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Bis in den Tod

Bis in den Tod

Titel: Bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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Klavierspieler. Nicht, dass er nicht ein gewisses Talent für die grundlegende Technik hätte, aber es fehlt ihm an Visionen – und an Mumm«, fügte sie mit einem katzenhaften Lächeln hinzu. »Alles in allem sind Frauen viel mutiger und boshafter als Männer. Finden Sie nicht auch?«
    »Nein. Ich finde, dass Mut und Boshaftigkeit geschlechtsunabhängig sind.«
    »Tja.« Enttäuscht presste Reeanna die Lippen aufeinander. »Auf alle Fälle habe ich vor ein paar Jahren ein paarmal mit ihm korrespondiert. Wir haben Ideen, Theorien ausgetauscht. Die Anonymität der Chatrooms ist wirklich praktisch. Es hat mir gefallen, dass er sich anscheinend für unfehlbar hielt, und schließlich ist es mir gelungen, ihm weit genug zu schmeicheln, dass er mir die technischen Fortschritte, die er erzielen konnte, ausführlich erklärt hat. Aber ich war ihm bereits mehrere Schritte voraus. Offen gestanden hätte ich niemals vermutet, dass er überhaupt jemals so weit kommen würde, wie es offenbar der Fall war. Ich nehme an, er hat es geschafft, die Stimmungen seiner Testpersonen zu verändern und dabei ein paar direkte Suggestionen einfließen zu lassen.« Sie legte den Kopf auf die Seite und sah Eve fragend an. »Richtig?«
    »Aber Sie sind noch weiter gegangen.«
    »Ich war ihm um Lichtjahre voraus. Warum nehmen Sie nicht Platz? Das wäre für uns beide wesentlich bequemer.«
    »Ich finde es durchaus bequem zu stehen.«
    »Wie Sie wollen. Aber bitte treten Sie ein paar Schritte zurück.« Sie winkte mit dem Stunner. »Schließlich möchte ich nicht, dass Sie versuchen, wieder in den Besitz Ihrer Waffe zu gelangen. Dann müsste ich das Ding hier benutzen und ich würde es hassen, ein so gutes Publikum, wie Sie es sind, vorzeitig zu verlieren.«
    Eve machte einen Schritt zurück und dachte dabei an Roarke, der mehrere Etagen über ihr in seinem Büro saß. Er würde nicht zu ihr herunterkommen. Zumindest darüber brauchte sie sich also keine Gedanken zu machen. Wenn überhaupt, riefe er sie an. Also war er sicher und sie konnte weiter auf Zeit spielen.
    »Sie sind Ärztin«, stellte sie jetzt fest. »Und Psychologin. Sie haben Jahre damit zugebracht zu lernen, wie man den Menschen hilft. Weshalb also haben Sie ihnen plötzlich das Leben genommen, Reeanna, obgleich Ihnen von Ihrer Ausbildung her doch eher am Gegenteil gelegen sein sollte?«
    »Vielleicht wurde ich ja bereits bei der Empfängnis dergestalt geprägt.« Reeanna verzog den Mund zu einem Lächeln. »Oh, ich weiß, Ihnen sagt diese Theorie nicht zu. Sie hätten sie verwendet, um in Ihrem Fall voranzukommen, aber trotzdem behagt sie Ihnen nicht. Und zwar, weil Sie nicht wissen, woher Sie selber kommen, wer Ihre Eltern sind.« Sie entdeckte ein leises Flackern in Eves Augen und nickte zufrieden. »Sobald ich erfuhr, dass Roarke etwas mit Ihnen angefangen hatte, habe ich mich eingehend mit Ihnen befasst. Ich habe Roarke sehr gerne und habe selbst sogar einmal mit dem Gedanken gespielt, unsere allzu kurze Liaison in etwas Dauerhaftes zu verwandeln.«
    »Dann hat er Sie also fallen gelassen?«
    Reeannas Lächeln wurde starr. »Eine derart gehässige, typisch weibliche Bemerkung ist ja wohl unter Ihrer Würde. Nein, er hat mich nicht fallen gelassen. Wir haben uns einfach auseinander entwickelt. Sagen wir es so, ich hätte mir durchaus vorstellen können, mich ihm wieder anzunähern. Deshalb war ich ehrlich überrascht, als er plötzlich ein derart lebhaftes Interesse ausgerechnet an einer Polizistin entwickelte. Das entsprach weder seinem normalen Geschmack noch seinem normalen Stil. Aber Sie sind eine… interessante Frau. Das wurde mir im Rahmen meiner Beschäftigung mit Ihnen ziemlich schnell bewusst.«
    Sie setzte sich behaglich auf die Lehne ihrer Liege, wobei sie jedoch ihren Stunner nicht für eine Sekunde sinken ließ. »Das kleine, missbrauchte Mädchen, das in einer schmutzigen Gasse in Dallas aufgefunden worden war. Verletzt, geschunden, vollkommen verwirrt. Ohne jede Erinnerung daran, wie sie dorthin gekommen, von wem sie geschlagen, vergewaltigt, verlassen worden war. Ihre Erinnerung bestand aus einem einzigen großen weißen Fleck. Das fand ich faszinierend. Keine Vergangenheit, keine Eltern, kein Hinweis auf das, was Sie geprägt hat. Es wird mir sicher großen Spaß machen, Sie eingehend zu studieren.«
    »Sie werden es nicht schaffen, mir hinter die Stirn zu blicken.«
    »O doch, das werde ich ganz sicher. Sie werden mir sogar selbst den Vorschlag unterbreiten,

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