Bis zum bitteren Ende
Elfs war entscheidend für den Erfolg seiner Mission. Er hatte keine andere Wahl. Er zog sich den Hörer aus dem Ohr und schälte das Mikrofon von seinem Hals, dann nickte er Harlekin zu.
Ryan folgte dem Elf durch den Bogengang in das alte Gefängnis und in einen breiten Hof mit Gärten, säuberlich geschnittenen und modellierten Hecken, makellos gestutzten Bäumen und einer Vielzahl blühender Blumen. Der üppige Duft nach Rosen lag in der Luft.
Harlekin führte Ryan über den gefliesten Mittelweg und durch eine Reihe großer Holztüren, die erst kürzlich lackiert worden waren, aber zerkratzt und alt aussahen. Dahinter befand sich ein Bogengang mit hoher Decke und Steinmauern, die mit Wandteppichen behängen waren. Urtümliche Rüstungen und mittelalterliche Waffen aus einer Vielzahl von Kulturen prangten auf beiden Seiten des Korridors, den sie durchschritten.
Der Gang führte zu einem großen Mittelraum, der einmal ein Innenhof gewesen war, nun aber in Höhe des dritten Stocks von einer Makroglasdecke überdacht wurde. Balkone auf jeder Etage schauten auf den Raum, der mit kunstvoll verschnörkelten Stühlen und Tischen aus der Renaissance möbliert war. Ein riesiger Kamin dominierte das eine Ende des Raums, wenngleich kein Feuer darin brannte.
Harlekin führte Ryan auf den etwas erhöhten Parkettboden, um einen Arbeitsbereich mit einem massiven Schreibtisch aus Kirschholz und einem kleinen Cyberdeck herum und zum Kamin. Der Elf bedeutete Ryan, sich auf einen der Stühle aus der Epoche Louisquatorze zu setzen.
»Reden Sie«, sagte Harlekin, während er auf dem Stuhl gegenüber Platz nahm. »Ich bin ganz Ohr.«
Ryan nickte. »Lassen Sie mich Ihnen eine Geschichte erzählen«, begann Ryan. Ungeachtet aller möglichen Konsequenzen erzählte er Harlekin die Geschichte sei ner Mission. Er erläuterte sich diesem Elf vollständig. Er erklärte seinen Auftrag, der ihn nach Aztlan geführt hatte, berichtete von der Entdeckung des Locus und daß er sie Dunkelzahn noch gemeldet hatte, bevor er gefaßt worden war.
Ryan riß kurz seine Erfahrung mit Thomas Roxboroughs Persönlichkeitstransfer an, streifte seine Flucht aus Aztlan, erwähnte seine Entdeckung, daß Dunkelzahn tot war und seine neue Mission darin bestand, Thayla das Drachenherz zu bringen, da der Drache Thayla für gefährdet gehalten hatte und sie seiner Ansicht nach das Herz brauchte, um Den Feind aufzuhalten.
Ryan fuhr mit der Schilderung fort, wie das Drachenherz von der Atlantischen Stiftung gestohlen worden war. Er erzählte ihm von seiner Begegnung mit dem Geist Lethe und davon, wie sie das Herz gemeinsam zurückgeholt hatten. Er berichtete Harlekin von den Ereignissen der letzten Wochen und ließ auch nicht unerwähnt, wie der Cyberzombie ihm das Herz abgenommen hatte.
»Ich habe mir das Drachenherz gerade zurückgeholt, und jetzt komme ich zu Ihnen, wie Dunkelzahn mir geraten hat«, sagte Ryan. »Ich bitte Sie um Ihre Hilfe.«
Harlekin lauschte Ryans Geschichte, eine Miene totaler Aufmerksamkeit auf dem geschminkten Gesicht, die zusammengelegten Zeigefinger auf den Lippen. Dann schwieg er einen langen Augenblick und dachte nach.
»Zuallererst einmal«, begann er, »bin ich dafür verantwortlich, daß Thayla die Brücke bewacht. Ich und noch einige andere. Aber als Dunkelzahn davon erfuhr, kam er hierher zu mir, und er war mächtig sauer. Fast wäre es zu einer Auseinandersetzung gekommen. Ich war ziemlich wütend, daß er nicht zu würdigen wußte, was ich getan hatte.« Harlekin musterte Ryan mit einer Eindringlichkeit, wie sie dieser noch nie erlebt hatte. Es war ein Blick, der ihn bis ins Mark frösteln ließ. »Ich hatte die Welt vor... vor Dem Feind gerettet. Glauben Sie, ich wollte das? Glauben Sie, ich hätte mich freiwillig dafür gemeldet, ein verdammter Held zu sein?«
Harlekin erhob sich und ging vor dem Kamin auf und ab. »Aber ich habe es trotzdem getan. Ich wußte, niemand anders würde es tun. Und ich hatte Erfolg! Ich habe ein Patt erzwungen.« Der Elf stieß einen tiefen Seufzer aus. »Dann kommt Dunkelzahn zu mir und faselt von meiner Unfähigkeit. Versucht mir zu erzählen, daß Thayla gefährdet sei, daß man sich über ihr Lied auch schon früher hinweggesetzt habe und es wieder tun werde. Dunkelzahn hat mir erzählt, er habe den Verdacht, Aztechnology fertige eine detaillierte Karte seines Astralraums an und verbinde die Auren all ihrer Teocallis, so daß sie die Veränderungen im Mana in ganz Aztlan messen könnten.
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