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Bis in alle Ewigkeit

Bis in alle Ewigkeit

Titel: Bis in alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Daschkowa
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Ratten transportieren?
    »Ich fange dir dort Ratten, so viel dein Herz begehrt!«, rief Andrej.
    »Papa, dort gibt es auch Lazarette, auch dort werden Chirurgen gebraucht«, sagte Tanja.
    »Und hier nicht?«
    »Willst du etwa die behandeln, diese …?«, fragte Andrej düster.
    »Ich unterscheide Kranke und Verwundete nach ihrer medizinischen Diagnose, nicht nach ihrer Parteizugehörigkeit. Wenn ein Mensch leidet, muss ich ihm helfen, und sei er noch so ein roter Bolschewist.«
    »Aber du bist doch mit einer Pistole losgelaufen, um gegen sie zu kämpfen!«
    »Und das würde ich wieder tun, wenn ich Gelegenheit dazu hätte.«
    »Du willst auf sie schießen und sie dann behandeln?«
    »Ja, ein Arzt muss jeden behandeln, auch Verbrecher. Außerdem – wenn ich fliehe, sieht es aus, als würde ich ihren Sieg anerkennen, als würde ich glauben, dass sie stärker sind als wir. Es würde aussehen, als hätte ich Angst bekommen, würde kapitulieren und ihnen meine Wohnung zur Plünderung überlassen.«
    »Ach, wenn du so mutig bist, dann sind wir alle, auch Pawel Nikolajewitsch, wohl jämmerliche Feiglinge?«
    »Andrej, hör auf, übertreib nicht!«, sagte Danilow.
    »Hört alle auf!«, mischte sich Tanja ein. »Papa, du weißt ganz genau, dass wir ohne dich nirgendwohin gehen.«
    »Das ist Erpressung, Tanja. Ihr vier müsst wirklich weg. Wer weiß, demnächst beginnen womöglich Verhaftungen. Wenn Pawel hierbleibt, ist er in Gefahr. Außerdem gibt es hier bald nichts mehr zu essen. Und dann kommen die Fröste. Fahrt nach Jalta. So Gott will, ist dieser Alptraum im Frühjahr vorbei, dann kommt ihr zurück.«
    »Nein, Papa. Ohne dich gehen wir nicht weg«, wiederholten Tanja und Andrej stur.
    Danilow war von Anfang an klar gewesen, dass es sinnlos war, mit Sweschnikow zu streiten, und jetzt, auf dem Heimweg von der Beerdigung durch schmutzige dunkle Gassen, stritt er mit sich selbst. Für ihn als Offizier gab es nur einen Weg – dienen und kämpfen. Etwas anderes konnte er nicht.
    Einen Dienstherrn hatte er nicht mehr. Die rote Regierung hatte den legalen Oberkommandierenden Duchonin abgelöst und einen unbekannten Fähnrich ernannt, einen gewissen Krylenko. Um zu kämpfen, musste Danilow an den Don, zu Kaledin. Viele seiner ehemaligen Regimentskameraden wollten dorthin und forderten ihn auf, mitzukommen. Das bedeutete Trennung von Tanja und Mischa. Sie hier im kalten, hungernden, lebensgefährlichen Moskau alleinzulassen war undenkbar. Aber auch hierbleiben und die Hände in den Schoß legen konnte Danilow nicht.
    Es gab noch eine dritte Variante, über die Alexej Brussilow gesprochen hatte. Der alte General meinte, die Bolschewiki würden sehr bald anfangen, eine richtige, professionelle Armee aufzubauen. Sie begriffen schon jetzt, dass die Macht mit einer Horde bewaffneter Deserteure nicht zu halten war. Sie würden Militärs brauchen, und dann könnte man sie kampflos entmachten. Von innen heraus, mit dem Geist des Offizierskorps. Die Soldaten würden sich besinnen, der eigenen Bestialität überdrüssig werden, wieder auf ihre früheren, gewohnten Kommandeurehören, und alles würde von selbst enden, mit einem unblutigen Sieg über den absurden roten Alptraum.
    Danilow hatte dem alten General nicht widersprochen. Aber er wusste: Mit den Bolschewiki waren keine Kompromisse möglich. Wenn man einen Pakt mit dem Satan schloss, war es dumm, sich mit der Hoffnung zu trösten, man könne den Leibhaftigen überlisten.

Einundzwanzigstes Kapitel
Sylt 2006
    Michail Danilow ging eine anheimelnde hübsche Straße entlang zum Meer. Die Schaufenster waren bereits weihnachtlich dekoriert, und wie immer am Sonnabend waren viele Menschen unterwegs. Nicht nur Touristen, auch Einheimische. Danilow traf Bekannte, lächelte, blieb stehen und wechselte mit jedem ein paar Worte. Seit der Sendung mit ihm im Hamburger Fernsehen vor fünf Jahren ließ es sich niemand nehmen, ihn zu grüßen und mit ihm zu reden.
    Vor dem Friseur traf er Barbara, die Inhaberin des Buchladens. Sie war nur fünf Jahre jünger als er. Gerade hatte sie sich die Haare tiefschwarz färben, schneiden und legen lassen und kam ihm nun hocherhobenen Hauptes entgegen.
    »Micki, die Bücher, die du bestellt hast, bekommt man in Deutschland nicht. Eins davon habe ich für dich in Bern gefunden, aber das wird leider erheblich teurer.«
    Der junge Polizist Dietrich kam gemächlich auf dem Fahrrad vorbeigeradelt, winkte und rief: »Herr Danilow, Sie machen ein Gesicht, als

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