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Bis ich dich finde

Bis ich dich finde

Titel: Bis ich dich finde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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so
bekommt er allen Sex, den er will oder braucht, bei der Arbeit, die er stoisch
erledigt. Er akzeptiert die Beziehung zu Michele so, wie sie ist. Michele schläft
hin und wieder mit einem kleinen Schwengel, aber danach geht sie immer heim zu
Miguel. Sie liegen schweigend im Bett, sie hält seinen gewaltigen,
inakzeptablen Penis, und gemeinsam sehen sie sich ein Video von Ihr erster Mann an, das Remake von 1940 mit Vivien Leigh
und Robert Taylor. Das ist ein Film nach Miguels Geschmack, eine echte
Schnulze.
    Am Ende des Romans leben Michele und Miguel noch immer zusammen.
Michele schickt schlechten Drehbuchautoren keine ermunternden Briefe mehr; sie
schreibt nur noch die Beurteilungen für die Studiobosse, die die beurteilten
Drehbücher nie lesen. Die schlechtesten Bücher brechen ihr noch immer das Herz,
aber wenn sie heimkommt, spricht sie nicht über ihre Arbeit, und Miguel
natürlich ebensowenig. Sie nehmen Proteinpulver und Nahrungsergänzungsmittel
und gehen ins Studio. Er sagt, es gefällt ihm, wenn sie in einem
World-Gym-Trikot schläft: Ihre kleinen, beinahe nicht existenten Brüste unter
dem wütenden Gorilla mit der sich durchbiegenden Hantelstange sind so zugänglich.
    [512]  »Es gibt schlechtere Beziehungen in L.A. «,
schrieb Emma. Es war ein Satz, der in vielen Rezensionen zitiert wurde, und
eine erstklassige Überleitung zum letzten Satz des Romans: »Wenn du oder dein
Partner in einem schlechten Film oder vielen schlechten Filmen gespielt haben,
ja sogar wenn du immer nur denselben schlechten Film überarbeitest, gibt es
Schlimmeres, für das du dich schämen müßtest.«
    Jack gefiel der erste Satz besser: »Entweder gibt es in dieser Stadt
keinen Zufall, oder alles in dieser Stadt ist ein Zufall.«
    Beispielsweise Myra Ascheims Nachricht auf dem Anrufbeantworter.
Jack hatte keine Ahnung, daß Emma bereits wußte, wer Mildred Ascheim war, ganz
zu schweigen davon, daß Emma sich ununterbrochen Pornofilme angesehen hatte –
»Recherchen für Die Schundleserin «, sagte sie später
–, und zwar bevor er am Set von Muffy die Vampirhure III Hank Long kennengelernt und begonnen hatte,
sich mit Emma sämtliche Hank-Long-Filme anzusehen.
    Jack sagte zu Emma, er könne das Buch nicht lesen, ohne sich Hank
Long als Miguel Santiago vorzustellen, doch Emma erwiderte, seine Annahme, aus
dem Roman werde früher oder später ein Film werden, sei vorerst unbegründet.
Sie drückte es so aus: »Erspar mir das Filmgequatsche – du denkst zu weit
voraus.«
    Jack las Die Schundleserin zum ersten Mal,
als das Manuskript noch unter New Yorker Literaturagenten die Runde machte.
Emma fand, sie sei mehr Amerikanerin als Kanadierin, und wollte die
amerikanischen Rechte verkaufen, bevor sie den Roman einem Verleger in Toronto
zeigte – und das, obwohl ihre alte Freundin Charlotte »Knochenbrüste« Barford
dabei war, sich in der kanadischen Buchbranche einen Namen zu machen.
    »Mußtest du sie Michele Maher nennen?« fragte Jack sie. »Ich habe
Michele Maher geliebt, ich habe sie verehrt. Ich werde sie immer verehren. Du
kennst sie nicht mal.«
    [513]  »Du hast sie vor mir versteckt, Jack. Außerdem ist Michele eine
sehr positive Figur – im Buch, meine ich.«
    »Michele ist auch im wirklichen Leben eine sehr positive Figur!«
rief Jack. »Du hast ihr den Körper eines zwölfjährigen Jungen verpaßt! Sie ist
eine armselige Kreatur, die einem Bodybuilder hörig ist!«
    »Es ist doch bloß ein Name«, sagte Emma.
»Du übertreibst.«
    Natürlich war Jack auch empfindlich, was die Sache mit dem kleinen
Schwengel betraf – die Szene, in der Michele sagt, ein Mann mit einem kleinen
Penis sei »ein gedämpftes Vergnügen«.
    »Es ist ein Roman, Süßer – die Handlung ist frei erfunden. Weißt du
nicht, wie man einen Roman liest?«
    »Du hältst seit Jahren meinen Penis, Emma. Ich wußte nicht, daß du
Maße verglichen hast.«
    »Es ist ein Roman «, wiederholte Emma. »Du
nimmst das zu persönlich. Du hast die Sache mit den Penissen nicht kapiert,
Jack.«
    »Was meinst du damit?«
    »Wenn sie zu groß sind, tut es weh, Zuckerbär. Ich meine, wenn die
Frau zu eng ist.«
    Jack dachte darüber nach. Er hatte nicht gewußt, daß Frauen zu eng
sein konnten. (Zu weit vielleicht, aber nicht zu eng.) Meinte Emma, ein
»gedämpftes Vergnügen« sei Schmerzen vorzuziehen? War es das? Dann sah er, daß
Emma weinte. »Mir hat das Buch gefallen«, sagte er. »Ich wollte damit nicht
sagen, daß ich es nicht mag.«
    »Du verstehst

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