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Bis in den Tod

Bis in den Tod

Titel: Bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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privilegierten, einflussreichen Menschen, die sie regelmäßig in Roarkes Umgebung traf. »Cerise Devane steht oben auf dem Dach und droht zu springen? Was ist das, irgendein schwachsinniger Publicity-Gag, mit dem sie die Auflage ihres Blattes steigern will?«
    »Für mich sieht die Sache durchaus echt aus.« Er blies die Backen auf. »Außerdem ist sie splitterfasernackt. Das ist alles, was ich weiß«, erklärte ihr der Wachmann, als der Fahrstuhl in die Höhe schoss. »Ihr Assistent hat die Sache gemeldet. Frank Rabbit. Er wird Ihnen sicher mehr erklären können – das heißt, wenn er inzwischen wieder bei Bewusstsein ist. Der Typ ist einfach umgefallen, als sie auf den Sims geklettert ist. Zumindest hat man mir das erzählt.«
    »Haben Sie schon einen Psychologen einbestellt?«
    »Irgendjemand hat es wohl getan. Auf alle Fälle ist der Seelenklempner des Unternehmens oben bei ihr auf dem Dach, der übrigens ein Fachmann für Selbstmorde ist. Auch die Feuerwehr und die Luftwacht wurden alarmiert. Allerdings ist noch keiner von denen da. In der Fünften herrscht zurzeit anscheinend ein fürchterlicher Stau.«
    »Das brauchen Sie mir nicht zu erzählen.«
    Als die Tür des Fahrstuhls aufglitt, trat Eve in ein kühles Lüftchen, dem der Weg bis hinunter in die Straßenschluchten durch die Wände der hoch aufragenden Gebäude versperrt wurde, und sah sich eilig um.
    Cerises Büro lag auf dem Dach oder war, genauer gesagt, darin integriert. Spitz zusammen laufende, schräge Wände aus getöntem Glas boten ihr einen uneingeschränkten Rundblick auf die Stadt und die Menschen, über die sie so gern in ihrer Zeitung herzog.
    Durch das Glas sah Eve die kostspieligen Gemälde, das elegante Dekor und die exklusiven Möbel, mit denen das Chefinnen-Zimmer ausgestattet war. Auf dem breiten u-förmigen Sofa lag lang ausgestreckt ein Mann mit einer Kompresse auf der Stirn.
    »Wenn das Rabbit ist, sagen Sie ihm, dass er sich zusammenreißen und zu mir kommen soll, um mir zu erklären, was genau vorgefallen ist. Und schaffen Sie alle Schaulustigen vom Dach und von der Straße. Falls sie wirklich springt, können wir es nicht brauchen, dass sie dabei noch irgendwelche Zuschauer zerquetscht.«
    »Ich habe dafür nicht genügend Leute«, setzte der Wachmann an.
    »Holen Sie mir Rabbit«, wiederholte sie und rief in der Zentrale an. »Peabody, ich habe hier einen Notfall.«
    »Das habe ich bereits gehört. Was brauchen Sie?«
    »Schicken Sie eine Einheit los, die die Leute von der Straße schafft, und kommen Sie her und bringen Sie mir sämtliche verfügbaren Informationen über Cerise Devane mit. Gucken Sie, ob Feeney sämtliche Gespräche, die sie in den letzten vierundzwanzig Stunden zu Hause, im Büro oder per Handy geführt hat, rückverfolgen kann. Sagen Sie ihm, es wäre wirklich dringend.«
    »Wird erledigt«, meinte Peabody und legte auf.
    Eve drehte sich um, als der Wachmann einen jungen Mann zu ihr über das Dach schleppte. Rabbit hing die Firmenkrawatte lose um den Hals, seine Haare klebten ihm am Kopf und seine sorgsam manikürten Hände zitterten.
    »Erzählen Sie mir, was genau passiert ist«, herrschte sie ihn an. »Und zwar möglichst schnell und deutlich. Sie können zusammenbrechen, wenn ich mit Ihnen fertig bin.«
    »Sie – sie ging einfach aus dem Büro.« Seine Stimme brach und er sackte schwach im Arm des Wachmannes zusammen. »Sie sah so glücklich aus. Sie hätte beinahe getanzt. Sie – sie hatte ihre Kleider ausgezogen. Einfach abgelegt.«
    Eve zog eine Braue in die Höhe. Cerises plötzliche Neigung zum Exhibitionismus schien Rabbit momentan stärker zu schockieren als die Möglichkeit, dass sie tatsächlich in den Tod sprang. »Was hat sie dazu bewogen?«
    »Keine Ahnung. Sie hatte mich um acht Uhr zu sich ins Büro bestellt. Sie war wütend wegen irgendeiner Klage. Wir werden ständig von irgendwem verklagt. Sie hat eine Zigarette geraucht, Kaffee getrunken und stapfte zornig durch den Raum. Dann hat sie mich Josgeschickt, um der Rechtsabteilung Dampf zu machen, und gesagt, sie selbst würde die Zeit nutzen, um sich ein wenig zu entspannen.«
    Er hielt inne und hob sich die Hände vors Gesicht. »Fünfzehn Minuten später lief sie lächelnd – und splitternackt – aus ihrem Büro hierher aufs Dach. Ich war derart verblüfft, dass ich einfach reglos sitzen geblieben bin. Ich blieb einfach sitzen.« Seine Zähne begannen unkontrolliert zu klappern. »Bis dahin hatte ich sie nie auch nur ohne Schuhe

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