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Bis zum bitteren Ende

Bis zum bitteren Ende

Titel: Bis zum bitteren Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jak Koke
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getroffen.
    Einen Augenblick später hatte Billy der Wache die Brust weggeschossen. Ein Anflug des alten Burnout war zu erkennen. Schnell, entschlossen, extrem tödlich.
    »Dhin«, sagte Ryan. »Alles in Ordnung mit dir?«
    Die Antwort des Orks kam zögernd. »Nur ein kleiner Auswurfschock, Boß.«
    Dann erreichten Ryan und die anderen das Ende der Treppe und tauchten in der Menge unter. Die Leute in der Nähe des Locus hatten die Zerstörung ringsumher nicht einmal zur Kenntnis genommen. Sie starrten lediglich wie verzaubert auf den Seeboden. Keiner von ihnen achtete auf Ryan und die anderen.
    Ryan spürte die Anziehungskraft des Locus, während er durch die Menge und um den See zu den Hängen der umliegenden Hügel ging, wo die Trommler weiterhin ihren hypnotischen Rhythmus schlugen.
    Weiter zu dem alten Turm, der wie eine rostige Nadel in den Himmel ragte.
    »Jane«, sagte Ryan. »Irgendeine Nachricht von den anderen Runnem?«
    »Tut mir leid, Quecksilber. Ich hatte noch keine Zeit, in das Kommunikationssystem der Armee zu decken, um festzustellen, ob die Runner gefangengenommen oder getötet wurden.«
    »Vielleicht haben sie ihren Auftrag erfüllt, aber ihr Kom ist defekt.«
    »Wir wissen beide, wie wahrscheinlich das ist«, sagte Jane.
    »Ja. Ich hoffe nur, daß sie die Nightglider an Ort und Stelle deponiert haben.«
    »Ich auch.«
    Die Menge dünnte aus, als sie den See hinter sich ließen und die Richtung zu einem alten Restaurant einschlugen, das zu dem Vergnügungspark gehörte, der schon seit langer Zeit nur noch eine Ruine war. Ryan schauderte, als er das Restaurant sah. Nach seiner Gefangennahme durch Aztechnology war er dort gefoltert worden.
    Axler ging unsichtbar den Hang hinauf und entfernte sich lautlos von der Gruppe der Wachen vor dem alten Restaurant. Billy folgte ihr, dann kamen Grind und Talon, und Ryan bildete den Schluß. Niemand bemerkte sie, als sie zwischen den Lebenseichen und Mesquitesträuchern untertauchten.
    Während sie den Hügel erklommen, warf Ryan einen Blick über die Schulter auf das Seebett. Aus diesem Blickwinkel konnte er erkennen, daß sich der größte Teil der Armee um den Locus versammelt hatte und das Ritual schützte, welches dort gerade im Gange war. Die Menge versperrte ihm den Blick, so daß er nicht erkennen konnte, was vorging, aber noch beim Hinsehen überkam ihn ein Gefühl der Übelkeit.
    »Seht euch bloß die ganzen Wachen im Seebett an«, sagte Grind. »Sie haben nur einen Bruchteil ihrer Leute auf uns angesetzt und in die Teocalli geschickt.«
    »Sie waren viel mehr daran interessiert, den Locus zu schützen anstatt den Tempel«, bemerkte Ryan.
    »Das erklärt, warum wir so leicht entkommen sind«, sagte Axler.
    Sie passierten die Trommler in geringer Entfernung, im Unterholz des Hügels oberhalb des Hotels verborgen. Ryan erhaschte einen flüchtigen Blick auf die Musiker - Männer und Frauen mit nackter Brust, die mit bunten Farben bemalt waren. Ihre Haare waren zu langen dünnen Zöpfen geflochten, die Gesichter mit geschnitzten Holzmasken bedeckt, die Dämonen und Teufel darstellten. Sie trommelten mit der Hingabe der Besessenen. Ließen keinen Schlag aus. Koordiniertes Chaos.
    Ihre Musik zupfte an Ryans Bewußtsein und drohte ihn unter ihren hypnotischen Bann zu zwingen. Vielleicht ist es der Trommelschlag , der die Menge in seinen Bann zieht.
    »Denkt an unsere Mission«, sagte er zu den anderen. »Wir holen nur die Nightglider und verschwinden.« Er befürchtete, einer von ihnen könne in den Bann der Trommeln geraten.
    Sie kletterten den Hang hinauf und näherten sich der Basis des Turms, wo er Burnout zum erstenmal begegnet war und den Locus entdeckt hatte. Ryan klammerte sich an die Hoffnung, daß es Cluster vielleicht noch gelungen war, die Ultraleichten am vereinbarten Ort zu verstecken, bevor er getötet oder gefangengenommen worden war.
    »Sie sind nicht da«, sagte Axler.
    Ryan schloß zu ihr auf und durchsuchte die Gegend rings um den Betonsockel des Turms. Er und die anderen setzten die Suche noch mehrere Minuten lang fort, bevor sie sich eingestanden, daß Axler recht hatte.
    Keine Nightglider.

36
     
    Unter dem Blätterdach der Bäume verfolgte Lethe, wie Ryan und die anderen nach ihren fehlenden Nightglidern suchten. Neben ihm erhob sich der Betonsockel fünf Meter aus der Erde und überragte die Bäume. Der Beton war mit Efeu und Unkraut bewachsen, und aus der Sockelspitze erhob sich der Metallturm wie eine riesige Nadel in den dunklen

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