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Bis ich dir verfalle: Erotische Vampirstorys (German Edition)

Bis ich dir verfalle: Erotische Vampirstorys (German Edition)

Titel: Bis ich dir verfalle: Erotische Vampirstorys (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsay Gordon
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gelernt«, bemerkte sie mit einem verschmitzten Grinsen.
    »Wie meinst du das?«, fragte Sara.
    »Es ging um die Göttin Kali«, erzählte Banhi. »Die mit den vier Armen. Du weißt schon – überall stehen Statuen von ihr herum.«
    »Die mit den Totenschädeln um den Hals?«
    »Genau die.«
    »Und was hat sie mit mir zu tun?«
    »Ich habe heute gelernt, dass ein anderer Name für sie Sara ist. Man nennt sie auch die Schwarze Göttin. Zumindest nennen die Zigeuner sie so. Ich hab das nicht gewusst.«
    »Sara? Das ist aber ein merkwürdiger Name für eine indische Göttin.«
    »Ja, es ist ziemlich verrückt und ein großes Durcheinander, aber so ist es immer mit den Mythen und Legenden. Es gibt in Südfrankreich einen Ort, Saintes-Maries-de-la-Mer. Dort gehen die Roma hin, um ihrer Schutzheiligen Sara zu huldigen. Sara, die sie auch Sara-la-Kali nennen. Das bedeutet auf Roma ›Sara die Schwarze‹.«
    Banhi trommelte mit ihren langen, schlanken Fingern auf die Tischplatte. »Kurz gesagt: Einige Gelehrte behaupten, die zigeunerische Sara und die indische Kali sind ein und dieselbe.«
    »Und worauf fußt diese Annahme?«
    »Einerseits auf das Wort kali , aber vor allem auf die Ähnlichkeit, die zwischen der Pilgerreise der Zigeuner und der Huldigung Kalis besteht. Bei beiden wird man in Wasser getaucht. Sie sagen, Sara sei keine richtige Heilige, sondern nur die Übertragung von Kalis Eigenschaften auf eine christliche Figur.«
    »Und warum ist sie – oder beide – schwarz?«
    »Kali, die vielleicht dieselbe Göttin wie Durga ist – vielleicht auch nicht, da streitet man sich noch, es kommt drauf an, wen du fragst –, wird gewöhnlich mit einem schwarzen Gesicht dargestellt. Ist dir das bei den Statuen aufgefallen? Sie ist schwarz, weil sie die Göttin der Schöpfung, zugleich aber auch die Göttin von Krankheit und Tod ist.«
    Banhi schwieg einen Augenblick. Sara fühlte sich von ihrem dunklen Blick durchbohrt. Die Pupillen der anderen Frau wirkten unnatürlich groß, als würden sie alles verschlingen und versuchen, das Licht aufzusaugen.
    »Sie ist eine höchst interessante Kreatur«, fuhr Banhi schließlich fort. »Sie gibt und nimmt das Leben gleichermaßen. Sie ist ein Erlöser und eine Muttergöttin, dennoch ist sie unaussprechlich grausam. Rachsüchtig und unvorstellbar brutal. Es gibt diesen berühmten Mythos, dass sie Ruktabija bekämpfte, den König der Dämonen, der sich mit jedem seiner Blutstropfen, die vergossen werden, verdoppelt. Kali hat gegen ihn gewonnen, indem sie ihm jeden Tropfen Blut aussaugte. Danach hat sie seine Doppelgänger in ihr riesiges Maul genommen. Und schließlich hat sie auf dem Schlachtfeld auf den Leichnamen derer getanzt, die sie getötet hat.«
    Banhi lehnte sich zurück, als habe es sie sehr angestrengt, diese Geschichte zu erzählen. »Langweile ich dich, Sara? Meine schwarze Göttin?«, fragte sie mit hochgezogenen Brauen.
    »Natürlich nicht«, widersprach Sara überraschend vehement. Sie verspürte neue Energie. Wenn sie mit Banhi zusammen war, fühlte sie sich so ... ja, so lebendig. So fühlte sie sich in Neils Gesellschaft nie. Neil ist ein netter Kerl, sagte sie sich. Aber neben Banhi mit ihrem riesigen Wissen über Sachen, die Sara so fremd waren, wirkte er geradezu grau und eintönig. Sie könnte Banhi die ganze Nacht zuhören. Und noch länger.
    »Wie wär’s mit Nachtisch?«, fragte sie, weil sie spürte, wie Banhis Blick auf ihr ruhte. Insgeheim fragte sie sich, welches Interesse ihre neue Freundin an ihr haben könnte. Banhi wusste faszinierende Geschichten zu erzählen und führte ein glamouröses Leben, das sie von einer Universität zur nächsten führte. Sie war die ewig Suchende und Unersättliche. Neben ihr hatte Sara das Gefühl, ein Nichts zu sein und nichts zu sagen zu haben.
    Banhi schüttelte den Kopf. Sie stand auf und winkte dem Kellner, dass er ihnen die Rechnung brachte. »Komm, wir machen einen Spaziergang«, schlug sie vor. Sara hatte das Gefühl, keine Knochen im Leib zu haben, und folgte ihr willenlos. Es fühlte sich ein bisschen so an, als gerate sie in den Bannkreis einer lebendigen Kraft, der sie unmöglich widerstehen konnte.
    »Komm, wie spazieren am Fluss entlang«, sagte Banhi. Ihre Augen waren wie Teiche aus einer dunklen Flüssigkeit, in der Sara zu ertrinken drohte.
    Am Fluss war nicht eine Menschenseele unterwegs. Dafür sorgte die Sperrstunde, die in den religiös geprägten Hostels galt, in denen die meisten westlichen

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