Bis wir uns wiedersehen (German Edition)
würde, so wäre ihm im Leben nicht in den Sinn gekommen, dass es eines Tages umgekehrt sein konnte. Er war ganz offensichtlich mit der Situation überfordert und ging nun in Angriff über.
"Gottseidank. Ich war es ohnehin schon leid, mit dir psychisch gestörter Kuh zu leben. Du bist schuld, dass es nicht geklappt hat. Aber keine Angst, ich hatte nette Ablenkungen von dir", schrie er. Offensichtlich hatte Scarlett mehr sein Ego verletzt, als dass er der Beziehung nachtrauerte.
"Du solltest dir überlegen, wo du vorübergehend hin willst. Wenn du möchtest, kann ich dir helfen, das Zeug runter zu..."
"Halt einfach die Klappe, du verdammte Schlampe!" Jay war außer sich. "Ich werde bei meiner neuen Freundin einziehen. Ich wollte dir ohnehin bald von ihr erzählen. Sie ist richtig rattenscharf, sie weiß, wie man mich anmacht und ich frage mich längst, warum ich immer noch bei dir geblieben bin. Wahrscheinlich aus Mitleid!" Er lief hinaus in den Flur, riss die Tür auf und bugsierte seine Kartons hinaus, indem er wie verrückt auf sie eintrat. Dann kam er zurück ins Wohnzimmer, holte sein Handy aus der Hosentasche und wählte eine Nummer.
"Hallo mein Schatz", sagte er im nächsten Moment und seine Stimme veränderte sich vom aggressiven Psycho zum verliebten Dichter. Als wäre er zwei Personen, lächelte er liebevoll, während er telefonierte.
"Hey, ich habe über uns nachgedacht und soeben mit meiner dämlichen Exfreundin Schluss gemacht. Ich könnte noch heute bei dir einziehen, wenn du möchtest, Liebling!" Er blieb einige Sekunden still, ehe er sagte: "Ja, sie heult wie ein Schlosshund. Aber das ist mir egal. Du bist mich wichtig. Und dass wir zusammen sind! Alles andere ist zweitrangig!" Wieder eine Weile Stille. "Ja, richtig, die Adresse kennst du ja. Ich werde mein Zeug nach unten schaffen und dort auf dich warten. Ich liebe dich, mein Schatz! Endlich hat das Versteckspiel ein Ende."
Für Scarlett war es irreal, Jay so mit jemand anderem reden zu hören. Noch vor einigen Jahren hatten sie beide solche Telefongespräche geführt. Trotz allem war sie unglaublich ruhig. Sie stand nur da uns sah ihn an und fühlte in diesem Augenblick gar nichts. Jay war wieder hinausgestürmt, blieb aber plötzlich stehen und kam zurück ins Wohnzimmer. Er zog seinen Schlüsselbund (er hatte unglaublich viele Schlüssel, sodass es aussah, als wäre er Gefängniswärter) aus der Hosentasche und versuchte, den für Scarletts Appartement abzubekommen, was ihm in seiner Rage nicht gelang. Scarlett stand immer noch unbeweglich da und sah ihm zu.
"Hier, nimm dir deinen Scheiß-Schlüssel selbst", schrie der dann und warf ihr den Bund mit einer Wucht zu. Vermutlich hatte er sie treffen wollen, sie hatte aber eine zu gute Reaktionsfähigkeit. Ihre rechte Hand schoss nach oben und fing den Schlüsselbund auf. Dann machte sie sich daran, den Schlüssel für ihr Appartement herunter zu nehmen und legte den Bund auf den Küchentresen. Jay riss ihn davon herunter und steckte ihn wieder ein.
"Ich hoffe, du verreckst, du miese Schlampe", schrie er, bevor er wie wild hinausstürmte und die Tür von außen wuchtig zuwarf.
"Machs gut", sagte Scarlett leise, als Stille sie umhüllte.
Seit der Trennung von Wendy hatten Bob und Charlie das Ritual entwickelt, die Samstag-Nachmittage gemeinsam zu verbringen. Sie spielten dann Squash, sahen sich ein Spiel der Jets an oder gingen einfach ins Kino. Oft war Charlie bei Bob und Ellen zum Essen eingeladen oder die beiden Männer spielten einfach eine Partie Schach auf der Terrasse hinter Charlies Haus, während sie sich Steaks vom Grill genehmigten. Scarlett hatte er seit der Begegnung im nur ihretwegen am Run teilgenommen hatte. und sah. Krankenhaus, bei der sie ihm unmissverständlich zu verstehen gegeben hatte, dass sie an keiner Verabredung mit ihm interessiert war, weil sie ohnehin bereits jemanden hatte, nicht wieder gesehen. Und doch ging sie ihm nicht mehr aus dem Kopf. Seit er sich von Wendy getrennt hatte, hatte er keine neue Frau mehr kennen gelernt. Er war auch nicht mehr in den Bars und Clubs gewesen, in denen er seinen Eroberungen für gewöhnlich machte. Es war, als hätte sein Leben sich völlig verändert. Als wäre er auf einen Schlag erwachsen geworden. Er verbrachte seine Abende, wenn er nicht gerade arbeitete oder bei Bob war, mit einem guten Buch auf der Terrasse, hatte begonnen, regelmäßig zu joggen und seine Leidenschaft fürs Kochen
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