Bis zum bitteren Tod (German Edition)
Herzland der Vollblüter, im County Tipperary, wo die großen Rennpferde geboren und trainiert und wo sie den Rest ihrer Tage als Zuchthengste oder Zuchtstuten eingesetzt wurden. Sie ließ an einem Zeitungsladen in Cashel anhalten und kaufte sich ein kleines Buch über die Geschichte der Vollblutzucht in der Stadt und Umgebung.
Die Namen sagten ihr allesamt nichts, die Derby-Gewinner Nijinsky, Sir Ivor, Roberto, The Minstrel, Galileo, die weltberühmten Zuchthengste Sadlers Wells, Caerleon, Be My Guest, Danehill, Giant’s Causeway. Aber sie klangen poetisch und schienen durch das goldene Tal von Tipperary zu hallen.
Sie bedeutete ihrem Taxifahrer, den Wagen vor der langen Einfahrt zu dem Hotel zu parken, das ihr Reiseführer empfohlen hatte. Es war ein prachtvoller Backsteinbau aus dem 18. Jahrhundert, der mittlerweile in das Cashel Palace Hotel umgebaut worden war, das Mekka durchreisender Pferdeliebhaber aus aller Welt. Wegen des Irish Derby hatte ein Massenexodus in den Norden eingesetzt, weshalb es kein Problem war, für einige Tage ein Einzelzimmer zu bekommen. Sie checkte ein und legte dafür eine bislang nicht benutzte und auf eine britische Bürgerin namens Margaret Adams ausgestellte American-Express-Karte vor. Niemand wollte ihren Pass sehen.
Sie brachte ihren Koffer aufs Zimmer, lehnte dabei jegliche Hilfe ab, packte ihre Sachen aus, hängte einige Dinge in einen riesigen alten Schrank und stopfte das Wichtigste in ihre Lederhandtasche: gefälschte Pässe, Kreditkarten, Brieftasche, einige Tausend Euro in bar, ihren gefälschten britischen Führerschein, ausgestellt auf die in Warwickshire wohnhafte Margaret, und ihre Autohandschuhe.
Als Erstes musste sie dem Anglerladen einen Besuch abstatten, den sie an der Hauptstraße gesehen hatte. Unbewaffnet kam sie sich sehr verletzlich vor, und das war nun bereits seit mehreren Tagen der Fall – seitdem sie ihre wichtigste Waffe in Matt Barkers Brust hatte stecken lassen.
Sie betrat den Laden und besah sich ausführlich das Angebot an Anglermessern. Schließlich entschied sie sich für eine lange, gerade Klinge mit gezackter Schneide und einem Ledergriff. Sie bat den Verkäufer, es in Geschenkpapier zu packen, da es für ihren jüngeren Bruder bestimmt sei.
Sie glaubte nicht, dass sie das Messer jemals in einer Auseinandersetzung würde gebrauchen müssen, aber das Gleiche hatte sie auch bei ihrem syrischen Dolch angenommen. Jedenfalls fühlte sie sich mit dem Messer sehr viel wohler, und sobald sie aus dem Laden war, riss sie das Geschenkpapier weg, warf es in einen Abfalleimer und steckte das Messer in ihre Tasche.
Wiederbewaffnet stieg sie in den Wagen und bat ihren Taxifahrer, sie nach Fethard zu bringen. Sie hatte keine besonderen Pläne und Ziele, sie wollte nur das Land sehen, in dem diese faszinierenden Pferde gezüchtet wurden. Die kühle, grüne Landschaft des südlichen Irlands erinnerte sie noch nicht einmal entfernt an ihre Wüstenheimat, in der Darley Arabian einst gelebt hatte.
Sie fuhren auf der Landstraße nach Osten, durch endlose, grüne Weiden, die sich zu beiden Seiten der Straße erstreckten. Von weitem sah sie Stuten und Fohlen, aber die Koppeln waren doch ein gutes Stück von der Straße entfernt.
Dann erinnerte sie sich an die enorme Summe, die Michael O’Donnell für sein Stutenfüllen von Easter Rebels Mutter genannt hatte, und ihr wurde klar, dass für diese Baby-Rennpferde mit Sicherheit umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden. Es schien ihr wenig wahrscheinlich, näher an sie heranzukommen. Kurz darauf wies sie ihren Fahrer an, umzudrehen und zum Cashel Palace zurückzukehren.
Vor dem Hotel verabschiedete sich Shakira von ihrem Chauffeur, der nach Dublin zurückkehrte, ihr vorher aber noch versprach, er würde jemanden aus der Gegend vorbeischicken, der sie am nächsten Morgen durch den Südwesten Irlands kutschieren würde. Nein, mit der Bezahlung sei es nicht eilig. Das könnte sie nächste Woche machen, wenn er sie wieder nach Dublin zurückfahren würde.
Es war nicht das erste Mal, dass sie die Iren wirklich mochte. Erneut nahm sie sich vor, Ravi auf jeden Fall zu verbieten, einen von ihnen zu töten. Wenn es nach ihr ginge, reichten die europäischen Kohorten des Großen Satan bis nach England. Die Iren jedenfalls müssten von jeglichen zukünftigen Anschlägen ausgenommen werden. Dieses Volk hatte mit Terroristen einfach nichts am Hut.
In ihrem Zimmer zog sie nun zum ersten Mal die Vorhänge vor den
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