Bis wir uns wiedersehen (German Edition)
entdeckt.
Ihm war klar, dass es nicht dauerhaft so weitergehen konnte wie bisher. Sicher schadete es ihm nicht wirklich, einmal keine Frau an seiner Seite zu haben. Immerhin hatte er seit der High School beinahe durchgehende Kurzzeitfreundinnen gehabt, die gar nicht so selten sogar bei ihm eingezogen und ihn so über kurz oder lang eingeengt hatten. Wenn er genauer darüber nachdachte, mochte er seine frisch gewonnene Freiheit ziemlich gerne. Dennoch war er froh über die Samstagnachmittage, die Bob mit ihm verbrachte. An den Wochentagen war das Allein-sein nicht weiter schlimm. Er arbeitete ohnehin immer länger, ging danach mit Kollegen etwas essen oder auf das eine oder andere Bier und fuhr dann nach Hause, wo er es sich mit einem Buch oder einem Film gemütlich machte. Die Wochenenden hingegen machten ihm da schon mehr zu schaffen. Beinahe achtundvierzig Stunden, an denen er völlig allein gewesen wäre, wenn nicht Bob und Ellen sich um ihn gekümmert hätten.
Auf die Idee, sich eine neue Frau anzulachen, war er bislang nur einmal gekommen. Er hatte sich kurzzeitig auf einem Datingportal eingeloggt, doch all die Zuschriften, die er dort erhielt, waren nicht annähernd so reizvoll, wie eine Sekunde in Scarletts Nähe zu sein. Er wollte das Gefühl haben, das sie in ihm ausgelöst hatte. Doch aufgrund der Tatsache, dass sie das Mädchen von vor fünfzehn Jahren war, standen seine Chancen noch schlechter als ohnehin schon, mit ihr eine ernsthafte Beziehung eingehen zu können, ohne diese Beziehung auf Lügen aufzubauen. Er hatte ganze Tage und Nächte damit zugebracht, darüber nachzudenken, wie er ihr klar machen konnte, was zwischen Ihnen vor so langer Zeit passiert war, wie er sich entschuldigen konnte und was er tun konnte, um überhaupt in ihrer Nähe zu sein. Er hätte einfach damals seine Chance nützen müssen. Damals, als sie so verliebt in ihn - und er auch genauso verliebt in sie gewesen war. Kein wunder, dass sie ihm jemand weggeschnappt hatte.
An diesem Nachmittag waren Charlie und Bob zu einem Spiel der Jets unterwegs ins MetLife Stadium nach New Jersey. Es lag ein Nachmittag voller Football, Bier, Hotdogs und auch dem ein oder anderen Blick auf die Cheerleader
vor ihnen, als Charlie zu Bob ins Auto stieg und eine Broschüre vom Beifahrersitz nahm, um sich setzen zu können.
"Na, bist du bereit", fragte Bob, der in einem Trikot der Jets erschienen war.
"Klar", antwortete Charlie und wedelte mit den beiden Tickets. Er legte den Sicherheitsgurt an und Bob fuhr die Straße entlang Richtung Highway.
Er warf einen Blick auf die Broschüre, deren Titel "Run for Heart Diesease" lautete.
"Was ist das", fragte er Bob und wedelte mit der Broschüre genauso, wie er zuvor mit den Tickets gewedelt hatte.
"Oh, das ist so eine Sache, für die Ellens Firma als Sponsor tätig ist. Da ist heute Nachmittag im Park so ein Wohltätigkeitslauf. Ein Haufen Typen laufen da und für jede Meile, die gelaufen wird, bezahlen die Sponsoren einhundert Dollar!"
Charlie blätterte in der Broschüre. "Hat nicht Dex Wallabee erwähnt, bei dieser Sache mitzulaufenCharles William Andrew Harrisoniehn", murmelte er eher an sich selbst gerichtet als an Bob. Er glaubte, sich an eine Unterhaltung mit einem Kollegen erinnern zu können, in der dieser Run Thema war.
"Dex Wallabee", lachte Bob. "Der ist doch so aus der Form, dass er nach zehn Meter hinklatscht und selbst einen Herzanfall hat. Ich denke nicht, dass er der richtige für so ein Event ist!"
Charlie hatte inzwischen die Broschüre weiter durchgeblättert und eine Namensliste der Teilnehmer gefunden."Wir werden gleich wissen, ob er dabei ist", sagte er und überflog die Namen. "Okay, in der 3-Meilen-Gruppe ist er nicht", murmelte er, während er die 5-Meilen Gruppe nach Dex Wallabee durchforstete, und ebenso nicht fündig wurde. "Er wird doch wohl nicht zehn Meilen laufen, oder?"
"Dex Wallabee? Wie schon gesagt, ich befürchte, dass er sich schon übergeben müsste, wenn eines Tages die Aufzüge im Büro nicht funktionieren. Zehn Meilen schafft der doch nie im Leben!"
Charlies Augen glitten über die Namen der Zehn-Meilen-Gruppe. Kein Dex Wallabee. Dann stockte sein Atem für einen Moment. Zwischen Ed Mellingsham, geb. 1967 und Don Dellagio, geb. 1973 stand ein Name, den er kannte. Scarlett Holloway, geb. 1980.
"Halt an und dreh um, Bob, wir fahren zu diesem Wohltätigkeitslauf", rief er.
Bob sah ihn
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