Bis zum bitteren Tod (German Edition)

dass Big Man mehrere Nasenlängen hinterherhinkte. Und falls sich das nicht änderte, würde er bald tot sein. Er zoomte aus seiner großen Computerkarte heraus und ließ sich den Ozean zwischen Gibraltar und Kinsale darstellen.
    Er studierte die Karte, maß die Entfernungen und kam dabei auf fast 1500 Seemeilen – was in fünf, vielleicht sogar in weniger Tagen zu schaffen war, wenn man sich sehr beeilte. Da die Wahrscheinlichkeit gering war, dass das Boot auf jemanden das Feuer eröffnete, schlussfolgerte er, dass es entweder jemanden abgeholt oder jemanden an der irischen Küste abgesetzt haben musste. Wahrscheinlich am Tag zuvor.
    Nachrichtenoffiziere seines Kalibers verlassen sich gern auf ihre Intuition. Das tat jetzt auch Jimmy. Er rief seinen festen Kontaktmann beim FBI an und bat ihn herauszufinden, ob jemand am Morgen des 3. Juli spontan ein Flugticket erster Klasse oder Business-Klasse nach Shannon oder Dublin gebucht hatte. »Wahrscheinlich bei Aer Lingus«, fügte er hinzu. »Die haben ja praktisch das Monopol auf Flüge nach Südirland. Versuch es mit Washington, New York und Boston.«
    Eine Stunde später hatte er die Antwort. Eine Miss Maureen Carson mit einer Adresse in Michigan hatte ein Erster-Klasse-Ticket von Boston nach Dublin mit Aer Lingus erstanden, Abflug Dienstag, 3. Juli, 10.30 Uhr. »Es kommt noch besser, Jimmy. Aer Lingus hat ihr für diese Nacht ein Zimmer im Shelbourne Hotel in Dublin gebucht.«
    »Haben wir das überprüft?«
    »Klar. Sie war drei Tage lang dort, dann hat sie ausgecheckt und mit ihrer American-Express-Karte gezahlt.«
    »Hast du die nachgeprüft?«
    »Klar. Wurde ursprünglich auf die jordanische Botschaft in Paris ausgestellt. Miss Carson ist die zweite Verfügungsberechtigte.«
    Jimmy meinte, sein Herz setze aus. Seiner Meinung nach hatte er soeben Carla Martin gefunden und damit die islamistische Verbindung bestätigt. Sie war eine nahöstliche Agentin, die in Brockhurst hatte herausfinden sollen, wann Arnold und Kathy das Land verlassen würden. Sie hatte den großen, dämlichen Matt Barker umgebracht, war nach Boston gefahren und hatte sich ein Ticket nach Dublin besorgt.
    Falls er sich nicht gänzlich irrte, war jetzt soeben mindestens ein weiterer nahöstlicher Agent zu ihr gestoßen, der mit einer Kilo an der irischen Küste abgesetzt worden war. Carla stammte entweder aus Syrien oder Jordanien. Der neue war Iraner.
    Niemand konnte eine lange Reihe scheinbar unzusammenhängender Fakten besser miteinander in Verbindung bringen als Jimmy. Seine Gedanken überschlugen sich fast. Als Erstes rief er noch einmal Jack Williams vom COMSUBLANT an und bat ihn, die Straße von Gibraltar auf die Rückkehr der Kilo zu überwachen. »Sie ist dort rausgefahren, sie wird dort auch wieder ins Mittelmeer reinfahren«, sagte er. »Entweder, um erneut Position vor der libanesischen Küste zu beziehen, oder um durch den Suezkanal in den Golf heimzukehren.«
    Auf Jacks Frage, was die Kilo an der irischen Küste verloren gehabt habe, antwortete Jimmy: »Sie hat dort jemanden abgesetzt, jemanden, der verdammt noch mal nichts Gutes im Schilde führt.«
    Dann rief er beim FBI an und fragte, ob man nach einer Maureen Carson fahnden könne, entweder in Irland oder in Großbritannien, wohin sie vermutlich wollte. Kein Problem, antwortete man ihm, man würde dabei auch gleich ihren auf Maureen Carson ausgestellten Pass unter die Lupe nehmen.
    Erneut rief Jimmy Big Man an – der sich als weniger kooperativ als COMSUBLANT oder als das FBI erwies. Er hörte aufmerksam zu und erwiderte dann mit eher kalter Stimme: »Junge, du hast keine Ahnung, was dieses gottverdammte U-Boot vor der irischen Küste getrieben hat. Es kann sich einfach nur um eine Ausbildungsfahrt gehandelt haben. Du brauchst Fakten. Deine Fantasie allein wird dich zu gar nichts führen.«
    »Sie hat mich zu Maureen Carson geführt.«
    »Gratulation. Eine nette reiche Tussi auf Shoppingtour. Aber nicht einen einzigen Beweis gegen sie. Sag mir Bescheid, wenn du sie gefunden hast.«
    O Gott, konnte Arnie wütend werden.
     
     
    18.30 Uhr, Montag, 16. Juli
Plunkett Station, Waterford
     
    Als der Zug nach der langen Fahrt von Cork im Bahnhof in Waterford einlief, war Ravi müde, hungrig und sehr durstig. Er ging in die kleine Bar und bestellte ein großes Glas Wasser und eine Tasse Kaffee. Außerdem kaufte er sich zwei frisch aussehende Schinken-Käse-Brötchen. Er stürzte das Wasser hinunter, alles andere nahm er mit zu einer