Bis ich dir verfalle: Erotische Vampirstorys (German Edition)
Haut, der Puls, der darunter pochte ... Das war mehr, als sie ertragen konnte. Es war fast zu viel.
Manchmal wünschte sich Elena, sie wäre kein Vampir, sondern ein Werwolf. Wenn sie Schmerzen hatten, konnten sie sie wenigstens herausheulen.
Sie wartete, bis er ging. Nicht, weil sie ihn noch einmal sehen wollte. Sie musste einfach wissen, dass er verschwunden war. Er bummelte über den Campus zum Parkplatz. Sie folgte ihm und hielt sich in den Schatten. Immer wieder schaute er über die Schulter. Aber er konnte ihre Gegenwart nicht spüren, er war schließlich nur ein Mensch. Hatte sie das nicht bewiesen? Dennoch beschlich sie das ungute Gefühl, dass er mehr wusste. Als er schließlich in seinen Wagen stieg und wegfuhr, fragte sie sich, warum es sich wie ein Verlust anfühlte. Mehr als das. Wie ein schwerer Verlust, den sie ein zweites Mal erlitten hatte.
Er war nicht Alejandro. Es gab keinen Grund, sich so zu fühlen. Er bedeutete ihr nichts.
Elena lief unruhig im Aufzug hin und her, während er sie nach oben zu ihrem Apartment trug. Sobald sie in der Wohnung war, schloss sie die Tür hinter sich ab und legte die Sicherheitskette vor. Ihre geballten Fäuste lösten sich endlich. Blut quoll aus den halbmondförmigen Furchen, die sie mit den Fingernägeln in ihre Handflächen gegraben hatte. Sie leckte das Blut auf, und die Wunden schlossen sich. Elena schloss die Augen. Sie müsste die Stadt verlassen und sich eine neue Heimat suchen. Vielleicht ging sie zurück in die Alte Welt und ließ diese neue weit hinter sich. Sie konnte nicht länger bleiben, solange sie wusste, dass Alex da draußen war. Nicht, wenn sie ihren Schwur halten wollte.
Drei Nächte später klopfte Marius an ihre Tür. Er brachte ihr wie gewohnt den Behälter von der Blutbank. Während er ihre Bestellung auspackte, musterte er Elena von Kopf bis Fuß.
»Geht’s dir gut?« Weil Elena ihn bloß stumm anstarrte, zuckte Marius mit den Schultern. »Hab einfach noch nie erlebt, dass du dich vor irgendwas versteckt hast, El.«
Jeder Muskel in ihrem Körper spannte sich an. »Ich verstecke mich nicht.«
»Trotzdem bist du seit drei Nächten nicht vor die Tür gegangen. Und irgendjemand treibt sich in der Innenstadt herum und fragt nach dir.«
In ihr keimte ein schrecklicher Verdacht auf. »Wer denn?«
»Nur so ein Typ. Aber nicht so einer wie die üblichen Typen. Adrettes Kerlchen, wenn du verstehst, was ich meine. Hab ihn letzte Nacht in einigen Bars getroffen. Und heute habe ich ihn kurz nach Sonnenuntergang im Vitruvian’s gesehen.«
Elenas Kehle wurde eng. Nein. Er durfte dort nicht hingehen. Alex hätte dort keine Chance. »Das Vitruvian’s ist die Bar, in der Marika Hof hält, stimmt’s?«
Sie starrte Marius an, ohne sein Gesicht zu sehen. Stattdessen erblickte sie Alex, der sie mit geweiteten, unendlich dunklen Augen anschaute. Es waren nicht Alejandros Augen, nein, sein eigener unschuldiger Blick war verlangend auf sie gerichtet. Er suchte nach ihr. Und wenn er ihren Namen nannte, würde das ungewollt die Aufmerksamkeit auf ihn ziehen. Verantwortung war eine schreckliche Bürde, die Alejandro nie verstanden hatte. Aber Elena wusste, was sie tun musste.
»Ach, stimmt ja.« Marius grinste. Seine Reißzähne schimmerten im gedämpften Licht unnatürlich weiß. »Marika und du, ihr versteht euch nicht mehr so besonders gut.«
»Das haben wir noch nie.« Weil Elena sich nicht noch mehr in das Gespräch ziehen lassen wollte, verließ sie einfach die Küche. Sie griff nach ihrem Ledermantel, der um ihren Körper flatterte wie die Flügel einer Fledermaus. Das Schwert eines Konquistadors hing dekorativ an der Wand; der Schwertgriff war vergoldet, und ein Drachen wand sich darum. Die Stahlschneide spiegelte die Welt so wie damals, als Alejandro ihr das Schwert geschenkt und sie darin unterwiesen hatte, es zu führen. Er war in so vielen Belangen ihr Lehrer gewesen.
Sie nahm das Schwert von der Wand, befestigte den Schwertgurt und die Scheide quer über ihrem Körper und schob das Schwert auf ihrem Rücken in die Scheide.
»El.« In Marius’ Stimme schwang Sorge mit. Mehr als sie gedacht hätte. »Marika wird es nicht gefallen, wenn du einfach so hereinspazierst. Zwischen euch herrscht nur brüchige Waffenruhe. Seit Alejandro ...«
Elena blickte über ihre Schulter. Ihr Lächeln hätte unschuldig gewirkt, wenn nicht ihre Reißzähne hervorgeblitzt hätten. »Ich gehe nur vorbei, um ein bisschen zu plaudern, Marius. Und jetzt raus mit
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