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Bis in den Tod

Bis in den Tod

Titel: Bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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Fernstudium absolviert habe. Ich habe nie auch nur einen Fuß auf den Campus gesetzt.«
    »Und hatten auch niemals irgendwelche Kontakte zu anderen Studenten?«
    »Sicher. Per Telefon, Laser-Fax oder E-Mail.« Er zuckte mit den Schultern und trommelte mit seinen Fingern auf der Spitze des handgenähten Lederstiefels, der auf seinem Knie lag. »Trotzdem kann ich mich an keinen Autotronik-Techni-ker dieses Namens erinnern.«
    Sie beschloss, die Sache anders anzugehen. »Wie oft haben Sie bisher mit individualisierten Suggestionen gearbeitet?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Ist dieser Ausdruck Ihnen fremd?«
    »Ich weiß, was er bedeutet.« Dieses Mal zuckte er ruckartig mit den Schultern. »Soweit ich weiß, wurde es bisher noch nie gemacht, also verstehe ich nicht, weshalb Sie danach fragen.«
    Eve ging auf volles Risiko und wandte sich an ihre Assistentin: »Wissen Sie, weshalb ich danach frage, Peabody?«
    »Das ist doch sonnenklar.« Peabody ließ sich ihre Verwirrung nicht anmerken. »Sie möchten einfach wissen, wie oft der Befragte bisher mit individualisierten Suggestionen gearbeitet hat. Vielleicht sollten wir ihn daran erinnern, dass es zurzeit nicht verboten ist, auf diesem Gebiet zu forschen oder sich dafür zu interessieren. Nur die Entwicklung und Anwendung verstoßen gegen Landes-, Bundes- und internationales Recht.«
    »Sehr gut, Peabody. Hilft Ihnen das weiter, Jess?«
    Dank des kurzen Intermezzos hatte er sich wieder halbwegs in der Gewalt. »Sicher, ich interessiere mich für das Gebiet. Genau wie viele andere.«
    »Allerdings hat es nicht direkt etwas mit Ihrem Betätigungsfeld zu tun, nicht wahr? Sie sind schließlich kein zugelassener Wissenschaftler, sondern nur ein kleiner Musiker.«
    Damit hatte sie genau den richtigen Knopf bei ihm gedrückt. Er setzte sich kerzengerade auf und blitzte sie wütend an. »Ich bin diplomierter Musikologe. Musik ist viel mehr als nur die Abfolge von ein paar elendigen Noten, meine Süße. Musik ist Leben. Musik ist Erinnerung. Musik löst ganz spezielle und häufig vorhersehbare emotionale Reaktionen bei den Zuhörern aus. Musik ist Ausdruck von Wünschen und Gefühlen.«
    »Und ich habe immer gedacht, Musik wäre einfach ein harmloser, netter Zeitvertreib.«
    »Unterhaltung ist nur ein Stück des Kuchens. Die Kelten zogen mit Dudelsäcken in den Krieg. Die Instrumente galten für sie ebenso als Waffen wie die Breitschwerter. Kriegerische Eingeborene in Afrika haben sich mit Trommelklängen aufgeputscht. Sklaven haben dank ihrer Gospels überlebt, und Männer haben Frauen seit Jahrhunderten mit Musik verführt. Musik hat einen direkten Einf luss auf das Gehirn.«
    »Was uns zurückbringt zu unserer ursprünglichen Frage. Wann haben Sie beschlossen, einen Schritt weiter zu gehen und die Musik mit individuellen Hirnströmungen zu verknüpfen? War es einfach ein Zufallstreffer, sind Sie, als Sie irgendeine Melodie geklimpert haben, plötzlich darauf gestoßen?«
    Er lachte trocken auf. »Sie bilden sich tatsächlich ein, ich mache meine Arbeit nur so zum Vergnügen, nicht wahr? Ich setze mich einfach hin, drücke ein paar Knöpfe und warte ab, was dann passiert. Aber es ist ein Job. Ein harter, anstrengender Job.«
    »Auf den Sie verdammt stolz sind, habe ich nicht Recht? Kommen Sie, Jess, vorhin wollten Sie mir doch unbedingt davon erzählen.« Eve erhob sich, trat um ihren Schreibtisch und nahm auf der Kante wieder Platz. »Sie konnten es kaum erwarten, mir oder irgend)emandem davon zu erzählen. Was nützt es einem schließlich, welche Befriedigung wird einem schon zuteil, wenn einem etwas derart Erstaunliches gelingt und man es die ganze Zeit für sich behalten muss?«
    Er griff erneut nach seinem Glas und strich mit seinen Fingern über den langen, schlanken Stiel. »Ganz so habe ich es mir nicht vorgestellt.« Er nahm einen Schluck und dachte über die möglichen Folgen einer Beichte nach. »Mavis sagt, Sie wären ein durchaus flexibler Mensch. Sie gingen nicht immer nur streng nach den Gesetzen und den vorgeschriebenen Verfahrensweisen vor.«
    »Oh, ich kann durchaus flexibel sein.« Wenn es geboten war. »Also reden Sie mit mir.«
    »Nun, sagen wir es so. Wenn ich – rein hypothetisch – eine Technik für die individualisierte Suggestion, für die Beeinflussung eines Menschen anhand seiner persönlichen Hirnströmungen, entwickelt hätte, wäre das eine wirklich tolle Sache. Leute wie Roarke und Sie, mit Ihren Kontakten, Ihren finanziellen

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