Bis wir uns wiedersehen (German Edition)
Donnerstagmorgen hatte Jay versprochen, als sie ihn daran erinnerte, dass sie seinen Anzug herausgelegt hatte, pünktlich um halb sieben vor dem Majestic zu sein, während er sich mit einem flüchtigen Kuss auf die Wange von ihr verabschiedet hatte.
Als er fünfzehn Minuten vor sieben immer noch nicht aufgetaucht war und Scarlett, in der sich ein mulmiges Gefühl breit gemacht hatte, kurz davor war, ihn wutentbrannt anzurufen, klingelte ihr Handy.
"Hey, wo steckst du denn", sagte sie erleichtert, als sie das Gespräch annahm. Vermutlich war es im Sender etwas länger geworden und er war schon auf dem Weg.
"Ich bin zu Hause, warum", fragte er, als wäre es das Normalste der Welt, auf der Couch zu liegen, die Simpsons im Fernsehen anzusehen und sie einfach zu versetzen.
Scarletts Magen begann zu rebellieren.
"Jay, wir waren vor fünfzehn Minuten vor dem Majestic verabredet, schon vergessen?" Ihr wurde leicht schwarz vor Augen. Selbst, wenn er sofort in die Breschen sprang, würde er es nicht mehr schaffen, pünktlich hier zu sein.
"Ach scheiße, ja, das war DIE Sache!" Jay wirkte überrascht, als hätte er erst jetzt erfahren, dass sie im Theater verabredet waren.
"Was meinst du mit "das war DIE Sache?" Scarlett war einer Ohnmacht nahe. Jay DURFTE das Theater nicht einfach vergessen haben. "Wir haben heute Morgen darüber geredet und du meintest, du wärst um halb sieben hier."
"Tut mir leid, süße, ich hab das total verschwitzt", meinte er im nächsten Moment, "Ich wollte dir auch nur sagen, dass Ron, Marc und ich schon heute nach Atlantic City fahren, wir haben uns den morgigen Tag frei genommen!"
"Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?" Scarlett war sauer und versuchte, ihre Wut soweit unter Kontrolle zu halten, damit Jay nicht einfach den Hörer aufknallte und sein Handy ausschaltete, doch alleine dieser eine Satz hatte gereicht, ihn zu ärgern.
"Warum zickst du schon wieder herum, du hast genau gewusst, dass ich mit den Jungs das Wochenende über weg bin. Willst du mir das jetzt etwa auch noch vermiesen?" Zu spät, er hatte die Lunte gerochen und war ihr gegenüber patzig.
"Ich will dir dein Wochenende nicht vermiesen Jay, von mir aus reist du für zwei Monate nach Timbuktu, das wäre auch okay für mich. Es geht nur darum, dass du mich einfach so versetzt. Wenn deine Jungs klingeln, ist alles andere zweitrangig. Du hast mir bereits vor Monaten versprochen, dass wir uns das Stück ansehen, wenn es läuft. Es war letzte Woche okay für dich und heute morgen auch noch. Und dann beschließen Ron und Marc, dass sie schon heute nach Atlantic City wollen und du bist natürlich dabei, egal, was du dafür aufgeben musst. Aber gerade diese Sache ist doch unwichtig, schließlich bedeutet sie ja nur mir was. Du stehst absolut nicht hinter mir Jay, und es ist dir völlig egal, dass ich hier ganz alleine herumstehe, die Karten verfallen und du mich damit verletzt, solange du nur deinen Willen durchsetzen kannst. Du findest es noch nicht einmal der Mühe wert, mir früher bescheid zu sagen, du rufst im allerletzten Moment an und erwartest, dass ich Freudensprünge mache, weil du mir den Abend verdirbst? Das ist traurig! Aber ich hätte es wissen müssen!"
"Meine Güte, diesen Schwachsinn spielen sie sicher in einer Woche auch noch, dann gehen wir eben dann ins Theater", raunte er genervt ins Telefon, so als hätte sie das Rendezvous verbockt.
"Ach weißt du was, vergiss es einfach. Genieß dein Atlantic City. Ich seh mir das Stück alleine an!"
Scarlett drückte die Beenden-Taste ihres Handys, ohne eine das Herz gebrochenteatAntwort von Jay abzuwarten und steckte es zurück in ihre Louis Vuitton-Tasche.
Sollte sie tatsächlich alleine ins Musical gehen? Okay, es wäre nicht so schlimm, wie alleine ins Kino zu gehen, oder alleine essen zu gehen, weil ohnehin jeder auf das Stück konzentriert war und sich nicht dafür interessierte, wer mit wem hergekommen war. Außerdem war sie keine sechzehn mehr und es würde bestimmt niemand merkwürdig über sie denken, wenn sie alleine reingehen würde. Aber für Scarlett war es schon beinahe ein Ding der Unmöglichkeit, alleine einen Kaffee zu trinken, während sie auf jemanden wartete. Sie fühlte sich dabei immer beobachtet, redete sich ein, dass die Leute über sie tuscheln würden, weil sie alleine war und fühlte sich mehr als unbehaglich. Auf der einen Seite wollte sie dieses Stück unbedingt sehen. Sie hatte die CD auf und ab gespielt, als sie sie gekauft hatte, hatte die
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