Bis ich dich finde
Davidson.
Natürlich war das kein Fach, in dem Jack alt werden konnte. (In
Hollywood gab es nicht gerade ein Riesenangebot an Rollen für scharfe, aber
ergrauende Mrs. Doubtfires.) Dennoch war es ein guter Anfang. Jack war zwar
nicht so berühmt wie Emma, deren erster Roman fünfzehn Wochen lang auf der
Bestsellerliste der New York Times gestanden hatte,
bevor Das letzte Mal »in ausgewählten Kinos« anlief.
Und in Toronto war Emma noch viel berühmter, denn dort erntete niemand mehr
Ruhm als ein gebürtiger Kanadier, der es in den USA zu etwas gebracht hatte. Doch wenn man Jacks Mutter hörte (von Mr. Ramsey ganz
zu schweigen), hätte man meinen können, Jack habe (jedenfalls als Transvestit)
sogar Jeff Bridges ausgestochen und sei ein noch größerer Kassenmagnet als
Harrison Ford.
Das letzte Mal war ein schrecklicher Film,
aber die beiden Großaufnahmen von Jack prägten sich ein – es schadete nicht, [532] daß die beliebte Fernsehserie Saturday Night Live eine Parodie darauf brachte –, und die mit Kerzen versehenen Fans vor dem UCLA Medical Center, wo Justine Dunn nach ihrem
furchtbaren Unfall im Koma lag, machten Wild Bill Vanvleck zu einem begehrten
Gast in Talkshows, wo er Jack Burns über den grünen Klee lobte.
Das war kein Wunder. Myra Ascheim hatte Jack bewogen, einen weiteren
Film mit dem Verrückten Holländer zu drehen. Indem er ein Loblied auf Jack
sang, der ja kaum mehr als ein Nebendarsteller gewesen war, machte Wild Bill
Reklame für seinen nächsten Film, der allerdings leider nicht den Kultstatus
von Das letzte Mal erreichte. Zwar spielte Jack in
seinem zweiten B-Film mit dem Remake Monster die männliche (und weibliche)
Hauptrolle, doch gab es diesmal keine Justine Dunn – keinen Star, der zum
rechten Zeitpunkt einen Autounfall mit entstellenden Verletzungen erlitt. (Mit
anderen Worten: keine unverdiente Reklame.)
Vor seiner zweiten doppelgeschlechtlichen Rolle in einem
Vanvleck-Remake profitierte Jack von der erheblichen Publicity, die Emma für Die Schundleserin bekam. People brachte einen Artikel, in dem Emma Jack als ihren Mitbewohner bezeichnete,
zusammen mit Fotos, denen zu entnehmen war, wie nahe sie einander standen. Ein
weiteres Foto war ein Standbild aus dem mittlerweile bekannten Film: Jack
verwandelt sich von einer Frau in einen Mann, wobei die verräterischen
Lipgloss-Spuren im Winkel seines hübschen Mundes ihm das draufgängerische
Aussehen eines Mannes verliehen, der soeben leidenschaftlich geküßt worden ist.
»Es ist eine platonische Beziehung«, wurde Emma zitiert. »Wir teilen
uns bloß die Wohnung.« In einem anderen Interview sagte Emma: »Ich mache gern
Fotos von Jack. Er ist so fotogen.« Daneben war ein Bild des schlafenden Jack
abgedruckt.
Alice und Mrs. Oastler waren möglicherweise die einzigen, die [533] glaubten,
daß Jack und Emma kein Paar waren, und bei Leslie wußte Jack, daß auch sie ihre
Zweifel hatte. Emma erzählte Jack, sie habe zufällig Lawrence getroffen, der
bei Morton’s zu Mittag gegessen habe. Lawrence spielte die Tatsache, daß er
seinen Job bei C.A.A. verloren hatte, herunter
und erzählte Emma, er habe seine eigene Firma für Talentmanagement gegründet,
um fortan »unabhängiger« arbeiten zu können. (Wie Myra Ascheim, von der er so
zuversichtlich behauptet hatte, sie sei »fertig«.)
Beim Mittagessen war Lawrence »unabhängig«, während er in
Wirklichkeit doch nichts weiter war als ein Lügner, der keinen Job mehr hatte.
Morton’s – jener teure Treffpunkt von Hollywood-Berühmtheiten an der Melrose
Avenue, der sich gehalten hatte – war kein Ort, wo man gesehen werden wollte,
wie man allein sein Mittagessen einnahm. Lawrence machte keine Geschäfte –
vielleicht war das der Grund, warum er Emma gegenüber ein bißchen ausfallend
wurde. »Behauptest du noch immer, daß du mit deinem Freund nicht vögelst?« fragte
er sie und meinte Jack. »Und wenn Jack ein Date hat, geht er dann als Frau?«
Emma wußte, daß sie ihn an Ort und Stelle hätte zerlegen können,
doch das tat sie nicht. Sie sagte nur: »Du bist ein solcher Versager,
Lawrence.« Zu ihrer Genugtuung schien er nicht einmal zu wissen, daß er an
einem der schlechtesten Tische saß.
Einige Monate vor der Veröffentlichung von Die
Schundleserin hatte Emma ihren Job beim Studio gekündigt.
»Drehbuchentwicklung ist einfach nichts für mich«, hatte sie zur Begründung
gesagt, aber einer der Studiobosse hatte die Druckfahnen ihres Buches gelesen.
Es gab in
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