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Bis zum bitteren Tod (German Edition)

Bis zum bitteren Tod (German Edition)

Titel: Bis zum bitteren Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Robinson
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erkennen war, wie seine Treffer lagen.
    Ravi kümmerte sich nicht darum. Er feuerte alle fünf Patronen ab und bedeutete Mr. Kumar, die Zielscheibe zu holen. Mittels einer kleinen Kurbel ließ er die Scheibe heranschweben und zog die Augenbrauen hoch, als er die Pappe inspizierte.
    Alle fünf Kugeln hatten mehr oder minder das gleiche Loch durchschlagen. Links gab es eine minimale, etwa drei Millimeter große Ausbauchung, unten eine ebenso große Abweichung. Aber kein einziger der fünf Schüsse hatte über den roten Mittelpunkt der Zielscheibe gestreut.
    »Sehr schön, Mr. Spencer. Wirklich sehr schön. Welch ein Privileg, einem Meister zusehen zu dürfen.«
    »Ein Gefühl, das ich mit Ihnen teile«, erwiderte Ravi. »Das hier ist ein ganz außergewöhnliches Gewehr. Ich danke Ihnen.«
    Zusammen kehrten sie in den Arbeitsraum zurück, wo Ravi sorgfältig die Waffe zerlegte und jedes Teil in seinem Fach verstaute. Er ließ sich Zeit dabei, klappte den Koffer zu und überreichte Prenjit Kumar einen großen braunen Umschlag, der das restliche Geld enthielt, erneut 200 50-Pfund-Noten. Wieder zählte Kumar es nicht nach.
    Ravi entging es nicht. Vergangene Woche hatte es keine Notwendigkeit gegeben, das Geld zu zählen, da er ja zurückkehren würde. Diesmal war es anders. Nach dem heutigen Tag würde Ravi den Büchsenmacher wahrscheinlich nie mehr wiedersehen. »Sie wollen es nicht zählen?«, fragte er.
    Der Bengale lächelte. »Aber Sir«, erwiderte er. »Ich weiß, wenn ich es mit einem Gentleman zu tun habe.«
    Daraufhin präsentierte er Ravi eine schwere Pappkartonschachtel, die etwa zwölf mal zwölf Zentimeter maß und zehn Zentimeter hoch war. »Hier drin sind 30 Übungspatronen«, sagte er. »Damit Sie das Fernrohr perfekt auf die Entfernung zu Ihrem Zielobjekt einstellen können. Sie werden ein wenig herumprobieren müssen, also gebe ich Ihnen genügend Munition mit. Hier sind auch noch drei Zielscheiben, die dürften ganz nützlich sein.«
    Rashud dankte ihm lächelnd. Er streckte ihm die Hand hin und sagte leise: »Mr. Kumar, es gibt nur fünf Personen auf der Welt, die wissen, dass Sie dieses Gewehr für mich angefertigt haben. Zwei davon sind Ihnen bekannt, aber ich kenne alle fünf. Sollte jemand unser Geheimnis herausfinden, werden wir vier alle wissen, woher die Indiskretion stammt. Sie wissen sicherlich, wie die Strafe dafür aussieht.«
    »Mr. Spencer«, erwiderte er, »mein Risiko ist im Allgemeinen immer hoch. Es wird zu keinerlei Indiskretionen kommen, darauf können Sie sich verlassen.«
    Bevor er Ravi die Treppe zur Eingangstür hinaufführte, überreichte er ihm einen weiteren, in einen schwarzen Samtbeutel gewickelten Gegenstand. »Hier ist die von Ihnen gewünschte Pistole. Eine neue österreichische Glock 17, 9 Millimeter. Sie entsichert sich automatisch, wenn Sie den Abzug betätigen. Und sie geht nicht los, wenn sie hinunterfällt. Sie wird Sie nie im Stich lassen.«
    Ein letztes Mal gaben sie sich die Hand, und der Terrorist verabschiedete sich vom Büchsenmacher aus Bengalen.
    In nachdenklicher Stimmung fuhr er zur Botschaft zurück. Nur allzu sehr war ihm bewusst, dass es Samstag war und er Shakira am Abend liebend gern ausgeführt hätte, vielleicht ins Theater, vielleicht zum Essen ins Ivy, wo die »Stars« nach der Vorstellung einkehrten. Ravi wären die egomanischen Theaterschauspieler herzlich egal gewesen, aber Shakira wäre begeistert gewesen. Außerdem bezweifelte er, dass er überhaupt einen Tisch hätte reservieren können.
    Ein sehr viel größeres »Außerdem« war, dass das alles sowieso nicht infrage kam. Würde er von einem aus seinem früheren Leben erkannt werden, müsste er ihn töten oder außer Landes fliehen. Ihm stand daher nichts anderes bevor als ein weiterer langer Tag des Wartens in der Botschaft. Von der Langeweile abgesehen, war er für die Tarnung, die Belgrave Square Nr. 8 ihm bot, jedoch äußerst dankbar.
    Oben in ihrem Zimmer überreichte er Shakira die von Kumar bereits geladene Pistole. Shakira verstaute sie in ihrer großen Handtasche. »Du wirst sie immer mitnehmen«, sagte er ihr. »Wir haben viele Feinde.«
    Sie aßen in der Botschaft, wo die Köche die Anweisung hatten, Gerichte aufzutragen, die den Botschafter an die Wüste und die Kultur der nördlichen arabischen Halbinsel erinnerten. Zu Mittag gab es daher Hühnchen-Kebab, Reis, Hummus und Salat.
    Danach saßen sie im hinteren, opulent eingerichteten Salon zusammen und lasen Zeitungen. Ravi sah

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