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Bis zum bitteren Tod (German Edition)

Bis zum bitteren Tod (German Edition)

Titel: Bis zum bitteren Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
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in dieser Woche ihr Mann anlanden würde. Die Strecke betrug etwas mehr als 150 Kilometer. Sie checkte in ein kleines Hotel im Fischerdorf Schull am Ufer der Roaring Water Bay ein und schickte den Fahrer nach Cashel zurück, nicht ohne ihn vorher anzuweisen, sie am Donnerstagnachmittag wieder abzuholen.
    Heute, am Dienstag, hatte sie sich von einem Taxi über die kurvenreiche Straße zum Ende der Halbinsel Mizen Head bringen lassen. Von dort konnte sie an diesem klaren Sommertag den fernen Leuchtturm von Fastnet Rock sehen. Das Meer war strahlend blau, der tiefe Atlantik wirkte freundlich, zwei oder drei Jachten segelten in der leichten landeinwärts wehenden Brise vorbei.
    In der kurzen Zeit ihres Aufenthalts hatte Shakira Irland lieben gelernt. Sie mochte die Leute und war erstaunt über die atemberaubende Schönheit des Landes. Für sie, die inmitten des Wüstensands und der rot-braunen arabischen Landschaft aufgewachsen war, waren Irlands 40 verschiedene Grüntöne etwas, was ihre Einbildungskraft schlichtweg überstieg.
    Oben auf der höchsten Klippe des Mizen Head war ihr, als stünde sie in einem riesigen Ölgemälde. Hinter ihr erstreckten sich die Hügel, hoben und senkten sich zwischen den von Steinmauern gesäumten Feldern, die im Lauf der Jahrhunderte immer wieder aufgeteilt worden waren.
    Rings herum waren die Geschichte, die alten Mythen und Legenden mit Händen zu greifen. Jedes Mal, wenn sie sich etwas länger mit jemandem unterhielt, bekam sie eine Geschichte zu hören. Die Vergangenheit war in Irland nie weit. Die gesamte Landschaft war mit alten Zeugnissen übersät, mit Ringwällen, großen Steingräbern, hohen gemeißelten Felsen aus der Zeit von 2000 v. Chr., runden Türmen und hohen Kreuzen.
    Auf der Fahrt von Dublin hatte sie immer wieder anhalten lassen, um diese Monumente in Augenschein zu nehmen. Auf dem gewaltigen Rock of Cashel war sie drei Stunden lang zwischen den alten Festungsmauern, der dachlosen Abtei und der Kapelle aus dem 12. Jahrhundert herumspaziert, die zu den schönsten in ganz Irland zählte. Sie hatte unterwegs am Straßenrand gestanden, hatte Ruinen betrachtet und in ihrem Reiseführer nachgesehen, vielleicht, weil ihr dieser Sinn für längst vergangene Zeiten, diese Neugier, dieser Wunsch, sich Fernes vorzustellen, im Blut lag.
    Sie kehrte zu ihrem Taxi zurück und wies ihren Chauffeur an, nach Baleycove und Goleen zu fahren. Von diesen beiden hohen Felsen konnte man hinunter zum Hafen von Crookhaven sehen, hier würde General Rashud nach seiner langen Reise im U-Boot abgesetzt werden.
    Langsam kehrten sie anschließend zum West End Hotel in Schull zurück, wo sie erst ein langes Bad nahm und dann nach unten in die Bar ging, um vor dem Abendessen noch ein Glas Obstsaft zu trinken. Und wieder wurde ihr eine Geschichte erzählt, diesmal ging es um einen im Dorf ansässigen Fischer namens Bonzo, der einst in einer Stunde und zwölf Minuten 16 Pint Guinness getrunken habe, was noch immer in ganz Irland als gültiger Rekord angesehen wurde.
    Shakira mochte diese Geschichte nicht in die gleiche Kategorie einordnen wie jene von Brian Boru, der im 10. Jahrhundert den Rock of Cashel erstürmt hatte. Aber die Barden in der Bar des Cashel Palace, die von dem großen irischen König sangen, unterschieden sich in nichts von den Seeleuten in Schull, wenn sie von Bonzo sprachen. Sie alle erzählten im gleichen ehrfürchtigen Tonfall von gewaltigen Heldentaten, als wären sie erst gestern geschehen.
    Shakira ließ sich davon bezaubern. Wieder überlegte sie, ob es nicht eines Tages für sie und Ravi möglich wäre, hier in Frieden und Abgeschiedenheit zu leben, eine halbe Welt entfernt von dem flammenden Hass und der Gewalt, die das Land ihrer Vorväter wohl immer heimsuchen würden. Doch insgeheim wusste sie, dass Ravi und sie schon viel zu weit gegangen waren; sie wurden beide an zu vielen Orten gesucht, es gab zu viele, von denen sie bei erstbester Gelegenheit erschossen werden würden. Die Killer des Mossad und der CIA würden mit ihnen nicht viel Federlesens machen.
    2.00 Uhr, Mittwoch, 11. Juli
Östlich von Gibraltar
     
    In den westlichen Ausläufern des Mittelmeers ging heftiger Regen auf die Wasseroberfläche nieder. Er gehörte zu den hiesigen Sommerstürmen, und Kapitän Abad war es sehr recht, übertönte der prasselnde Regen, der über das dunkle Wasser peitschte, doch den Lärmpegel seines auf Periskoptiefe schnorchelnden U-Boots. Obwohl keine unmittelbare Gefahr bestand,

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