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Bis unter die Haut

Bis unter die Haut

Titel: Bis unter die Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Hoban
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Kaffee! Woher hast du das gewusst? Und wie hast du es geschafft, den an Carlos vorbeizuschleusen?« Sie schiebt den Rollwagen zur Seite und geht auf ihn zu.
    »Sagen wir mal so: Ich glaube, er hat absichtlich nichts gemerkt. Schließlich hat er mir selbst erzählt, wie müde du bist.«
    »Mhmm, genau das, was ich gebraucht habe.« Willow nimmt den Kaffee entgegen und setzt sich mit dem Rücken an die Wand auf den Boden. Als sie den ersten Schluck trinkt, schließt sie genießerisch die Augen. »Unglaublich. Du weißt anscheinend sogar, wie viel Süßstoff ich nehme.«
    »Ich bin eben ein guter Beobachter.« Guy setzt sich neben sie.
    »Ich hätte es wissen müssen.« Sie schiebt wie zufällig ihr Bein an seines. »Möchtest du auch einen Schluck?«
    Er schüttelt den Kopf. »Nein danke, zu süß für mich. Wieso bist du denn so müde? Ich dachte eigentlich, wir könnten vielleicht was zusammen machen, wenn du hier fertig bist, aber wenn dir nicht danach ist …«
    »Nein! Nein, nein, ich bin nicht zu müde. Ich meine, bin ich schon.« Sie gähnt und trinkt noch einen Schluck Kaffee. »Aber ich würde total gerne was mit dir machen, außerdem«, sie wedelt mit dem Becher, »hab ich ja jetzt das hier.«
    »Hast du etwa die ganze Nacht an deinem Essay gearbeitet?«
    Sie seufzt. »Schön wär ’ s. Ich hab noch nicht einmal damit angefangen. Ich bin nur …« Sie zögert einen Moment. »Ich konnte nur nicht schlafen, das ist alles.« Wieso sie ihm nicht einfach erzählt, was ihr gestern Nacht den Schlaf geraubt hat, nachdem sie ihm schon so viele andere Dinge anvertraut hat, weiß sie selbst nicht genau. »Jetzt geht’s mir schon viel besser«, sagt sie, als sie den letzten Schluck Kaffee getrunken hat. »Vielen, vielen Dank!« Sie lächelt ihn an und steht dann widerwillig auf.
    »Ach übrigens.« Guy rappelt sich ebenfalls hoch. »Ich hab endlich den Sturm zu Ende gelesen.«
    »Wirklich?« Das macht Willow sogar noch munterer als der Kaffee. »Und, wie fandest du es? Ist es nicht ein total geniales Stück? Gib’s zu, es ist sein bestes, oder?« Sie nimmt ein paar Bücher vom Rollwagen und fährt mit dem Einsortieren fort.
    »Ich fand es wirklich gut. Okay – ich fand es total genial «, korrigiert er sich. »Ob es sein bestes Stück ist, kann ich nicht beurteilen, weil ich noch nicht alle gelesen habe, aber soll ich dir mal was sagen? Ich stehe auch auf Orte, die nur in der Vorstellung existieren. Und ich sag dir noch etwas.«
    »Aha?«
    »Ja, nämlich welches meine Lieblingsstelle ist.«
    »Nein, lass mich erst raten.« Willow lässt das Buch sinken, das sie gerade ins Fach stellen wollte, und lehnt sich an das Regal, während sie nachdenkt. »Ähm, ich würde mal sagen, eine von Prosperos großartigen Reden, weil …«
    »Nein.« Guy schüttelt den Kopf. »Ganz kalt.«
    »Nicht?« Damit hat sie nun gar nicht gerechnet. »Okay, du willst mir jetzt aber nicht erzählen, dass du Caliban lieber magst, oder? Ich weiß nicht, ob ich es verkraften würde, wenn du zur Caliban-Fraktion gehören würdest!«
    »Vergiss Caliban«, sagt er. »Ganz, ganz, ganz, ganz kalt.« Er verschränkt die Arme, lehnt sich ihr gegenüber an das Regal und beugt sich lächelnd zu ihr vor. »Willst du es noch ein drittes Mal versuchen, oder soll ich es dir einfach sagen?«
    »Also gut, dann rück schon raus damit.«
    »Okay. Meine Lieblingsstelle ist die Widmung.«
    »Die Widmung ?« Willow runzelt die Stirn. »Shakespeare hat aber gar keine Widmung in den Sturm geschrieben. Ich glaube, er hat seine Stücke nie jemandem gewidmet.«
    »Ich rede ja auch nicht von einer Widmung, die Shakespeare geschrieben hat.«
    »Oh.« Sie beißt sich auf die Unterlippe, als ihr endlich aufgeht, was er meint. »Okay.« Sie lächelt kurz und macht sich dann wieder daran, die Bücher einzuräumen.
    »Weißt du was?« Guys Ton klingt neckend. »Du bist …«
    »Nein, bin ich nicht!«, widerspricht Willow.
    »Du weißt doch noch gar nicht, was ich sagen wollte.«
    »Doch, dass ich schon wieder rot geworden bin, bin ich aber gar nicht.«
    »Oh doch, und ob.« Er neigt sich noch etwas näher zu ihr.
    Am liebsten würde sie ihm ihr Gesicht entgegenheben und den Dingen einfach ihren Lauf lassen, aber sie hat einfach zu große Angst davor, dass wieder das Gleiche passiert wie bei ihrem letzten Kuss.
    »Ähm … Hey, ich freu ich mich, dass dir das, was ich geschrieben hab, gefällt.« Verlegen tritt sie ein paar Schritte zurück, dreht sich um, starrt die Regalfächer

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