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Bis ins Koma

Titel: Bis ins Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Blobel
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viel dazu, denkt Marvel, denn außer ihm war da nur der Currywurstbudenbesitzer.
    Der Kellner kommt mit dem Tablett. »Vier Mal Cocktail, ein Mal Cola pur.« Er stellt alle Drinks auf den kleinen Kasten, der als Tisch dienen soll.
    Das Mädchen schaut die Drinks an, dann die Jungs. »Ihr gehört zusammen?«, fragt sie.
    Die anderen nicken.

    »Und für wen ist die Cola?«, fragt das Mädchen.
    Marvel schaut sich um, und als er Miranda nicht sieht, hält er dem Mädchen die Cola hin. »Für dich.«
    Das Mädchen wendet sich an den Kellner. »Kannst du mir dazu einen Rum bringen?«
    »Können schon«, sagt der Kellner. »Und wer bezahlt?«
    »Na, der Filmstar hier!« Das Mädchen grinst. Sie tippt Marvel gegen die Brust. »Der gibt mir hier und heute einen aus. Stimmt doch?«
    Marvel nickt grinsend. Sein erster Fan! Und älter als er. Mindestens achtzehn, schätzt er.
    Das Mädchen schiebt Mauki zur Seite und sagt: »Platz da, ich will auch mal neben einem berühmten Menschen sitzen.« Sie lässt sich neben ihn fallen. Ihre Jeans sind über den Knien aufgerissen. Ihre Knie sind weiß und rund.
    »Da siehst du es!«, schreit Bully. »Es fängt schon an!«
    »Was fängt an?«, fragt Marvel.
    »Dass sie dich erkennen!«, ruft Mauki. »So ist das, wenn man berühmt ist! Sag, Kumpel, wie fühlt sich das an?«
    Das Mädchen streichelt Marvels Arm. Sie blickt schmachtend zu ihm hoch. Marvel weiß nicht, ob das jetzt gespielt ist oder ernst gemeint. »Ich fände ihn cool, auch wenn er kein Star wäre«, sagt sie.
    »Ich bin überhaupt kein Star«, erwidert Marvel.
    »Und ob du einer bist«, ruft das Pony. »Ich wette, du kriegst unheimlich viel Kohle dafür. Schauspieler sind alle reich, das weiß man doch.«
    »Quatsch, ich bin nicht reich!«
    »Na gut«, sagt sie. »Wenn nicht jetzt, dann bald. Darauf trinken wir.«
    Der Kellner stellt den Rum ab, sie nimmt ihn, kippt ein bisschen Cola drauf. »Hast du mal einen Stift?«, fragt sie ihn.

    Der Kellner zieht einen Kuli aus dem Gürtel. »Den krieg ich aber zurück.«
    »Klar. Danke.« Sie wendet sich an Marvel, hebt ihr Glas. »Auf dich«, sagt sie. »Wie heißt du eigentlich? Und die anderen, habt ihr auch Namen?«
    Marvel stellt sich vor und dann die anderen: Bully, Mauki, Jojo. Sie sagt, dass sie Bine heißt. Wie die Biene Maja aber ohne e. Sie lassen die Gläser klingeln.
    »Auf Hollywood«, sagt Bine. Und dann drückt sie Marvel den Kuli in die Hand und schiebt den Pulli von der linken Schulter. »Da«, sagt sie und hält still.
    »Was denn?«, fragt Marvel.
    »Na, das Autogramm.«
    Sie zupft den Pulli noch ein bisschen weiter runter. Jetzt ist ihr Rücken fast frei. »Reicht der Platz? Dann schreib auch noch FÜR BINE. Das wär geil.«
    Marvel schreibt also, über Bines nackten Rücken gebeugt. Die anderen gucken zu. Und auch ein paar, die in der Nähe stehen. Alle gaffen auf einmal. Marvel fühlt sich sehr merkwürdig. Aber nicht schlecht. Er hat noch nie etwas auf eine nackte Haut geschrieben. Nur früher mal auf einen Gips, als Jojo den Radunfall hatte und sich das Bein brach. Bines Haut ist glatt und fest. Nicht unangenehm, so eine Arbeit.
    Bully schaut mit einem Grinsen zu Marvel rüber. Marvel kann das Grinsen deuten. Es heißt: Wenn du denkst, ich hab die extra bestellt, dann irrst du! Die hat so einen schlechten Geschmack!
    Mauki beugt sich an dem Pony vorbei und stößt Marvel an. Er macht eine Kopfbewegung zu den Waschräumen.
    Marvel sieht aus den Augenwinkeln, wie Miranda zurückkommt. Wie sie erst lächelt und dann den Kopf hochreißt und zu ihnen herüberstarrt. Wie sie stehen bleibt und sich nicht mehr
rührt, als Bine sich aufrichtet, den Pulli wieder über den nackten Rücken zieht und Marvel einen Kuss auf die Backe drückt, bevor sie ihr Glas gegen Marvels Glas klingen lässt und einen kräftigen Schluck nimmt. Jojo erzählt ihr was und sie lacht.
    Mauki hat einen Bekannten entdeckt, jemanden, der in seiner Straße wohnt. Er erhebt sich schwankend.
    Bully hat auch schon einen in der Krone. Er lümmelt auf der Bank und versucht, mit zwei Strohhalmen einen Eiswürfel aus seinem Glas zu fischen.
    Miranda kommt jetzt auf sie zu. Sie geht, als habe sie einen Entschluss gefasst. Trotz der Riemchenschuhe trittfest. Mit stolz zurückgeworfenem Kopf.
    »Setz dich doch«, sagt Marvel. Sein Arm liegt, als gehöre er nicht zu ihm, um Bines Schultern. Miranda starrt auf seinen Arm, bis Marvel selbst kein Gefühl mehr in dem Arm hat. Als wäre er taub. Deshalb kann

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