Bis unter die Haut
Tisch sitzen und leere Worthülsen austauschen. Sie muss auf der Stelle weg, aber mit welcher Begründung kann sie sich jetzt verabschieden? Plötzlich bemerkt sie auf der anderen Straßenseite eine Gruppe lachender und sich laut unterhaltender junger Leute.
Guy.
Laurie ist auch dabei und Adrian – zumindest glaubt sie ihn in dem Typen wiederzuerkennen, der den Arm um Lauries Taille gelegt hat. Die anderen aus der Gruppe kennt sie nicht.
»Ich muss los.« Willow sieht wieder ihren Bruder an. »Ich bin mit Freunden verabredet. Da drüben sind sie«, lügt sie ohne mit der Wimper zu zucken. Dabei sind sie bestimmt überrascht, wenn sie plötzlich zu ihnen stößt. Und sie sind bestimmt nicht ihre Freunde. Guy dagegen ist mehr als ein Freund , obwohl nicht ganz klar ist, was genau er eigentlich ist. Aber sie bieten ihr eine glaubwürdige Ausrede, endlich aufstehen und gehen zu können.
Willow rennt über die Straße. Sie ist sich sicher, dass ihr Bruder ihr hinterherschaut, und hofft, dass sie – wenn sie schon nicht mit offenen Armen empfangen wird – sich der kleinen Gruppe wenigstens anschließen darf.
Sie hat ein bisschen Angst, dass Guy kühl reagiert, was sie nach allem, was passiert ist, nicht wundern würde.
Jetzt ist sie nur noch wenige Schritte hinter ihnen. Sie haben sie noch nicht bemerkt, und obwohl sie sich unendlich allein fühlt, würde sie am liebsten so schnell sie kann in die entgegengesetzte Richtung davonlaufen.
Sie holt tief Luft. Was hat sie sich da schon wieder eingebrockt!
So was nennt man vom Regen in die Traufe kommen.
»Hey.« Sie berührt Guy am Ärmel.
Guy dreht sich um, genau wie die anderen. Es kostet sie ihren ganzen Mut, nicht einfach wegzurennen, aber zum Glück lächelt Guy sie an, und Laurie scheint es vollkommen normal zu finden, dass sie sich ihnen anschließt.
»Hey, Willow, hast du Lust, in den Park mitzukommen? Du kannst mir helfen, Adrian davon zu überzeugen, dass ich dringend eine neue Haarfarbe brauche.«
Willow macht es nichts aus, dass Lauries Interessen, gelinde gesagt, ein wenig einseitig sind. Sie ist viel zu erleichtert darüber, dass sie sie so selbstverständlich einlädt, mitzukommen.
»Hi.« Guy ist nicht ganz so überschwänglich, stellt ihr aber die anderen vor. »An Adrian erinnerst du dich ja sicher noch. Und das hier sind Chloe und Andy.« Er zeigt auf die beiden. »Kennt ihr Willow schon?«
Andy nickt. »Ich hab dich schon ein paarmal in der Schule gesehen.« Chloe sieht nur kurz auf und wühlt dann weiter in ihrer Tasche. »Kann mir einer von euch ein bisschen Geld leihen?«
»Wofür?« Andy greift in seine Tasche.
»Ein Eis.« Chloe deutet mit dem Kopf auf einen kleinen Eiswagen am Parkeingang.
»Bring mir auch eins mit.« Andy gibt ihr eine Handvoll Kleingeld.
»Was ist mit dir?«, fragt Guy Willow.
»Oh, ähm … nein danke.« Sie fragt sich, ob er es seltsam findet, dass sie sich einfach so zu ihnen gesellt hat, und mustert ihn verstohlen von der Seite. Aber er scheint kein Problem damit zu haben
»Und wohin jetzt?«, fragt Andy, als Chloe mit dem Eis zurückkommt.
»Ich fass es nicht, dass du dieses süße Zeug futterst«, sagt Laurie kopfschüttelnd zu Chloe.
»Warum? Hat doch kein Fett.« Chloe fuchtelt mit ihrem knallroten Wassereis vor Lauries Gesicht herum.
»Aber jede Menge Zucker«, meint Laurie angewidert, woraufhin Chloe bloß mit den Achseln zuckt.
»Wie wär’s, wenn wir zum Fluss runtergehen?« Andy sieht Guy an. »Ich würd mir gern die Boote anschauen.«
»Ohne mich«, sagt Adrian entschieden. »Ich muss mich dringend ablegen – und zwar im Gras.
»Genau, auf dem Fluss seid ihr oft genug«, stimmt Chloe Adrian zu und beißt ein großes Stück von ihrem Wassereis ab.
»Stimmt natürlich.« Guy sieht Willow an. »Andy ist mit mir in der Rudermannschaft«, erklärt er. »Ich glaub, ich hab dir neulich erzählt, dass wir dreimal die Woche trainieren.«
»Mann, waren wir schlecht heute Morgen.« Andy runzelt die Stirn. »Da sind noch mindestens zehn Sekunden drin.«
»Dafür müssten wir aber noch einiges an unserer Ausdauer tun«, entgegnet Guy. »Und ich hab keine Lust, noch mehr Zeit im Fitnessstudio zu verbringen.«
»Keine Gespräche übers Rudern!«, verlangt Chloe. »Das ist so öde.«
»Hey, wie wär’s mit da drüben?« Laurie zeigt auf eine Stelle unter ein paar Kirschbäumen. Bevor irgendjemand etwas sagen kann, ist sie schon losgegangen und lässt sich ins Gras fallen.
»Hast du Nagellack
Weitere Kostenlose Bücher