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Bis ich dich finde

Bis ich dich finde

Titel: Bis ich dich finde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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Mrs.
McQuat. »Und sie hat dich… wie angesehen?«
    »Als ob sie gar nicht wegsehen könnte, als ob sie nichts dagegen tun
könnte«, antwortete er.
    »Sag mir… wer es war, Jack.«
    »Bonnie Hamilton.«
    »Aber die ist in… der zwölften Klasse!«
    »Ich hab doch gesagt: ein älteres Mädchen.«
    »Jack, wenn ein… älteres Mädchen dich so… ansieht, siehst du…
einfach woandershin.«
    »Und wenn ich das nicht kann? Wenn ich auch nichts dagegen tun
kann?«
    »Lieber Himmel!« rief Mrs. McQuat. Um das Thema zu wechseln, fragte
sie: »Wie geht’s mit der Braut auf Bestellung voran?«
    »Das mit dem Blut ist ein bißchen schwierig.«
    »Dieses Jahr mit Blut? Mit echtem Blut?«
    »Es ist rote Lebensmittelfarbe mit Wasser. Bloß ein Requisit.«
    »Ein Requisit! Mir ist es lieber, wenn ich mir das Blut [303]  vorstellen muß. Vielleicht sollte ich mal ein ernstes Wort mit Mr. Ramsey
sprechen.« Doch sofern ein solches Gespräch stattfand, hatte es keinerlei
Auswirkungen auf die Gestaltung der Premiere von Eine Braut
auf Bestellung. Es war ein Samstagabend, und die Aula von St. Hilda war
bis auf den letzten Platz gefüllt. Zu Jacks Überraschung war auch die Wurtz
erschienen, und neben ihr, in der ersten Reihe, saß die Frau in Grau.
Vielleicht glaubte Mrs. McQuat, ihre ermunternde Anwesenheit werde Miss Wurtz’
vernichtendes Urteil über das Stück ein wenig mildern.
    Noch überraschender war, daß Alice ebenfalls in der ersten Reihe
saß, begleitet von Mrs. Oastler und Emma. (Jack wußte, daß Lottie an Mrs.
Wicksteeds Bett wachte, sonst wäre gewiß auch sie gekommen.) Doch die größte
Überraschung war Peewee. Anscheinend hatte er Emma und Jack auf dem Rücksitz
des Town Car über die Aufführung reden hören. An seiner Seite war eine bildschöne
Schwarze. Peewee hatte eine Frau oder Freundin! Wer immer sie war – sie war
deutlich extravaganter gekleidet als die geschiedenen Mütter und Väter, die bei
den Aufführungen der Senior School gewöhnlich das Publikum stellten. Mrs.
Peewee trug ein blumenbedrucktes Kleid mit tiefem Ausschnitt, und ihr Hut sah
für Jack, der zwischen den Kulissen hindurchspähte, wie ein ausgestopfter
Papagei aus.
    Es war ein beeindruckendes Publikum, vor allem im Vergleich zu den
Aufführungen der Junior School, die Jack bisher erlebt hatte. Einige
Mitwirkende hatten Lampenfieber. Penny-Hamilton-als-Madame-Auber, deren
französischer Akzent in Toronto so gut ankam, hatte einen Wutanfall, als sie
ihr Kostüm anzog. (Rückblickend dachte Jack gern, daß Penny dabei die
Erinnerung daran, wie er ihr zwischen die Augen gespritzt hatte, in die Quere
gekommen war.)
    Sandra Steward, eine Neuntkläßlerin, die klein für ihr Alter war und
Sarah spielte, jene zweisprachige Stotterin, die erfriert, nachdem sie auf
einem Hundeschlitten entjungfert worden ist, [304]  übergab sich hinter der Bühne,
was Mr. Ramsey zu der Bemerkung veranlaßte: »Ja ja, Schmetterlinge im Bauch…«
    Ginny-Jarvis-als-Mr.-Halliday, die in ihrem Trapperkostüm schwitzte,
sagte: »Das sieht mir aber nicht nach Schmetterlingen aus.« (Jack nahm
natürlich an, daß sie und Mr. Ramsey das meinten, was Sandra ausgespien hatte.)
    Während der ersten beiden Akte sah Jack immer wieder zu Bonnie
Hamilton, die seinen Blick jedoch kein einziges Mal erwiderte. Aus den Kulissen
konnte er nur wenig vom Publikum erkennen. Peewee schien die Aufführung zu
gefallen. Mrs. Peewee hatte den ausgestopften Papageien abgesetzt. Die Wurtz
verzog ständig das Gesicht und zischte Mrs. McQuat etwas zu, deren Miene die
meiste Zeit so undurchdringlich wie immer war. Mrs. Oastler wirkte gelangweilt
– zweifellos hatte sie in ihrem weltgewandten Leben schon bessere Stücke
gesehen. Emma rutschte hin und her; sie war bei den meisten Proben gewesen und
nur gespannt auf die Sache mit dem Blut.
    Als Jack-als-Darlin’-Jenny Ginny-als-Mr.-Halliday mit der
Startpistole zweimal in die Brust schoß, sprang Peewee auf und riß jubelnd die
Fäuste hoch. (Miss Wurtz, die wußte, wann die Schüsse fallen würden, hatte sich
die Ohren zugehalten.) Alice, die das Stück nicht kannte und nur eine äußerst
unbestimmte Vorstellung von seinem bleischweren Thema hatte, machte ein
zunehmend abgestoßenes Gesicht. Als es knallte, zuckte sie zusammen, als hätten
die Schüsse ihr gegolten.
    Am Ende des zweiten Aktes fiel der Vorhang, das Saallicht wurde
eingeschaltet, und das Publikum war besser zu erkennen. Jacks Aufmerksamkeit
galt der ersten Reihe. Peewee war

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