Bis wir uns wiedersehen (German Edition)
zugebracht, an seine Begegnung auf der Terrasse des Zazzy's zu denken. Obwohl es eigentlich ein völlig beiläufiges Gespräch gewesen war, dass zudem kaum dreißig Minuten gedauert hatte und dass er für gewöhnlich keine halbe Stunde später vergessen hätte, war DIESE Begegnung in seinem Kopf geblieben. Die junge Frau schon einmal bessere Tage gesehenffat- Scarlett - war witzig und charmant gewesen, schien intelligent zu sein und war obendrein hübsch. Es war das erste mal, dass er Interesse an einer Frau in diesem Alter hatte, wobei er noch nicht einmal wusste, ob er tatsächlich interessiert war. Vermutlich redete er sich die Zuneigung nur ein, weil es eben eine romantische Umgebung da draußen auf der Terrasse gewesen war. Weil er vom Zazzy's und in dem Moment auch von Wendy genervt war, und weil Scarlett in derselben Stimmung war, wie er.
"Und was hast du jetzt vor", fragte Bob genauso neugierig, wie Carrie Scarlett vor wenigen Minuten, drei Tische weiter gefragt hatte.
"Ich habe keine Ahnung, vermutlich ist die Sache mit Wendy ohnehin zum scheitern verurteilt. Wie mit allen anderen von ihrer Sorte auch!"
"Du machst mit ihr Schluss? Einfach so, von heute auf morgen?"
"Meinst du denn, dass die Beziehung zu ihr eine Zukunft hat? Selbst wenn wir beide dasselbe wollen würden, wären immer noch Galaxien zwischen ihr und mir!"
"Und was ist mit dieser anderen Frau?"
"Bob, ich weiß gar nichts von ihr - außer, dass ihr Name Scarlett ist, weil ihre Mutter ein Faible für "Vom Winde verweht" hat, und, dass sie Läden wie dieses heruntergekommene Zazzys hasst!"
"Und sonst hast du gar nichts?"
"Gar nichts! Doch - sie ist Ärztin" Resigniert nahm Charlie einen Schluck Kaffee und stellte die Tasse anschließend wieder vor sich auf den Tisch. "Allerdings weiß ich weder, in welchem Krankenhaus, noch ob sie Allgemeinmedizinerin, Chirurgin oder doch eher Tierärztin ist! Sie ist wie vom Erdboden verschluckt. Es würde an ein Wunder grenzen, wenn ich sie tatsächlich noch einmal treffen würde."
Zwei Monate später hatte Scarlett die Begegnung auf der Terrasse des Zazzy's beinahe wieder vergessen. Die Woche nach dem Zazzy's hatte sie zwar noch hin und wieder, besonders dann, wenn Jay sich zurückzog und bis auf grantiges Raunen nichts von sich hören lies, an Charlie gedacht, und sich den einen oder anderen Gedanken darüber gemacht, was wohl sein würde, wenn sie mit Jay Schluss machte, weil irgendwo da draußen doch noch ein anderer Charlie, ein Charlie ohne Kosmetikschul-Freundin, auf sie warten musste, doch irgendwann war sie zum Alltag übergegangen, hatte ihn aus ihren Gedanken verbannt und sich auf ihr Leben konzentriert. Charlie war verblasst wie eine Erinnerung, und dann war er plötzlich ein vorbeihuschender Gedanke gewesen, der schien, als hätte er nur in ihrer Fantasie existiert. Sie hatte sich vorgenommen, weiter zu versuchen, die Beziehung zu Jay zu retten. Noch ein allerletztes Mal alles zu geben, noch einmal sechs Monate zuzuwarten und dann zu entscheiden, ob es Sinn machte, die Beziehung weiter zu führen, oder sie zu beenden. In den kommenden sechs Monaten, so hatte sie sich selbst auferlegt, wollte sie alles tun, um die Beziehung zu retten. Sie wollte Zeit mit Jay verbringen, über seine üble Laune hinweg sehen und ihn hier und dort überraschen, um wieder etwas Leben in ihre Beziehung zu bringen. Wenn er es schon nicht schaffte, auf sie einzugehen, dann würde sie eben noch mehr auf IHN eingehen. Und sollten sie nach sechs Monaten zu dem Schluss kommen, dass es doch besser wäre, getrennte Wege zu gehen, so konnte sie sich wenigstens nicht vorwerfen, nicht alles versucht zu haben, um das Ruder doch noch herum zu reißen.
Die letzten paar Tage waren auch verhältnismäßig gut gelaufen. Sie hatten kaum Streit gehabt und Jay war guter Laune. Scarlett vermutete, dass das damit zusammen hing, dass er mit Ron und Marc einen Wochenendtrip nach Atlantic City plante, versuchte aber, sich einzureden, dass sie die Krise zum größten Teil überwunden hatten.
Sie hatte seine gute Laune genutzt und ihn sogar dazu überreden können, mit ihr ins Theater zu kommen. Jay hasste das Theater, und Scarlett hatte eigentlich nur beiläufig auf einer Wellenliehn gefragt, ob er Lust hätte, sich die Musicalversion von Dracula anzusehen. Umso überraschter war sie gewesen, als er ohne lang zu diskutieren, zugestimmt hatte. Am Tag darauf hatte sie die Karten gekauft und an der Abendkasse hinterlegen lassen und noch am
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