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Bis ins Koma

Titel: Bis ins Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Blobel
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Atomkrieg.
    »Früher gab es hier Flatratesaufen«, raunt Bully seinem Freund Marvel zu, »deshalb hatte ich das ausgesucht. Aber das ist jetzt anscheinend verboten. Tut mir leid. Jetzt ist im Eintrittspreis nur ein Cocktail inklusive.«
    »Macht doch nichts.« Großspurig zückt Marvel sein Portemonnaie. Und dann schieben sie sich weiter ins Innere des Bunkers vor.
    Marvel hat seine Hände wie ein richtiger Beschützer um Mirandas Schulter gelegt. Er hofft, dass er keine Schweißhände hat und Mirandas schönes Seidenkleid keine Flecken bekommt.

    »Du kennst das hier alles, oder?«, fragt Miranda bewundernd.
    Marvel lächelt, als wolle er sagen: Vertrau mir, Häschen, bei mir bist du sicher. Dabei war er hier noch nie.
    Das MOV ES ist eine Disco, die sich vor allen Dingen dadurch auszeichnet, dass - außer an der Bar, wo das Licht blau ist - alles in violettes Licht getaucht ist. An der Bar stehen die Leute in Dreierreihen und versuchen mit wilden Handzeichen den Barkeepern klarzumachen, dass sie am Verdursten sind. Über der Tanzfläche dreht sich die Discokugel und schleudert Lichtblitze in die hintersten Ecken. Da sieht man Leute auf Hockern oder Bänken, mit weißen, in Bildfetzen atomisierten Gesichtern, nur für Bruchteile von Sekunden, dann kommen die nächsten Gesichter, ebenso bleich.
    Auf der Tanzfläche ist es eng wie in einer Sardinenbüchse. Auch vor den Waschräumen hat sich eine Schlange gebildet.
    »Da gibt’s bestimmt was umsonst«, sagt Mauki grinsend.
    In den Ecken knutschen Pärchen.
    »Haben die Leute alle kein Zuhause?«, fragt Bully, als er verzweifelt nach einem Platz für sie Ausschau hält.
    Sie holen sich ihre orange-grünen Cocktails und schieben sich tiefer in den Raum, dahin, wo das violette Licht ist.
    Die Bässe wummern Technobeat und auf der Tanzfläche bewegen sich alle apathisch, im Rhythmus, wie ferngesteuert.
    »Super Stimmung, was?«, brüllt Jojo gegen den Lärm an. »Ist doch allererste Sahne.«
    Bully freut sich. Er hat sich eben echt Mühe gegeben, das Passende für den großen Anlass zu finden.
    Sie ergattern einen Platz, eine gepolsterte Bank mit harten Kissen, die im Rücken stören und am Kopf wehtun. Sie stapeln die Kissen auf den Boden, strecken wie die anderen die Beine aus und schauen sich um.

    Miranda sitzt zwischen Jojo und Marvel.
    Als der Kellner, den man an dem weißen T-Shirt mit dem MOVES-Logo erkennt, noch mal einen Begrüßungscocktail bringt, sieht die Welt richtig rosig aus. Die Cocktails haben diesmal ein bisschen Gelb in der Mitte, viel Eis und einen rot-weiß geringelten Strohhalm, an dem Zucker klebt.
    »Geil!« Mauki ist beeindruckt. »Auf Wodkabasis.«
    Miranda fragt den Kellner etwas, Marvel versteht nicht, was sie sagt. Der Kellner beugt sich zu ihr und spricht etwas in ihr Ohr. Miranda verzieht das Gesicht und gibt dem Kellner ihr Glas zurück. Der Kellner verschwindet damit.
    »Was war denn?«, fragt Marvel.
    »Das war mit Alkohol«, erklärt Miranda. »Das kann er wieder mitnehmen.«
    Mauki, Jojo und Bully starren Miranda fassungslos an. »Du hast ihm den Gratisdrink wieder mitgegeben?«
    Miranda nickt vergnügt.
    Bully lässt sich nach hinten fallen. Er verdreht die Augen. »Diese Frau ist die Härte!«, ruft er. »Und wieso machst du so’nen Scheiß?«
    Miranda lächelt. »Weil ich keine Lust auf Alkohol habe.«
    Stille. Alle starren Miranda an wie eine Erscheinung aus einem anderen Universum.
    »Magst du nie Alkohol oder nur jetzt gerade nicht?«, fragt Mauki.
    »Weiß nicht.« Miranda zuckt mit den Schultern. »Ist doch auch egal, oder?«
    »Nee«, sagt Bully, »ist es nicht! Wir sind nämlich heute Abend hier, um uns die Kante zu geben.«
    »Was?«, fragt Miranda.
    »Wir wollen uns schön einen auf die Lampe gießen!«, erklärt Mauki in dem Ton, in dem eine Kindergärtnerin zu einem
Dreikäsehoch spricht. »Weißt du, Schätzelchen, wir wollen einen Kater mit der Flasche großziehen. Und deshalb bist du ganz lieb und störst uns nicht dabei.«
    »Das ist Marvels Abend, weißt du«, sagt Bully mit Nachdruck. »Auf den haben wir uns alle mächtig gefreut. Den wollen wir in vollen Zügen genießen.«
    »Könnt ihr doch auch.« Miranda hat den Ernst der Lage immer noch nicht begriffen.
    Bully rauft sich die Haare. »Können wir eben nicht, wenn wir so eine Spaßbremse dabeihaben! Mann! Kein Alk! An so einem Abend!! Ich fass es nicht! Marvel?« Er muss sich an Miranda vorbeibeugen, um Marvels Ohr zu erreichen. »Wieso hast du sie überhaupt

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