Bis wir uns wiedersehen (German Edition)
zweimal über den Weg gelaufen waren. Sie überdachte ihre Gedanken und tat sie als kindisch ab. Es war nicht der richtige Zeitpunkt und auch nicht der richtige Ort, um um die Aufmerksamkeit eines Mannes zu buhlen.
"Sind sie etwa Ärztin", fragte Charlie verdattert, als Scarlett die Tür hinter sich geschlossen hatte und ein Stethoskop sowie ein Blutdruckmessgerät aus einer Schublade zog. Er hatte völlig vergessen, dass sie ihm das schon bei ihrem ersten Treffen erzählt hatte.
"Nein", schmunzelte Scarlett und da war es wieder, dieses Lächeln, das ihn schon bei ihrem ersten Treffen auf der Terrasse im Zazzys verzaubert hatte, "ich hab mir bloß einen Kittel geschnappt, weil ich sie stalke. Eigentlich bin ich Kassiererin bei Safeway!"
Charlie schrak hoch, als sie das sagte und erinnerte sich an Bobs Idee, dass sie ihm absichtlich nachstellte.
"Natürlich bin ich Ärztin", sagte Scarlett, als sie bemerkte, wie erschrocken Charlie war. "Medizinische Fakultät von Harvard, Abschlussjahrgang 2005!"
"Harvard, wow", entgegnete Charlie und fühlte sich immer noch etwas benommen. Er ließ sich zurück aus Bett sinken und schloss die Augen.
"Also, um es mit den Worten eines Arztes zu sagen: Was fehlt ihnen denn", lächelte sie und setzte sich auf einen kleinen Drehhocker, mit dem sie Nahe an Charlie heranfuhr. Sie sah hübsch aus in ihrer blauen Ärztekluft und dem weißen Kittel darüber. Ihr Haar hatte sie zu einem losen Zopf zusammengebunden und sie duftete gut.
"Ich war mit meinem Kumpel Bob ein paar Bälle schlagen, am Golfplatz. Das nächste, woran ich mir erinnere, ist, dass ich in diesem Bett aufgewacht bin!"
"Lassen sie mich raten", sagte Scarlett, während sie Charlie die Blutdruckmanschette am linken Oberarm das Herz gebrochenteatbefestigte, "sie haben wenig bis nichts gefrühstückt und auch nicht gerade viel getrunken heute, stimmt's!"
"Naja, ich war spät dran und hab meine Wasserflasche im Auto vergessen", sagte Charlie. "Ich wollte später..."
"Was meinen Sie, wie oft ich solche Patienten wie sie hier auf meinen Tisch bekomme?" Das Blutdruckmessgerät pumpte mit einem surrenden Geräusch die Manschette auf.
"Oft?" fragte Charlie, als hätte Scarlett die Frage ernst gemeint. Er fühlte sich immer noch ziemlich down.
"Ja, das könnte man so sagen!" Scarlett lächelte. Dann hörte sie ihn mit dem Stethoskop ab. Er genoss die - kaum merkliche - Berührung, sah sie an, als würde er sich ihr Gesicht auf alle Ewigkeit einprägen und wünschte sich, dass diese Untersuchung nie vergehen würde.
"Okay, sie haben einen ganz normalen Kreislaufaussetzer gehabt", sagte Scarlett nach einer Weile, "das ist zwar ärgerlich und unangenehm, aber gottseidank nicht weiter schlimm. Ich werde ihnen eine Infusion anlegen, damit ihr Körper wieder etwas zu Kräften kommt. Am besten, sie entspannen sich, lesen etwas, schlafen ein bisschen oder sehen fern. In drei Stunden, wenn die Infusion durchgelaufen ist, können Sie nach Hause gehen. Für heute sollten sie sich aber dennoch schonen - also keine Ausflüge in schmierige Kaschemmen in Jersey!"
"Vielen Dank", sagte Charlie.
"Nichts zu danken!" Scarlett stand vom Hocker auf und legte das Stethoskop und das Blutdruckmessgerät zurück in die Schublade. Dann schloss sie einen der beiden Schränke, die links und rechts von der Eingangstür standen, auf und nahm einen Infusionsbeutel heraus.
"Ich hasse Nadeln", sagte Charlie angewidert, als er sah, dass Scarlett sich die Utensilien für den Venenzugang bereitlegte.
"Ach, es tut gar nicht weh, sie werden sehen", sagte sie, während sie mit einem in Alkohol getränkten Tuch über seinen rechten Unterarm wischte. Ihre Haut fühlte sich sanft und warm an.
"Sie waren also in Harvard", sagte Charlie und blickte hypnotisch auf die Eingangstür. Er wollte in keinem Fall zusehen, wie Scarlett den Zugang legte, und so riskieren, dass er noch einmal umkippte.
"Ja, ich war in Harvard", antwortete sie, "und sie?"
"Ich war auf der Columbia!"
"Gute Uni!"
Charlie sog scharf die Luft ein, als er fühlte, wie Scarlett die Nadel in seine Vene schob.
"Ich wollte früher auch Jura studieren, aber irgendwie hat es mich dann doch zur Medizin verschlagen!" Sie befestigte den kleinen Schlauch am Zugang und stöpselte am anderen Ende die Infusion an. "Kann ich jemanden für sie anrufen, der sie später abholt? Ihre Freundin zum Beispiel?" Sie versuchte, so unbedarft wie möglich zu klingen.
"Mein Kumpel Bob ist mit mir hier, ich werde ihm Bescheid sagen, dass er
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