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Bis in den Tod

Bis in den Tod

Titel: Bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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nicht entdeckt werden. Das Hirn ist ein hochkompliziertes Organ, das selbst mit der ausgeklügeltsten Technologie nicht immer in den Griff zu bekommen ist. Wenn ich seine Familiengeschichte kennen würde… nun, wenn ich eine These wagen sollte, dann würde ich sagen, der Mann hätte eine genetische Zeitbombe in sich gehabt, die bei der normalen Analyse offenbar nicht zu entdecken war. Und irgendwann kam er an einen Punkt in seinem Leben, an dem das Ende der Zündschnur erreicht war.«
    Eve zog eine Braue in die Höhe. »Und dann ist er einfach explodiert?«
    »So könnte man es nennen.« Reeanna beugte sich über den Tisch. »Was wir sind, wer wir sind, Eve, wird bereits im Mutterleib kodiert. Nicht nur die Farbe unserer Augen, unsere Statur, unsere Hautfarbe, sondern auch unsere Persönlichkeit, unser Geschmack, unser Intellekt und unsere Emotionen. Der genetische Code steht bereits im Augenblick unserer Empfängnis so gut wie sicher fest. Wir können ihn bis zu einem gewissen Grad modifizieren, doch die Grundzüge des Wesens, das wir sind, werden davon nicht berührt. Nichts kann an ihnen etwas ändern.«
    »Wir sind also das, als das wir geboren werden?« Eve dachte an ein schmuddeliges Zimmer, an ein blinkendes rotes Licht und an ein junges Mädchen, das, ein blutiges Messer in der Hand, zusammengekauert in einer Ecke saß.
    »Genau.« Reeanna sah sie strahlend an.
    »Die Einflüsse der Umwelt, der freie Wille und der grundlegende menschliche Drang, sich ständig zu verbessern, zählen für Sie also nicht?«, fragte Mira skeptisch. »Als rein körperliche Wesen ohne Herz, ohne Seele und ohne die Möglichkeit, uns im Laufe unseres Lebens immer wieder in irgendeine Richtung zu entscheiden, stünden wir doch wohl auf einer Ebene mit den Tieren.«
    »Das tun wir ja auch.« Reeanna fuhr schwungvoll mit ihrer Gabel durch die Luft. »Ich verstehe Ihren Standpunkt als Therapeutin, Dr. Mira, aber ich als Physiologin gehe die Sache sozusagen aus einer anderen Richtung an. Die Entscheidungen, die wir im Verlaufe unseres Lebens treffen, was wir tun, wie wir leben und was wir einmal werden, werden uns bereits im Mutterleib ins Hirn gestanzt. Der Mann, von dem Sie sprachen, Eve, war einfach dazu ausersehen, sein Leben zu ebenjenem Zeitpunkt an ebenjenem Ort in der von ihm gewählten Weise zu beenden. Aufgrund äußerer Umstände hätte sich daran etwas ändern können, doch am Ende hätte nichts an seinem Selbstmord vorbeigeführt. Es war eben sein Schicksal.«
    Schicksal?, dachte Eve. War es ihr vom Schicksal vorherbestimmt gewesen, von ihrem eigenen Vater vergewaltigt und missbraucht, ihrer Menschlichkeit beraubt und erst nach langem, hartem Kampf aus dieser Hölle errettet zu werden?
    Mira schüttelte den Kopf. »Das sehe ich eindeutig anders. Ein Kind, das in Armut am Rand von Budapest auf die Welt kommt, seiner Mutter gleich bei der Geburt abgenommen und in Reichtum, mit Liebe und Fürsorge in Paris aufgezogen wird, würde unweigerlich diese Erziehung, dieses Umfeld reflektieren. Emotionale Geborgenheit und das grundlegende menschliche Bedürfnis, sich ständig zu verbessern, kann man unmöglich außer Acht lassen.«
    »Bis zu einem gewissen Punkt haben Sie sicher Recht«, schränkte Reeanna ihre Behauptung ein. »Aber der genetische Code – das, was uns zu erfolgreichen oder erfolglosen, zu guten oder zu schlechten Menschen macht, wenn Sie so wollen – ist stärker als alles andere. Selbst in der liebevollsten, fürsorglichsten Umgebung wachsen Monster heran, während in den Abgründen des Universums Güte, ja sogar wahre Größe überlebt. Wir sind, was wir sind – der Rest ist Schönfärberei.«
    »Ihrer Theorie zufolge«, setzte Eve langsam an, »war der Mann, von dem ich sprach, von vornherein dazu verdammt, sich das Leben zu nehmen. Keine äußeren Umstände, keine Veränderung seiner Umgebung hätten daran etwas geändert.«
    »Genau. Die Neigung war ganz einfach da. Wahrscheinlich hat irgendein Ereignis die Tat dann ausgelöst, aber das kann vollkommen geringfügig gewesen sein, etwas, was jemand mit einer anderen Hirnstruktur abgeschüttelt hätte. Die Forschung in diesem Bereich ist noch nicht zur Gänze abgeschlossen, aber am Bowers-Institut hat man überzeugende Beweise dafür gefunden, welchen unveränderbaren Einfluss die Hirnstruktur auf das Verhalten nimmt. Wenn Sie wollen, besorge ich Ihnen gerne Disketten zu dem Thema.«
    »Die Studien des menschlichen Hirns überlasse ich lieber weiter Ihnen und Dr.

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