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Bis zum bitteren Ende

Bis zum bitteren Ende

Titel: Bis zum bitteren Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jak Koke
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Seiner Ansicht nach tue Aztechnology das, weil man auf der Suche nach etwas sei. Nach etwas, das man offenbar gefunden hat. Ein Mel’thelem - einen Locus.«
    »Was genau ist eigentlich ein Locus?«
    Harlekin bedachte Ryan mit einem harten Blick. »Es ist am besten, nicht zu viele Fragen zu stellen.«
    Ryan fuhr auf. Harlekin mochte sehr mächtig und für einen Elf höchst ungewöhnlich sein, aber er hatte dennoch eine arrogante Art, die in Ryan das Verlangen weckte, ihn zu schlagen. »Ich bin Dunkelzahns Agent«, sagte er. »Ich weiß alles über die Magiezyklen und diesen ganzen Drek. Sagen Sie es mir einfach.«
    Harlekin lächelte. »Ich kann Ihnen nur sagen, daß die Mel'thelem jetzt ebenso Teil der Sechsten Welt sind, wie sie Teil der Vierten waren. Sie wurden vor langer Zeit erschaffen, und zwar als magische Reservoirs ähnlich Batterien, die sich in der Zeit des niedrigen Mananiveaus geleert haben. Doch einmal aktiviert, können sie dazu verwendet werden, magische Kräfte in gewaltigem Maßstab zu speichern, zu verstärken und zu fokussieren.«
    »In den falschen Händen...«
    »Könnten sie in die Katastrophe führen«, unterbrach ihn Harlekin. »Dunkelzahn versuchte uns zu warnen, mich und andere, aber wir haben nicht schnell genug gehandelt. Wir hätten nie gedacht, daß sie so schnell einen Locus finden würden.« Ein Ausdruck der Trauer huschte über Harlekins Gesicht. »Deswegen haben Dunkelzahn und ich uns im Streit getrennt«, sagte er. »Und danach habe ich den alten Wurm nicht mehr gesehen.«
    »Wann war das?« fragte Ryan.
    »Ungefähr eine Woche vor dem Attentat.« Harlekin bedachte Ryan mit einem merkwürdigen Blick. »Nein, ich habe ihn nicht getötet, wenn Sie das denken. Oh, ich wollte es schon mehrmals im Laufe der Jahre, in Augenblicken der Wut. Und auch bei dieser letzten Begegnung, als er meine Methoden, Den Feind aufzuhalten, in Frage stellte und durchblicken ließ, ich würde es mir zu leicht machen. Glauben Sie mir, ich war extrem wütend auf ihn. Aber selbst wenn ich den Schneid gehabt hätte zu versuchen, ihn umzubringen, hätte ich das niemals ohne Hilfe geschafft. Ich bin nicht stark genug.« Harlekin seufzte. »Aber ich habe es nicht versucht. Denn wenn man alles beiseite läßt, die Verstellung und das Lavieren, die bemalten Gesichter und die Illusionen« - er kratzte mit den Fingernägeln ein wenig Schminke von seinem Gesicht - »unter all dem wollten wir dasselbe. Wir waren Freunde.«
    Er klingt aufrichtig, dachte Ryan. Entweder sagt er die  Wahrheit, oder er ist der überzeugendste Lügner, dem ich je begegnet bin.
    »Und jetzt«, sagte Harlekin, »lassen Sie mich einen Blick auf dieses Drachenherz werfen.«
    Ryan erbebte und mühte sich, seine Beklommenheit zu überwinden. Langsam hob er das Drachenherz und reichte es dem Elf.

10
     
    Lucero faßte sich und versuchte sich zu konzentrieren, als sie in dem Keil der Dunkelheit auf dem zerklüfteten Felsvorsprung stand. Sie atmete ganz flach, aber der Gestank der blutigen Leichen ließ sie trotzdem zurückzucken. Sie mühte sich, das Lied zu hören, riß die Augen auf und starrte in die Richtung, in der sie das Licht vermutete.
    Ich darf mich nicht völlig unterwerfen, dachte sie. Ich darf nicht zulassen, daß die Dunkelheit meine Gedanken beherrscht.
    Das Licht sickerte trübe durch die Barriere aus Blut und Leichen in den schwarzen Keil, und als sie zum Rand des Keils ging, folgten ihr Señor Oscuros Truppen. Enthauptete Leichen, kriechende Spinnenwesen und fette krötenähnliche Ungeheuer, von denen Schleim troff.
    Oscuro selbst stand hinter seinen Truppen, opferte Akoluth um Akoluth und spritzte das frische Blut über seine Kreaturen wie einen schützenden Überzug. Eine Rüstung gegen das Licht.
    Die erste Welle brandete gegen die Barriere aus Schönheit und Musik und verschwand in einem Blitz. Gequälte Schreie hallten unter dem dunklen Himmel, als die Kreaturen sich auflösten. Doch als sie verschwunden waren, bemerkte Lucero, daß die Dunkelheit mehrere Meter weiter vorgedrungen war.
    Er löscht das Licht langsam aus. Bald wird die Musik verstummen.
    Das darf ich nicht zulassen. Das Licht ist meine einzige Erlösung.
    Lucero erinnerte sich an eine frühere Zeit. An eine Zeit, als das Licht ihr Herz vollständig durchdrungen und ihr Verlangen nach der Macht des Blutes fast ausgelöscht hatte. Sie erinnerte sich an den Augenblick des Hochgefühls, das sie empfunden hatte, an den Eindruck, daß ihre eigene innere Schönheit

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