Bis wir uns wiedersehen (German Edition)
einen Moment standen beide reglos da, als würde jeder warten, dass der andere etwas sagen würde, doch beide blieben still.
"Okay, dann wünsche ich ihnen einen schönen Abend", sagte Charlie schließlich, klopfte Scarlett freundschaftlich auf die Schulter und wollte sich im selben Moment dafür Ohrfeigen. Dann drehte er sich um und ging davon.
"Charlie?" Er drehte sich zurück und sah Scarlett an.
"Ja?"
Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und konnte später auch gar nicht mehr sagen, was sie dazu bewogen hatten, zu tun, was sie in diesem Moment tat.
"Ich...ich weiß ja nicht, was sie heute noch vorhaben, und das soll auch bestimmt keine dumme Anmache sein oder so, aber wenn sie nichts mehr vor haben, und Zeit und Lust haben...ich...ich hätte eine zweite Karte. Bin versetzt worden. Erste Reihe Mitte. Wäre schade, wenn sie verfällt!" Am liebsten wäre sie im Erdboden versunken. In ihrem ganzen Leben hatte sie noch keinen Mann um ein Date - und im Entferntesten war dies ein Date - gebeten. Und dieser Mann dort vor ihr war auch nicht irgendein Mann, sondern ein ziemlich reizvoller. Der obendrein eine Kosmetikschul-Freundin hatte.
Ihre Knie wurden weich, als Charlie die nächsten Momente still blieb.
"Oh Gott, was hast du nur getan", sagte sie sich in Gedanken und wäre am liebsten in die Nacht davongelaufen. "Du kannst doch diesen Typen, den du nicht einmal kennst, und der obendrein noch eine Freundin hat, fragen, ob er mit dir ins Theater geht. Wie bescheuert kannst du noch sein? Du bist wie eine billige Ehebrecherin!" Scarlett stellte sich vor, wie Charlie plötzlich in einem Lachkrampf ausbrach und sie fragte, ob sie verrückt sei. Ob sie tatsächlich dachte, er würde mit einer wie IHR in der Öffentlichkeit gesehen werden wollen, wo er zuhause eine wunderhübsche Traumfrau sitzen hatte. Obwohl sie seit mehr als zehn Jahren nicht mehr das dicke, hässliche Mädchen von früher war, dem es ab und zu wirklich passiert war, dass ein Junge ihr gesagt hatte, er würde sich mit ihr niemals in der Öffentlichkeit zeigen, war die Angst, so vor den Kopf gestoßen zu werden, immer noch dieselbe. Diese Angst war niemals versiegt und hatte sich in Scarletts Kopf gefressen, wie eine Narbe an ihrem Körper, die sie für immer mit sich tragen würdeCharles William Andrew Harrisoniehn.
Charlie war im ersten Moment derjenige, der vor den Kopf gestoßen war. Es war noch nicht oft vorgekommen, dass eine Frau ihn um ein Date gebeten hatte, und noch nie, dass eine mit ihm ins Theater wollte. Die Frauen, die er kannte, hatten andere Interessen als Kunst, Kultur und Theater. Er sah auf seine Armbanduhr und überlegte, ob er noch einen Abendtermin hatte. An diesem Abend hatte er nichts weiter vor gehabt, als wortlos neben Wendy vor dem Fernseher zu sitzen, gegen elf ins Bett zu gehen, mit ihr zu schlafen und sich dann zur Seite zu drehen, und zu versuchen, so schnell wie möglich einzuschlafen. Er war verwundert, dass Scarlett ihn tatsächlich gefragt hatte, ob er sie ins Theater begleiten wollte und überlegte, ob er das wirklich tun sollte. Es gefiel ihm, dass sie ihn tatsächlich ins Theater einlud. Auf eine gewisse Art und Weise machte sie das tough. Aber vermutlich sah sie darin etwas ganz anderes, als er. Immerhin hatte sie doch gerade erwähnt, dass sie versetzt worden war. Er hatte in den vergangenen Tagen in jeder Mittagspause mit Bob über Scarlett gesprochen, hatte sich gewünscht, die Zeit noch einmal zurückdrehen zu können, noch einmal mit ihr auf der Terrasse zu sein und mehr über sie zu erfahren. Er hatte Scarlett zu einer Art Götzen erklärt, jemanden, der für ihn perfekt und einzigartig war, und von dem er sich dachte, sie sei für ihn geschaffen. Er wollte sie unbedingt kennen lernen und jetzt hatte er die Möglichkeit dazu, obwohl er sich gar nicht sicher war, ob es richtig war, einen Abend mit ihr zu verbringen. Innerhalb von einer Sekunde brachen all die Momente über ihn herein, in denen er in den vergangenen Wochen an Scarlett gedacht hatte.
"Nichts lieber als das", sagte er aus diesem Grund. Er schloss zu ihr auf und gemeinsam gingen sie sie ins Foyer des Theaters.
Während der Show konnte Charlie oft nicht anders, als Scarlett zu betrachten. Sie war so gefesselt von dem Musical, dass sie keinen einzigen seiner verstohlenen Blicke, die er dann kaum von ihr abwenden konnte, bemerkte. Sie war eine bemerkenswerte Frau. Bevor das Stück begonnen hatte, hatten sie sich kurz über Musicals unterhalten, die sie
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