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Bis in alle Ewigkeit

Bis in alle Ewigkeit

Titel: Bis in alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Daschkowa
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Colt seine Worte gern ungesagt gemacht hätte.
    »Entschuldige, German, ich wollte dich nicht kränken.«
    Tamerlanow schwieg, bewegte malmend den Unterkiefer und lächelte nicht einmal als Antwort auf die Entschuldigung.
    Eine Stunde zuvor hatten sie das Thema Rauschgift besprochen, Colt hatte das schwierige Gespräch glänzend gemeistert und den Gouverneur überzeugt, den Moskauer Behörden zwei große lokale Drogenbarone zu liefern und sich auf diese Weise freizukaufen. Er hatte für Tamerlanow eine elegante Verteidigungsstrategie entworfen, für den Fall, dass die Barone versuchten, seinen ehrlichen Namen in den Dreck zu ziehen. Während der ganzen Unterhaltung hatten sich in Tamerlanows Augen weder Kränkung noch Zorn geregt. Doch nach Colts Worten über Mascha schien er seinen lieben Gast am liebsten umbringen zu wollen. Mit einer solchen Reaktion hatte Colt nicht gerechnet,er war verwirrt, fürchtete, das Schweigen könne anhalten, wusste aber nicht, was er sagen sollte.
    Doch plötzlich kam ein Offizier der Leibwache des Gouverneurs angelaufen und murmelte hastig etwas in der Sprache der Einheimischen. Der Gouverneur hörte ihn mürrisch an und fragte auf Russisch: »Wieso die Eile? Warum kann sie nicht bis morgen früh warten?«
    Auch der Offizier wechselte zum Russischen und erklärte Tamerlanow mit einem verlegenen Seitenblick zu Colt: »Ihre Tochter entbindet, ich habe ihr erklärt, dass der erste Flug nach Moskau um sechs Uhr dreißig geht, aber sie will nicht hören, sie will unbedingt aufs Flugfeld kommen und tobt.«
    »Entschuldige, German, um wen geht es?«, mischte sich Colt vorsichtig ein.
    »Die Archäologin.«
    »Jelena Orlik? Sie muss nach Moskau? Ich kann sie in meinem Flugzeug mitnehmen.« Colt lächelte breit und freudig.
    »Ja, danke.« Der Gouverneur nickte kühl. »Hat mich gefreut, dich zu sehen, Pjotr.« Er sah den Offizier an und blaffte leise: »Du bist noch hier?«
    Der Offizier verschwand augenblicklich und kehrte kurz darauf mit der Archäologin zurück. Sie telefonierte im Laufen, laut und nervös, diesmal auf Russisch.
    »Schrei nicht so. Ich bin schon unterwegs. Geh und mach die Tür auf. Ich höre doch, dass es klingelt. Du kannst. Halb so schlimm. Nun, sind sie es? Gib dem Arzt den Hörer. Ja, guten Tag. Sie hat Blutgruppe AB, Rhesus positiv. Ich weiß nicht, wie weit! Wohin bringen Sie sie? Danke, ich habe verstanden …«
    Sie lächelte und nickte Colt zu, während sie die kleine Gangway zu seinem Flugzeug hochstieg, redete weiter und schaltete das Telefon erst beim Start auf Bitte des Piloten ab.
    »Wie alt ist Ihre Tochter?«, fragte Colt.
    »Einundzwanzig.«
    »Na, halb so schlimm, machen Sie sich keine Sorgen.«
    Jelena lehnte sich im Sitz zurück, schloss die Augen und murmelte zwischen den Zähnen: »Ein dummes, schlampiges Gör, eine Sitzenbleiberin und Herumtreiberin.«
    Colt sah, dass ihr Tränen über die Wangen rannen. Ihre schlanken weißen Finger waren in die Armlehne gekrallt, ihre Lippen zitterten.
    »Nicht doch, Jelena Alexejewna. Alles wird gut«, stammelte Colt. »Möchten Sie etwas trinken? Es gibt Wodka, Kognak, was immer Sie wollen.«
    »Danke, ich trinke nicht. Entschuldigen Sie. Das Ganze kommt einfach zu überraschend.« Sie öffnete die Augen und schnäuzte sich in ein Papiertaschentuch.
    Colt hustete dumpf.
    »Wissen Sie schon, was es wird? Junge oder Mädchen?«
    »Ach was! Ich habe von ihrer Schwangerschaft erst vor zwei Stunden erfahren, und sie selber, wie es aussieht, auch. Ich habe sie zum Studium nach England geschickt, wir haben uns ein halbes Jahr nicht gesehen. Ich bin Mitte April hierhergeflogen, sie ist nach Moskau zurückgekehrt, in England sind im Mai Ferien. Wir haben öfter miteinander telefoniert, alles war in Ordnung. Und heute sagt sie plötzlich: Mama, ich habe Bauchschmerzen. Und heult ins Telefon. Ich dachte zuerst: der Blinddarm, dann erklärt sie: Weißt du, mit mir stimmt schon eine ganze Weile was nicht. Ich habe fünf Kilo zugenommen, und meine Regel hatte ich fast ein Jahr nicht mehr.«
    »Hören Sie, wie kann das sein?«, fragte Colt erstaunt. »Sie ist einundzwanzig, nicht fünfzehn, eine erwachsene Frau. Wer ist denn der Vater?«
    »Ein Engländer. Sie hat sich mit ihm zerstritten. Sie sagt, er ist ihr zu korrekt, zu aufgeblasen und langweilig. Dafür ist siealles andere als langweilig. Natürlich bin ich selber schuld. Ich habe mich von ihrem Vater scheiden lassen, als sie zehn war, und mich kaum um sie gekümmert. Sie

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