Fisch, lachend an einem warmen Sommertag. Ich versuche, dieses Bild mit der eingemummelten Nina vor mir in Einklang zu bringen, kann aber das Sommerlächeln nicht auf sie übertragen.
    »Und wenn ich bleibe?«, frage ich.
    »Was?« Sie schüttelt den Kopf. »Du musst gehen.«
    Sie hat natürlich recht, aber trotzdem. Es erscheint mir so unfair, mich jetzt zu verabschieden, nachdem ich gerade anfange, sie zu verstehen, nachdem sie mir so sehr geholfen hat, mich selbst zu verstehen. Eine kupferfarbene Strähne rutscht hinter ihrem Ohr hervor, die ich zurückstreiche.
    »Könntest du nicht mit mir kommen?«
    Wieder schüttelt sie den Kopf und lächelt wehmütig. »Wer soll dann dafür sorgen, dass aus Owen ein Quarterback wird?«
    Seufzend sehe ich hinauf in den Himmel, wo zu meiner Überraschung ein paar wenige Sterne hinter den Wolken hervorschimmern.
    »Meinst du, es sind dieselben Sterne?«, frage

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