Bis unter die Haut
mich ein bisschen … besser zu fühlen.« Sie spürt, wie sie rot wird.
»Du wirst ganz schön oft rot«, sagt Guy, nachdem sie beide einen Moment geschwiegen haben.
»Ich kann nichts dafür.«
»Natürlich nicht. Ich wollte nur sagen – das ist süß.«
»Oh.«
»Und ich freue mich unglaublich, dass es tatsächlich etwas gibt, mit dem ich dich ein bisschen froh machen kann.«
»Oh.« Jetzt wird Willow erst recht rot, aber dieses Mal wendet sie nicht das Gesicht ab, sondern hält Guys Blick stand.
»Pünktlich zur Schule kommen wir jetzt jedenfalls nicht mehr«, seufzt Guy einen Augenblick später. »Die erste Stunde können wir vergessen.«
»Ich gehe heute nicht in die Schule«, sagt Willow. »Ich kann einfach nicht. Nicht nach gestern Abend. Außerdem hinke ich schon so weit hinterher, dass es wahrscheinlich sowieso besser ist, wenn ich zu Hause bleibe und versuche, ein paar Sachen nachzuarbeiten.«
»Vielleicht gehe ich auch nicht.« Guy streckt die Beine aus und verschränkt die Hände hinterm Kopf. »Von Zeit zu Zeit kann man sich schon mal einen Tag freinehmen, finde ich.«
»Du musst das nicht machen … also, ich meine, falls du das wegen mir machst«, fügt sie hastig hinzu. »Du brauchst keine Angst zu haben, dass ich –«
»Vielleicht hab ich einfach keine Lust, in die Schule zu gehen«, fällt er ihr ins Wort. »Wir könnten zusammen schwänzen – also, bevor du dich in deine ganzen Hausaufgaben stürzt. Hast du irgendeine Idee, was wir machen könnten? Wonach ist dir grade?«
Willow zählt im Geist die Dinge auf, die sie gern tun würde: ungefähr drei Tage lang durchschlafen, sich endlich an ihre Schulaufgaben setzen, vielleicht Cathy und David mit irgendetwas eine Freude machen – zum Beispiel mit dem Putzen der Wohnung oder Einkaufen. Aber nichts davon kommt gegen das Bedürfnis an, das sie am dringendsten verspürt.
»Ich weiß, wonach mir ist: Ich würde wahnsinnig gern etwas frühstücken. Ich sterbe vor Hunger.«
»Klingt nach einem großartigen Plan«, sagt Guy. »Ich brauche nämlich auch dringend etwas zwischen die Zähne. Komm, lass uns abhauen.« Er steht auf und zieht sie hoch.
»Worauf hast du Lust?«, fragt Willow und schnappt sich einen Pulli. »Kennst du irgendetwas in der Nähe, wo man lecker frühstücken kann?« Sie schließt die Wohnungstür ab und geht vor ihm die Treppe hinunter.
»Ich kenne sogar einen richtig guten Laden«, versichert er ihr. »Und er ist nur ein paar Minuten von hier entfernt.«
»Das wüsste ich aber«, entgegnet sie, während sie die Straße entlangschlendern.
»Tja, anscheinend nicht«, erwidert er, als sie um die Ecke biegen und plötzlich vor einem altmodischen Café stehen. Guy schiebt die Tür mit der Schulter auf. »Zwei Bacon-Egg&Cheese zum Mitnehmen bitte«, bestellt er bei dem Mann hinter der Theke. »Wir setzen uns damit in den Park, einverstanden?« Er sieht Willow an. »Wir können es uns auf einer Bank gemütlich machen.«
»Oh Gott, ist das lecker«, sagt Willow, als sie ein paar Minuten später in ihr Sandwich beißt.
»Jetzt sag bloß, das ist dein erstes BE&C ?«, fragt Guy ungläubig. »Das ist das Kater-Essen schlechthin.«
»Meinetwegen, aber ich bin noch nie verkatert gewesen.«
»Und was ist mit den ganzen Wodka-Jelly-Shots, die du mit deiner besten Freundin verdrückt hast?« Sie haben mittlerweile den Park erreicht. »Vergiss die Parkbänke. Ich weiß eine nettere Stelle.«
»Ich hab gesagt, dass ich mich übergeben habe, nicht, dass ich einen Kater hatte«, erinnert sie ihn, während sie ihm durch den Park folgt. »Und wenn du es genau wissen willst, das war so ziemlich das einzige Mal, dass ich so was gemacht habe.«
»Hier ist es«, meint Guy. Sie schlendern einen kleinen Abhang hoch und setzen sich dort unter einen Ahornbaum. Es ist ein wunderhübsches Fleckchen mit Blick auf einen kleinen, künstlich angelegten See. »Hast du eigentlich noch Kontakt zu deinen alten Freunden? Was ist zum Beispiel mit deiner Wodka-Jelly-Shots-Freundin?«
Guy rutscht ein Stück am Stamm hinunter, an den sie sich lehnen, und versucht, eine bequeme Position zu finden. Willow ist sich jeder einzelnen seiner Bewegungen bewusst. Als er die Beine wieder ausstreckt, berühren sich ihre Knie.
Zuerst will sie ein Stück von ihm abrücken, damit er mehr Platz hat, überlegt es sich dann aber doch anders. Ihm scheint es gar nicht aufzufallen. Warum auch? Im Vergleich zu dem, was vorhin bei ihr zu Hause passiert ist, ist diese
Weitere Kostenlose Bücher