Bis zum bitteren Tod (German Edition)
nur die Hoffnung, dass seine schöne Frau in Irland auf ihn wartete. Würde sie nicht da sein, dann – davon war er überzeugt – gab es für ihn nichts mehr auf dieser Welt als Blut, Leid, Tod und Tränen zugunsten einer Sache, die seiner Meinung nach nicht gewonnen werden konnte.
Um 19.00 Uhr erreichten sie Cabo de São Vicente und drehten nach Norden ab, hinaus in die tiefen atlantischen Weiten, in denen sie 1000 Meter unter dem Kiel hatten. Sie machten auf Periskoptiefe zwölf Knoten, was hieß, dass sie jeden Tag nahezu 300 Seemeilen zurücklegen würden. Es war Mittwochabend, der 11. Juli; Shakira sollte am Montag bei der Großen Moschee am Rand von Dublin nach Ravi Ausschau halten.
Der militärische Oberbefehlshaber der Hamas musste also am Montagmorgen die irische Küste erreichen. Dann standen ihm noch 300 Kilometer bis nach Dublin bevor, die er zurücklegen musste, ohne irgendwelche Aufmerksamkeit zu erregen.
Zu den Schattenseiten des Terroristendaseins gehörte die Notwendigkeit, seine Feinde vollständig zu eliminieren. Man durfte keine Spuren hinterlassen; niemand durfte zurückbleiben, der sich an einen erinnern konnte, und mochte es noch so vage sein. Ravi war das ebenso bewusst wie Shakira. Sollte ihm auf der bevorstehenden Reise durch die Grüne Insel ein Ire zu nahe kommen oder zu aufdringlich werden, würde ihm keine Wahl bleiben. Zu viel stand auf dem Spiel. Niemand durfte sich ihm in den Weg stellen, und wenn er es noch so gut meinte.
Erneut musste General Rashud in dieser grüblerischen Stimmung an seine Frau denken. Was war schiefgelaufen? Wo war sie? Sie hatte nicht versucht, ein weiteres Mal Kontakt aufzunehmen, aber wie sollte sie auch? Tief unter der Wasseroberfläche gab es keinen Handy-Empfang. Vielleicht hatte sie es versucht. Vielleicht hatte sie um Hilfe gerufen. Hilfe, die er ihr nicht hatte geben können. Sie konnte jetzt gut und gern in Guantánamo sein und von den Schergen dieses üblen Drecksacks Admiral Morgan verhört werden.
Dieser Gedanke sorgte dafür, dass er wieder seine vertraute, stählerne Entschlossenheit in sich spürte. Wenn Shakira auf Kuba war, dann würde er dafür sorgen, dass sie die Letzte war, die Morgan dorthin geschickt hatte. Dann würden er und seine Krieger sie irgendwie dort rausholen. »Fährt diese Kiste denn nicht schneller?«, fragte er Kapitän Abad.
»Tut mir leid, General. Wir fahren bereits Höchstgeschwindigkeit. Wir müssen Geduld haben. Aber das Schlimmste liegt hinter uns.«
11.00 Uhr, Donnerstag, 12. Juli
National Security Agency
Lt. Commander Ramshawe rief jeden Tag bei Detective Joe Segel in Brockhurst an. Beide wurden mit jedem Mal deprimierter. Der Detective nahm es sich schwer zu Herzen, dem mehr als flüchtigen Schatten von Carla Martin hinterherzujagen, und Jimmys Sorgen um die Sicherheit von Arnold Morgan wurden zunehmend größer.
Er hatte Kollegen beim FBI und bei der CIA alarmiert und sie eindringlich beschworen, dem Admiral bei seiner Englandreise verstärkte Sicherheitsvorkehrungen zu gewähren. Er hatte sich mit Secret-Service-Agenten im Weißen Haus beratschlagt und erhöhte Wachsamkeit auf britischen Häfen und Flughäfen angemahnt, über die ein möglicher Attentäter einreisen konnte.
Er hatte sogar das FBI die Flughafenaufzeichnungen von Washington, Philadelphia, New York und Boston nach Passagieren durchsuchen lassen, die in der Nacht des Mordes ein teures Transatlantikticket, nur Hinflug, erworben hatten – entweder nach London, Paris oder zu den anderen großen europäischen Flughäfen in Amsterdam, Bonn, Hamburg, Madrid, Rom, Mailand oder Genf. Nichts tauchte auf.
Weder Jimmy noch das FBI hatten auch nur einen Gedanken an Dublin verschwendet, einfach deshalb, weil die Stadt über keinen großen internationalen Flughafen verfügte. Von London aus konnte man pro Tag an die 20 internationale Ziele ansteuern, von Dublin nur eines. Ein Anruf bei Aer Lingus, und sofort wäre festgestellt worden, dass vergangenen Dienstagmorgen eine Frau namens Maureen Carson auf dem Bostoner Flughafen aufgetaucht war und per American Express mehr als 6000 Dollar für den 10.30-Uhr-Flug nach Dublin hingeblättert hatte.
Solche Passagiere waren äußerst selten, Gäste ohne fest gebuchten oder reservierten Flug, die scheinbar aus einer Laune heraus nur weg wollten, ohne sich um einen Rückflug zu kümmern. Selbst ein Bankräuber würde Zeit finden, im Voraus einige Vorkehrungen zu treffen. Aber ein Mord ist eben oft nicht
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