Bis ich dir verfalle: Erotische Vampirstorys (German Edition)
drei. Der vierte ist bloß verletzt.« Er schüttelt den Kopf, ehe er sich mir wieder zuwendet und abwinkt. »Weißt du eigentlich, wie lange ich brauche, um einen guten Diener zu erschaffen? Die Prozedur ist höchst kompliziert. Zunächst braucht man einen Mann, der perfekt ist. Und dann überleben auch nicht alle die Prozedur.«
»Erspar mir deine Probleme, Gulielmus de Vere.«
»Erspar mir dein gebrochenes Herz, kleines Mädchen. Schließlich sind es unsere Tragödien, die uns formen.«
Ich umschließe das Kruzifix, das ich in der Hosentasche bei mir trage. »Der Teufel hat dich erschaffen.« Ich springe vor und erwische ihn in einem Moment der Unaufmerksamkeit, denn ich kann das warme Silber gegen seine Wange drücken. Wir stolpern nach hinten, klammern uns aneinander und krachen in die Versuchsanordnungen. Unzählige Glasbehälter gehen zu Bruch. Aber zu meinem Entsetzen rieche ich kein verbranntes Fleisch. Als wir zu Boden stürzen, lacht der Alchemist.
Becher und Gläser zerschellen neben uns auf dem Boden, die Dämpfe steigen in Wolken auf, und brodelnde Lösungen bilden Pfützen auf dem Boden. Als wir uns auf dem Boden wälzen, brennt die Säure neue Löcher in meine Lederjacke, und der beißende Geruch nach Essig überflutet meine Sinne. Ebenso scharf ist seine Berührung. Sie lässt ein leises Zittern in meinem Innern erwachen. Ich klammere mich an ihn, während ich mit ihm ringe. Etwas schrecklich Vertrautes und unbestreitbar Erotisches geht davon aus, wie sein Gewicht auf mir ruht. Er hat dieselbe Größe und dasselbe Gewicht wie Billy.
Wir wälzen uns hin und her, und der Gestank von Essig wird durch den süßeren Duft von Birnensaft ersetzt. Seine Hand umschließt eine meiner Brüste. Seine schwarze Klaue gräbt sich in meine warme Haut. Meine Nippel werden hart. Eines der harten Knöpfchen drückt sich in seine Handfläche.
»Elender Vampir!«, fauche ich ihn an. »Du hast ihn mir genommen. Er hat mir gehört, mir! Er war mein Geliebter und nicht deine Beute!«
Unsere Blicke treffen sich. Jetzt sehe ich, dass seine Augen nicht schwarz sind. Sie sind von einem dunklen Mahagoni, ähnlich dem Bodensatz in einem Weinglas.
Wir sind nur wenige Millimeter voneinander entfernt. Aber nur mein Atem befeuchtet die Luft zwischen uns.
»Er war mein, ich durfte mit ihm machen, was ich wollte. Wieso glaubst du, ich wollte ihn zerstören? Ich brauchte ihn schließlich.«
»Er ist verblutet. Du hast ihn zu tief gebissen.« Ich kann noch jetzt das Blut an meinen Händen sehen, die ich vergebens auf seine Wunden drückte. Das Blut war überall, es zog in meine Haut und spritzte auf den Teppich. Hellrot hob es sich von dem weißen Leder des Sofas ab, das wir erst seit einem Monat hatten.
»Dein Billy schmeckte nach Seife und Brause. Er war zu süß, um ihm zu gestatten, zu überleben. Ich habe nach etwas anderem gesucht.«
Woher kennt er Billys Namen, frage ich mich. Schließlich habe ich ihn nicht gesagt? Aber die Frage kommt mir nicht über die Lippen. Stattdessen steigt in meiner Erinnerung ein Bild auf. Ich erinnere mich, dass Billy nach frischem Apfelkuchen und starkem, türkischem Mokka schmeckte.
Der Alchemist hingegen schmeckt nach rissigem Leder, das im Laufe der Jahre brüchig und dünn geworden ist. Ich suche nicht nach seinem Mund, aber seine Lippen zwingen sich meinen auf, und weil er mir diesen Kuss aufdrängt, reagiere ich darauf mit überraschender Leidenschaft. Seine Zunge stößt tief in mich hinein und umkreist meine, während seine Hand meine Brust fester drückt, bis es fast wehtut. Und sogar jetzt, da ich gegen seine Umklammerung ankämpfe, merke ich, wie meine Erregung wächst.
Dieser Mann, den ich hasse, den ich lange studiert habe und gegen den ich meinen Angriff geplant habe; dieser Mann, der für mich zu einer Besessenheit geworden ist, besitzt eine Macht über mich, die ich so nicht erwartet habe. Schon seine Nähe und der fremdartige Grusel, der von ihm ebenso ausgeht wie seine gnadenlose Dominanz, lassen in mir den Wunsch nach mehr erwachen. Ich will ihn. Kurz frage ich mich, ob es Billy wohl genauso ergangen ist, ehe er dahinschied?
Erst als der Alchemist meine beiden Hände über meinen Kopf zwingt und dort mit einer Hand umklammert, hebt er den Kopf und sieht mich an. »Wonach schmeckst du, kleine Blume?«, fragt er. »Bist du würzig und bitter, wie es dein Duft vermuten lässt? Oder versteckst du darunter nur deine besondere Süße?«
»Woher soll ich das wissen? Ich
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