Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis zum bitteren Tod (German Edition)

Bis zum bitteren Tod (German Edition)

Titel: Bis zum bitteren Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
Vom Netzwerk:
Orangensaft und Kaffee bestellte. Bedient wurde er von einem aufgeweckten jungen Iren um die zwanzig. Ravi fragte nach dem Bus nach Cork City, der, wie man ihm mitteilte, täglich um acht Uhr vor dem Eldon Hotel an der Hauptstraße abfuhr.
    Ravi saß mit dem Rücken zur Theke. Nach dem anstrengenden Marsch, dem Mord an Jerry und dem Ab- und Aufstieg am Hang hatte er Durst. Er leerte den Orangensaft in einem Zug, bestellte gleich einen zweiten und ignorierte darüber das Mantra jedes Terroristen – nie etwas zu tun, was die Aufmerksamkeit anderer erregen könnte. Der Junge hinter der Theke erinnerte sich jetzt vielleicht an ihn.
    Ein kleiner, lässlicher Fehler, den Ravi zu verdrängen suchte. Er aß seinen Toast und trank den Kaffee, zahlte mit seinen Euro und ging zum Eldon Hotel, um den Bus nach Cork zu erreichen. Die Strecke betrug nur etwa 65 Kilometer, General Rashud aber war lange unterwegs.
    Zweimal wechselte er den Bus, in Clonakilty und erneut in Inishannon am Bandon River. In beiden Ortschaften wartete er auf den nächsten Bus. In Clonakilty allerdings entdeckte er das Michael Collins Centre, wo er sich für eine halbe Stunde einer Touristengruppe anschloss und dem Führer lauschte, der von Irlands großem Patrioten des 20. Jahrhunderts erzählte.
    Schließlich, kurz vor 12.30 Uhr, traf er in Cork ein. Da es nicht mehr lange dauern konnte, bis man ihn wegen Mordes suchte, beschloss er, nicht auf direktem Weg vom hiesigen Bahnhof nach Dublin zu fahren, sondern mehrere Umwege in Kauf zu nehmen. Er kaufte eine Zugfahrkarte nach Waterford, um von dort nach einer weiteren dreistündigen Zugfahrt nach Dublin zu gelangen.
    Ravi tat alles, um seine Spuren zu verwischen. Im Zug nach Waterford wechselte er alle halbe Stunde den Waggon. Er sprach mit niemandem, aß nichts, trank nichts, versteckte sich hinter einer Reihe von Zeitungen. Man sah ihn, aber bei niemandem hinterließ er einen bleibenden Eindruck.
    Spät am Nachmittag traf er in Waterford ein. Es war Montag, der 16. Juli, der erste Tag, an dem Shakira um 17 Uhr an der Moschee in Dublin nach ihm Ausschau halten würde. Er würde es nicht schaffen. Der Treffpunkt an der Moschee war für Ravi allerdings sowieso nur ein Notbehelf. Er besaß Shakiras Handynummer, allerdings würde er sie nur im Notfall wählen, möglicherweise nur einmal und mitten in Dublin, wenn sie kaum zurückzuverfolgen wäre.
    Um einen Notfall handelte es sich hier. In den folgenden Stunden würde er unweigerlich zu einem Gejagten werden. Er hatte nicht viele Spuren hinterlassen, die irische Polizei dürfte jedoch nicht besonders erfreut sein, dass er einen Bauern aus dem Westen von Cork keine vier Kilometer von seinem Zuhause brutal ermordet hatte. Und sie würden nicht lange brauchen, um herauszufinden, dass der Mörder ein Fremder gewesen sein musste.
     
     
    14.00 Uhr, am gleichen Tag
Crookhaven, County Cork
     
    Zwei Streifenwagen standen vor der Seaview Farm. Mrs. Mary O’Connell war völlig aufgelöst. Ja, Jerry sei zur üblichen Zeit mit der Milch losgefahren, nein, seitdem war er nicht mehr gesehen worden. Und, nein, so etwas hatte er noch nie gemacht.
    Unten am Hafen standen zwei weitere Streifenwagen, die Beamten fragten in allen Geschäften, Läden und Privathäusern nach. Es gab nicht viele, die zu befragen waren, aber alle, die an diesem Morgen mit den Polizisten sprachen, kannten Jerry, hatten ihn aber nicht gesehen.
    Detective Superintendent Ray McDwyer, der diesen nach Routine aussehenden Vermisstenfall übernommen hatte, saß nachdenklich allein in seinem Wagen und wartete auf den Fahrer, Officer Joe Carey, der sich angeregt mit dem Mädchen unterhielt, das in der Tankstelle am Hafen arbeitete.
    Als er zurückkehrte, schlug Ray vor, am vernünftigsten wäre es wohl, wenn sie sich vergewisserten, ob Jerry mit seinen vier Milchkannen an der Sammelstelle in Goleen angekommen sei. Er rief kurz bei der Central Milk Corporation an und erfuhr dort den Namen des Milchfahrers, der in Goleen wohnte.
    Zehn Minuten später standen sie vor O’Driscolls Tür, und Patrick rekapitulierte kurz die ungewöhnlichen Ereignisse am Morgen. »Klar hab ich Jerrys Pick-up gesehen, der ist so gegen sieben an der Sammelstelle vorbei durchs Dorf gerast.«
    »Haben Sie ihn zurückkommen sehen?«
    »Nein. Und seine anderen vier Kannen haben noch dagestanden, als ich um zwei Uhr zusammengepackt habe. Ich hab von Jerry heute keine Milch aufgenommen.«
    »War er ungewöhnlich schnell dran?«
    »Na

Weitere Kostenlose Bücher