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Bis in den Tod

Bis in den Tod

Titel: Bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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gesehen.«
    »Dass sie nackt ist, ist zurzeit nicht ihr allergrößtes Problem«, klärte Eve ihn unsanft auf. »Hat sie mit Ihnen gesprochen, hat sie irgendwas gesagt?«
    »Ich, nun, wissen Sie, ich war einfach total verblüfft. Ich habe etwas gesagt wie ›Ms. Devane, was machen Sie denn da? Ist etwas nicht in Ordnung?‹ Und sie hat nur gelacht. Sie sagte, es wäre alles in allerbester Ordnung. Sie hätte endlich den ganz großen Durchblick und alles wäre wunderbar. Sie würde sich eine Zeit lang draußen auf den Sims setzen und dann springen. Ich dachte, sie macht einen Scherz und ich war nervös, also habe ich leise gelacht.«
    Er bedachte Eve mit einem schmerzerfüllten Blick. »Ich habe gelacht und dann habe ich gesehen, wie sie tatsächlich an den Rand des Daches gegangen ist. Himmel. Sie ist einfach über das Geländer geklettert. Ich dachte, sie würde springen, also bin ich nach draußen gelaufen und zu ihr gerannt. Sie hat tatsächlich auf dem Sims gesessen, fröhlich mit den Beinen gebaumelt und sogar leise gesummt. Ich habe sie gebeten, doch bitte zurückzukommen, bevor sie das Gleichgewicht verlöre. Aber sie hat wieder nur gelacht, ein bisschen von ihrem Tränengas versprüht und mir erklärt, sie hätte soeben ihr Gleichgewicht gefunden und ich sollte ein braver Junge sein und einfach wieder gehen.«
    »Hat sie irgendwelche Anrufe bekommen oder von sich aus geführt?«
    »Nein.« Er fuhr sich mit der Hand über den Mund.
    »Sämtliche Gespräche laufen über mein Gerät. Ich sage Ihnen, sie wird ganz sicher springen. Sie hat sich vornübergebeugt, während ich noch bei ihr war, und wäre da bereits beinahe gefallen. Aber sie hat nur gesagt, dass sie sich auf diese Reise freut. Sie wird ganz sicher springen.«
    »Das werden wir ja sehen. Halten Sie sich bitte weiter zur Verfügung.« Eve wandte sich ab. Der Firmen-Psychologe war unschwer zu erkennen. Er trug einen knielangen weißen Kittel über einer schwarzen, eng anliegenden Hose und hatte zu einem ordentlichen Zopf gebundenes, weiches graues Haar. Gerade beugte er sich über den Rand des Daches, wobei seine Haltung eine gewisse Aufregung verriet.
    Noch während Eve in seine Richtung ging, begann sie zu fluchen. Über ihrem Kopf hörte sie das Surren vorbeischwirrender Flieger, darunter, wie nicht anders zu erwarten, die ersten Vertreter der Medien. Natürlich Channel 75, dachte sie erbost. Nadine Fürst war immer einen Schritt schneller als die anderen.
    Der Seelenklempner richtete sich auf und strich sich den Kittel extra für die Presseleute glatt. Eve kam zu dem Schluss, dass sie ihn nicht mochte. »Doktor?« Sie zeigte ihm ihren Ausweis, nahm das erregte Blitzen in seinen Augen wahr und dachte, die Angestellten eines Unternehmens von dieser Größe und Bedeutung hätten wahrlich Besseres verdient.
    »Lieutenant, ich glaube, ich habe im Gespräch mit der Patientin bereits gewisse Fortschritte erzielt.«
    »Trotzdem sitzt sie nach wie vor da draußen auf dem Sims.« Eve schob sich an ihm vorbei und beugte sich über das Geländer. »Cerise?«
    »Bekomme ich etwa schon wieder Gesellschaft?«
    Cerise – eine schlanke, attraktive Frau mit Haut in der Farbe einer frisch erblühten Rose – baumelte tatsächlich vergnügt mit den Beinen. Ihr rabenschwarzes, sorgfältig frisiertes, leicht gewelltes Haar wehte in der Brise. Sie hatte ein intelligentes Füchsinnengesicht und wache grüne Augen, die im Augenblick weich und verträumt zu Eve aufsahen.
    »Aber hallo, ist das nicht Eve? Eve Dallas, die frisch Angetraute unseres guten Roarke? Eine wirklich wunderbare Hochzeit. Das gesellschaftliche Highlight dieses Jahres. Wir haben mit unserer Berichterstattung traumhafte Auflagen erzielt.«
    »Schön für Sie.«
    »Wissen Sie, ich habe nichts unversucht gelassen, um herauszufinden, wohin Ihre Hochzeitsreise ging. Ich glaube, niemand außer Roarke hätte es geschafft, die Medien tatsächlich vollkommen im Dunkeln tappen zu lassen.« Sie drohte Eve spielerisch mit ihrem Finger und ihre straffen Brüste schwankten leicht hin und her. »Sie hätten uns ruhig ein wenig daran teilhaben lassen können. Die Öffentlichkeit ist ganz versessen darauf zu erfahren, wie ein solches Paar die Flitterwochen verbringt.«
    Kichernd rutschte sie ein wenig auf dem Sims herum und wäre dabei um ein Haar vornübergekippt. »Wir alle sind ganz versessen darauf, diese Dinge zu erfahren. Huch. Noch nicht. Das alles ist viel zu unterhaltsam, so dass ich bestimmt nichts

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