Bis Mittwoch unter der Haube
Verantwortung. Ein Kind würde zur Welt kommen. Das Kind eines selbstsüchtigen, dominanten Vaters und einer Söldnermutter. Was für ein armseliges Paar sie doch abgaben.
Und warum das alles?
Samantha wäre schon irgendwie klargekommen, hätte sich auch ohne Blakes Millionen um Jordans Wohl kümmern können. Aber sie war den Weg des geringsten Widerstands gegangen, hatte sein Angebot angenommen und gehofft, sich das Leben auf diese Art angenehmer machen zu können.
Eliza hatte kürzlich ihren Freund vor die Tür gesetzt. Sie hatte ihn dabei erwischt, wie er in den Karteien der neu geworbenen Kundinnen für Alliance herumgeschnüffelt hatte. So war in Elizas Wohnung nun Platz für zwei missmutige Frauen, die ausgiebig über die Schlechtigkeit der Welt im Allgemeinen und der Männer im Besonderen lamentierten.
Anders als sonst konnte Samantha nur essen, schlafen und aus dem Fenster starren und zuschauen, wie das Leben draußen weiterging.
Der bohrende Schmerz in ihrer Brust wollte einfach nicht nachlassen. Sie überlegte schon, ob sie ihre Hausärztin anrufen sollte, doch dann fiel ihr ein, dass ein gebrochenes Herz tatsächlich körperliche Schmerzen auslösen konnte. Seit dem Tod ihrer Mutter hatte nichts mehr so wehgetan.
Am dritten Tag ließ Eliza Samantha eine Weile allein. So konnte sie ungestört vor sich hin brüten.
Das Klopfen an der Wohnungstür hörte sie zwar, aber sie erwartete keinen Besuch. Deshalb blieb sie auf dem Sofa sitzen und starrte einfach weiter an die Wand. Als das Klopfen nicht aufhörte, schleppte sie sich irgendwann doch zur Tür.
Dass Blake eines Tages zu ihr kommen würde, hatte sie sich gedacht, doch als er nun in einem zerknitterten Hemd, einer ausgebeulten hellbraunen Hose und mit Stoppeln im Gesicht vor ihr stand, brach die Wunde sofort wieder auf.
»Was willst du, Blake?«
»Wir müssen reden.«
Samantha hatte keine Tränen mehr und sie wollte ihrem Kind nicht noch mehr Stress zumuten, als es schon hatte erdulden müssen.
»Ich habe dir nichts mehr zu sagen.«
Sie wollte die Tür schließen, aber Blake schob einen Fuß in den Spalt. »Ich liebe dich.«
Samanthas Hand erstarrte mitten in der Bewegung. Sie schloss die Augen gegen den Schmerz. An einem anderen Tag, in einer anderen Zeit hätte sie sich bei diesem Geständnis in seine Arme geworfen, aber jetzt kamen die Worte zu spät.
Selbst wenn er sie liebte, änderte das nichts.
»Hast du gehört, was ich gesagt habe?«
»Warum quälst du mich so?« Der Schmerz in ihrer Brust war kaum noch auszuhalten. Sie hatte Mühe zu atmen, ihre Lunge war wie verstopft.
»Fünf Minuten, Samantha. Bitte, gib mir fünf Minuten.«
Hatte sie Blake je um etwas bitten gehört?
Sie öffnete die Tür ein wenig weiter und ließ ihn ins Zimmer.
Er überreichte ihr ein amtliches Schriftstück. »Schau dir Seite drei an.«
»Was ist das?«
»Sieh einfach nach.«
Samantha betrachtete die dritte Seite. Dort gab es ein Foto, auf dem die Viper und eine fremde Frau in ein Polizeirevier geführt wurden. »Was ist das?«
»Vanessa hat ihre Freundin benutzt, um Einblick in vertrauliche Unterlagen zu erhalten. Diese Freundin arbeitet in der Kanzlei des Anwalts meines Vaters. Vanessa kennt den Inhalt des Testaments.«
Das erklärte, warum die Viper deutlich mehr gewusst hatte als Samantha.
»Und?«
»Ich habe die Kondome gefunden, Samantha. Alle.«
Samantha schüttelte den Kopf und sah Blake fragend an. »Alle?«
»Vanessa wollte mich reinlegen, mich zwingen, sie zu heiraten. Dass ich einen Erben brauche, wusste sie schon vor mir. Also erfand sie eine Latexallergie und versorgte mich mit Kondomen. Ich hatte keine Ahnung, dass sie jedes einzelne manipuliert hatte. Sie hat sogar die Schachteln geöffnet und dann wieder säuberlich zugeklebt.«
Blake war ein wenig näher gekommen. Er griff nach ihren Händen. Seine Worte waren ein Schock für Samantha. Sie konnte nur dastehen und benommen auf seine Brust starren.
»Vanessa hat Löcher in die Kondome gepiekt?«
»Das war sie , nicht ich.«
Sam schwirrte der Kopf. Diese Informationen musste sie erst einmal verdauen. Samantha zog ihre Hände aus Blakes, wich ein paar Schritte zurück und setzte sich aufs Sofa. Das Foto, das Vanessa zwischen zwei Polizeibeamten zeigte, bestärkte Sam in ihrer Überzeugung, dass die Frau eine Schlange war.
»Die Polizei hat auf Vanessas Computer Filme gefunden. Von uns.«
Diese Frau war krank. Blake hatte Glück gehabt, dass er ihren Fängen entkommen war.
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