Bis Mittwoch unter der Haube
ich glaube, das ist eine Sekretärin.«
Blake sah sich die anderen Fotos an, aber nur dieses eine ließ ihn stutzen.
»Der Kerl, der die Überwachungskameras abmontiert hat, hat sie in einen Müllcontainer geworfen. Das war ’ s. Wir können Parker oder deinem Cousin keinerlei Verbindung zu der Überwachungsaktion nachweisen. Dieser Ansatz hat sich als Sackgasse entpuppt.«
Ganz so wichtig fand Blake das alles nun doch nicht mehr. Trotzdem hätte er sich gerne denjenigen vorgeknöpft, der derart unverfroren in Samanthas Privatsphäre eingedrungen war.
»Bleibt noch eine Weile an der Sache dran.« Die meisten Leute glaubten sicher, dass Anwälte vor allem als Vertreter in Rechtsfragen fungierten. Aber in dieser Welt wusch eine Hand die andere. Und Jeff kannte Leute, die ein wachsames Auge auf andere Leute und deren Machenschaften werfen konnten.
»Geht klar.«
Blake zog das Foto von Vanessa und der Sekretärin noch einmal aus dem Stapel. Er würde es so oft anschauen, bis ihm der Name der anderen Frau einfiel.
Nichts sagte deutlicher als gepackte Taschen an der Tür, dass es ein ernstes Problem gab, dass ein Funke reichte, um das Pulverfass hochgehen zu lassen. Zumindest hoffte Samantha das.
Blake hatte sie belogen. Anstatt das Problem mit ihr zu besprechen und gemeinsam nach einer Lösung zu suchen, hatte er im Hintergrund die Strippen gezogen, um zu bekommen, was er wollte. Erinnerungen an die Verhaftung ihres Vaters und an die Gefühle, die Dan mit seinem Verrat in ihr ausgelöst hatte, kamen in ihr hoch.
Blake kannte ihre Geheimnisse, ihre Schwächen und hatte sie für seine Zwecke ausgenutzt.
Ja, schön – den Pakt mit dem Teufel hatten sie gemeinsam geschlossen: Sie hatten geheiratet, um die Forderungen eines Toten zu erfüllen und um danach mehr Geld in den Taschen zu haben als vorher. Aber dann waren sie einander näher gekommen und hatten ein Kind gezeugt.
Samantha legte die Hände auf ihren Bauch. Langsam wurde er zu rund für die Jeans. Sie hielt ein Glas Wein in der Hand, hatte aber nur einen einzigen Schluck getrunken. Mehr ging auf keinen Fall. So sehr sie Blake verletzen wollte, ihrem Kind wollte sie unter keinen Umständen schaden.
Verflucht sollte er sein. Verflucht, weil er sie dazu gebracht hatte, sich in ihn zu verlieben, ihm zu vertrauen. Verflucht, weil er das alles in den Wind geschossen hatte.
Der Schlüssel drehte sich im Schloss, Samantha fixierte die Taschen. Sie hob ihr Weinglas. Vielleicht hätte sie Schauspielerin werden sollen. Für Blake wäre das jedenfalls die ideale Berufswahl gewesen.
Aus dem Augenwinkel sah sie Blake zögernd zwei Schritte ins Zimmer machen. »Samantha?«
Den ganzen Nachmittag hatte sie sich überlegt, was sie sagen sollte. Die Vorstellung, einfach zu verschwinden, ihn ohne ein Wort zu verlassen, hatte einen gewissen Reiz. Aber dann hatte sie doch nicht gehen können, ohne ihm noch ein paar Worte mit auf den Weg zu geben.
»Wann wolltest du es mir denn sagen?«, fragte sie, als er sich ins Zimmer schob, als wäre es ein Mienenfeld, in dem jeden Moment ein Sprengsatz hochgehen konnte.
»Dir was sagen?«
»Du warst heute bei deinem Anwalt. Sicher habt ihr über das Testament gesprochen.«
Blake schwieg.
Samantha drehte langsam den Kopf in seine Richtung, in Zeitlupe suchten ihre Augen seine. Sofort fiel ihr auf, wie sein Blick zwischen dem Weinglas in ihrer Hand und ihrem Gesicht hin und her wanderte. Aha. Selbst jetzt dachte er zuerst an das Kind und dann an sie. Trotzig hob sie das Glas an die Lippen, tat, als würde sie trinken und ließ es dann wieder sinken.
»Was ist los, Samantha?« Er sah zu den Taschen hinüber, die sie gepackt hatte, um einen halbwegs würdigen Abgang hinlegen zu können.
»Ich dachte, wir wollten ehrlich miteinander sein. Was ist daraus geworden, Blake?«
»Sam, wovon redest du?«
Sie konnte nicht länger stillsitzen. Sie stand auf, stellte das Weinglas ab und stieß es dabei fast um. Für Blake sah das vermutlich aus, als hätte sie zu viel getrunken. Auch gut , dachte sie. »Im Testament deines Vaters – was steht da wirklich drin? Oder dachtest du, ich würde es nie erfahren?«
Blakes Augen weiteten sich, seine Lippen wurden schmal.
Sein Gesicht sagte ihr alles, was sie wissen musste.
Sie sah Schuldbewusstsein … vielleicht ein wenig Reue. Aber aus welchem Grund? Weil er bei einer Lüge ertappt worden war?
»Ich dachte, das wäre nicht wichtig.«
»Du dachtest, es wäre nicht wichtig, dass ich erfahre,
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