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Bis zum bitteren Tod (German Edition)

Bis zum bitteren Tod (German Edition)

Titel: Bis zum bitteren Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
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hohen Fenstern auf und war ganz gebannt von dem Anblick, der sie erwartete: Hoch oben auf einem Hügel, dem Rock of Cashel oder auch St. Patrick’s Rock, der sieben Jahrhunderte der Sitz der irischen Könige gewesen war, lagen die Ruinen einer alten irischen Kathedrale. Gewaltige Kalksteinmauern, im 12. Jahrhundert errichtet, hatten die Zeitläufte überdauert, dazu ein runder Turm. Ein keltisches Kreuz ragte in den Himmel.
    Der Ausblick von dort oben muss atemberaubend sein, dachte sie und blätterte durch die Seiten ihres Reiseführers. Morgen würde sie da hinaufgehen.
    Shakira aß allein in ihrem Zimmer. Später, unruhig und getrieben vom Bedürfnis, mit jemandem zu reden, ging sie die breite Treppe hinunter und fragte an der Rezeption, ob das Hotel über einen Coffeeshop verfüge. »Nein, so etwas haben wir hier nicht«, erwiderte der Angestellte. »Aber wenn Sie dort die Steinstufen runtergehen, kommen Sie in die netteste Bar, die Sie jemals gesehen haben. Richten Sie Dennis aus, ich hab gesagt, er soll Ihnen einen Irish Coffee machen.«
    Genau das tat Shakira daraufhin, und Dennis, der Barkeeper, servierte ihr einen Irish Coffee, dessen hohes Sahnehäubchen den mehr als großzügigen Schuss Whiskey, bester Jameson, gut kaschierte. Da die Theke fast voll war, nahm Shakira an einem kleinen Ecktisch mit einem weiteren freien Stuhl neben sich Platz.
    Der hohe Alkoholgehalt ihres Getränks war ihr nicht bewusst, allerdings schmeckte es so gut, dass sie keinen weiteren Gedanken daran verschwendete. Nach etwa 20 Minuten bemerkte sie einen untersetzten, ländlich aussehenden Mann um die 50, der die Treppe herunterkam und sich ein Pint Guinness bestellte. Zu ihrer Überraschung ließ er sich an ihrem Tisch nieder. Die besorgte Miene des Barkeepers bemerkte sie nicht.
    »Guten Abend, Ma’am, ich bin Pat Slater«, stellte sich der Neuankömmling vor.
    Bevor Shakira ihm zur Begrüßung auch nur zunicken konnte, kam Dennis herüber und mischte sich mit leiser Stimme ein. »Patrick, diese Lady gehört zu den Hotelgästen, Sie wollen sie doch nicht mit Ihren Geschichten aus alten Zeiten zu Tode langweilen.«
    Lächelnd erwiderte Mr. Slater, er habe keinerlei Absicht, jemanden zu langweilen, außerdem sei er nur auf ein Bier gekommen. Eine seiner Stuten würde diese Nacht noch fohlen, da könne er sowieso nicht lange vom Stall weg.
    Dennis zog sich zurück, und in den folgenden zehn Minuten erkundigte sich Pat Slater in aller Höflichkeit, was Shakira in Irland mache und wie lange sie bleibe. Obwohl ihm darauf, was er natürlich nicht wusste, eine Handvoll Lügen aufgetischt wurden, hielt er Wort und machte sich danach wieder davon. Bevor er die Treppe hinaufstieg, beugte er sich zu Shakira hinunter und flüsterte: »Ich war nicht immer nur Viehzüchter. Ich hatte mal einen sehr wichtigen Posten.«
    Damit verschwand er. Es war mittlerweile fast 21.30 Uhr, die Bar leerte sich, weil viele Gäste zum Speisesaal hinüberwechselten. Ein zweiter Schwung würde so gegen elf eintreffen, im Moment aber war Shakira allein.
    Sie trank ihren Irish Coffee aus, ging an die Theke und sprach Dennis an. »Der Alte hat mir erzählt, er hätte mal einen sehr wichtigen Posten gehabt«, sagte sie. Dem Bedürfnis, unklaren Informationen auf den Grund zu gehen, konnte sie auch jetzt nicht widerstehen.
    Dennis zog die Augenbrauen hoch. »Miss Carson, ganz unter uns, dieser Mann war früher mal Angehöriger der IRA. Das Problem ist nur, er hat das nie überwunden. Ständig sehnt er sich nach den guten alten Zeiten zurück, als er und ein paar andere für Chaos und Aufruhr gesorgt haben. Den meisten fällt es schwer, sich an ein friedliches Zivilleben zu gewöhnen. Jahrelang waren sie immer nur auf der Flucht, waren nichts anderes gewohnt, haben sich mit nichts anderem beschäftigt, als zu zerstören und zu töten. Für viele war es wie eine Droge, und Pat Slater ist einer von ihnen.«
    Shakira wirkte nachdenklich. »Waren diese Männer Terroristen, oder haben sie wie eine nationale Armee gekämpft?«
    »Nein, nein, weit davon entfernt. Sie haben die Briten an der Grenze angegriffen, haben Bahnhöfe gesprengt und Sprengsätze in Straßen hochgehen lassen. Sie waren stolz darauf, Terroristen zu sein, und sagten, sie führten Krieg, um die Briten für immer aus Irland zu vertreiben.«
    »Und ist es ihnen gelungen?«
    »Soweit das einem in Nordirland überhaupt gelingen kann, denke ich. Die Mehrheit da oben will die Bindungen an die Briten nicht

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