Bis in den Tod
Aufnahme des Verhörs beweist, dass er relativ unbeschadet ist. Falls du also irgendwelche Spuren hinterlässt, wird das auf mich zurückfallen und die Anklage gegen ihn schwächen.«
Mit einem bösartigen Lächeln ergriff er ihren Arm und führte sie zur Tür. »Also bitte, Lieutenant. Ich bin ein zivilisierter Mensch.« Dann schlug er ihr die Tür vor der Nase zu und riegelte sie sorgfältig von innen ab.
Roarke wusste genau, wie man einem Menschen großes körperliches Unbehagen bereiten konnte, ohne dass er dabei auch nur einen Kratzer abbekam.
Er ging quer durch das Zimmer, zerrte Jess aus seinem Sessel und schüttelte ihn, bis er die Augen blinzelnd aufschlug. »Na, bist du jetzt wach?«, fragte er mit leiser Stimme. »Und weißt du, wer ich bin?«
Jess brach der kalte Schweiß aus. Das Gesicht, in das er blickte, verriet die reine Mordlust. »Ich verlange einen Anwalt.«
»In den nächsten fünf Minuten hast du es nicht mit den Bullen zu tun, sondern mit mir. Und ich räume dir ganz sicher nicht die geringsten Rechte oder Privilegien ein.«
Jess schluckte und erklärte mit mühsam gelassener Stimme: »Sie können mir nichts tun. Wenn ja, fällt das direkt auf Ihre Frau zurück.«
Roarke verzog den Mund zu einem Lächeln, das Jess das Blut in den Adern gefrieren ließ. »Ich werde dir zeigen, wie sehr du dich da irrst.«
Ohne Jess’ Gesicht aus den Augen zu lassen, streckte er eine Hand aus, packte den Penis seines Gegenübers und drehte ihn unsanft herum. Es war eine gewisse Befriedigung für ihn zu sehen, wie auch noch der letzte Tropfen Blut aus dem Gesicht des Typen wich und wie er mit Mundbewegungen ähnlich denen eines Guppys verzweifelt nach Luft rang. Durch einen leichten Druck des Daumens auf die Luftröhre nahm er ihm auch noch die letzte Möglichkeit zu atmen, und bereits nach wenigen Sekunden quollen die silbrigen Augen des Kerls hässlich aus dem bläulich angelaufenen Gesicht.
»Es ist wirklich die Hölle, wenn einen jemand am Schwanz hat, findest du nicht auch?« Er machte eine letzte Drehung mit dem Handgelenk, ehe er Jess in dem Sessel zusammenbrechen und ihn sich dort wie eine Garnele zusammenrollen ließ.
»Und jetzt sollten wir uns miteinander unterhalten«, erklärte er mit gut gelaunter Stimme. »Und zwar rein privat.«
Eve lief draußen durch den Gang und blickte alle paar Sekunden in Richtung der dicken Tür. Sie wusste genau, falls Roarke den Schallschutz eingeschaltet hatte, könnte sich Jess die Lunge aus dem Hals schreien, ohne dass sie etwas davon hörte.
Wenn er ihn umbrächte… Großer Gott, wenn er ihn umbrächte, was sollte sie dann tun? Sie blieb entgeistert stehen und presste eine Hand auf ihren schmerzlich zusammengezogenen Magen. Wie konnte sie so etwas auch nur denken? Es war ihre Pflicht, für die Sicherheit von diesem Bastard einzustehen. Schließlich gab es Gesetze. Was auch immer sie persönlich ihm gegenüber empfand, gab es doch Gesetze, an die sie nicht nur als Polizistin, sondern auch als Privatmensch eindeutig gebunden war.
Sie marschierte Richtung Tür, nannte ihren Code und atmete, als ihr trotzdem der Zugang nicht gestattet wurde, hörbar zischend ein. »Dieser blöde Kerl. Dieser verdammte Roarke.« Er kannte sie einfach zu gut. Ohne große Hoffnung rannte sie den Korridor hinunter durch die Tür seines Büros und versuchte ihr Glück von dort aus.
Auch die Verbindungstür zwischen den Räumen war für sie gesperrt.
Sie trat vor den Schreibtisch, drückte den Knopf des Überwachungsmonitors ihres Büros und merkte, dass auch dieser ausgeschaltet war.
»Großer Gott, er bringt ihn wirklich um.« Wieder rannte sie zur Tür und trommelte sinnlos mit der Faust gegen das zentimeterdicke Holz. Einen Moment später glitten wie durch Zauberhand die Riegel zur Seite und die Tür ging lautlos auf. Wie von Sinnen stürzte sie durch die entstandene Öffnung und sah, dass Roarke, eine Zigarette in den Händen, seelenruhig an ihrem Schreibtisch saß.
Ihr Herz schlug bis zum Hals, als sie auf Jess hinuntersah. Er war kreidebleich und seine Pupillen hatten die Größe von Stecknadeln, doch zumindest rang er, wenn auch zischend und pfeifend wie eine defekte Klimaanlage, nach Luft.
»Er hat nicht mal blaue Flecken.« Roarke hob den Brandy, den er sich genehmigt hatte, an seinen zu einem zufriedenen Lächeln verzogenen Mund. »Aber ich glaube, er hat trotzdem eingesehen, dass das, was er getan hat, nicht ganz richtig war.«
Eve beugte sich zu Jess hinunter
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